Samstag, Oktober 22, 2011

Tithonus


Vielleicht kennt ja der einige oder andere unter Euch die X-Files, also jene amerikanische Fernsehserie, die in Deutschland unter dem Namen "Akte X" im Fernsehen lief (und vielleicht noch läuft). Heute fiel mir eine Folge wieder ein, die ich nur einmal gesehen habe, die in New York spielte und bei der ein Polizeifotograf im Mittelpunkt der Handlung war, der schon sehr sehr lange in New York City lebte. Ich habe mal ein wenig gesucht und habe Material gefunden. Wer für phantastische Literatur und Filme nichts über hat, sollte sich den Beitrag sparen, der Rest darf folgen.

Die Beschreibung der Handlung habe ich einer fachkundigen Seite entnommen (The X-Net):
http://www.txf.net/eg/epi609.shtml


Scully und Mulder führen etwas gelangweilt Routinearbeiten durch, als Scully zu Assistant Director Kersh gerufen wird. Der teilt ihr für eine spezielle Aufgabe einen neuen Partner zu, den New Yorker Agenten Peyton Ritter. Ritter sind beim Scannen alter Fotos von Verbrechensschauplätzen ein paar Merkwürdigkeiten aufgefallen, die die Zeit betreffen, in der die Fotos aufgenommen wurden. Er glaubt der Mann der die Fotos aufgenommen hat, ein Reporter namens Alfred Fellig, wäre dafür verantwortlich. Wie Ritter weiter ausführt, glaubt er, Fellig hätte die Leute getötet, die Fotos gemacht und wäre dann später wieder erschienen, als er für seinen Job an den Tatort geschickt wurde. In einer dunklen Straße in der Bronx überfällt ein Räuber einen Mann und tötet ihn. Plötzlich bemerkt der Räuber Fellig auf einer Feuertreppe, wie der Fotos von dem Verbrechen macht. Daraufhin greift er Fellig an und stößt ihm ein Messer in den Rücken. Fellig geht zu Boden und scheint tot zu sein, daher flieht der Räuber. Ein paar Minuten später steht Fellig jedoch wieder auf, zieht das Messer aus dem Rücken und entfernt sich vom Tatort. Am nächsten Tag wird Fellig vom FBI zur Befragung vorgeladen. Doch er streitet ab, jemanden getötet zu haben, er wäre nur für Fotos am Tatort gewesen erklärt er. Da es keinen Beweis für eine Beteiligung Felligs an dem Verbrechen gibt, wird er freigelassen. Doch Ritter läßt ihn rund um die Uhr überwachen. Scully löst Ritter dabei spät in der Nacht ab, sie merkt jedoch schnell, wie Fellig sie beobachtet. Verärgert konfrontiert sie Fellig damit, in die Verbrechen verwickelt zu sein. Daraufhin lädt er sie ein, ihn zu begleiten, um ihr zu zeigen, wie es ihm gelingt, immer am Tatort des Verbrechens zu sein. Nachdem sie ein paar Stunden umher gefahren sind, stoppt Fellig den Wagen und zeigt auf eine Prostituierte. Er erzählt Scully, die Frau würde in der nächsten Stunde sterben. Doch Scully glaubt ihm nicht und geht auf die Frau zu, die rennt jedoch weg und wird beim Überqueren der Straße von einem LKW überfahren. Scully ist geschockt von dem Vorfall, als sie wieder zu Fellig sieht, fährt der gerade weg.


Mulder stellt inzwischen ein paar Nachforschungen an und ruft danach Scully an, um ihr von Fellig zu erzählen. Demnach hat Fellig eine Vorliebe dafür, seine Identität zu ändern, die älteste davon reicht in das Jahr 1849 zurück. Also wäre Fellig 149 Jahre alt. Scully möchte verhindern, daß Fellig wieder seine Identität ändert und sucht ihn in seiner Wohnung auf. Dort lädt der sie in seine Dunkelkammer ein. Er erklärt ihr, er wäre seit längerem für den Tod vorgemerkt, doch irgendwie hätte der Tod ihn vergessen. Seitdem macht er Fotos von Sterbenden, in der Hoffnung, das Gesicht des Todes zu finden um es anzuschauen und selbst zu sterben. Während der Unterhaltung merkt Fellig, auch Scully wäre als Todeskandidat markiert und bereit sich vor, von ihr ein Foto zu machen. Als Agent Ritter in der Wohnung erscheint, feuert er instinktiv mit seiner Waffe in die Dunkelkammer und trifft sowohl Fellig als auch Scully. Daraufhin geht Ritter zurück in den anderen Raum, um Hilfe zu rufen und Fellig nimmt Scullys Hand und fordert sie auf nicht in das Gesicht des Todes zu blicken. Sie schließt ihre Augen und der Tod kann nun endlich Fellig holen.


Sicherlich ist das total unrealistisch, aber die Vorstellung, dass ein Mensch mindestens seit 1849 Jahren in New York City lebte und den ganzen Wandel der Stadt miterlebt hat, finde ich sehr faszinierend. Er könnte zum Beispiel Barnum's American Museum an der Ecke Ann Street / Broadway noch im Original besucht haben, ebenso alle vier Inkarnationen des Madison Square Gardens, er könnte sogar noch Jenny Lind im Castle Garden gelauscht haben. Und er hätte die ganze erste Generation der Wolkenkratzer entstehen und auch vergehen sehen. Auch wenn Alfred Fellig offenbar einen hohen Preis für seine zeitweilige Unsterblichkeit bezahlt hat, so würde der Gedanke, mal mit ihm zu tauschen, doch reizen.

Bei der Suche nach Fotos ist mir noch eine Sache aufgefallen, die einen Bogen zu einem Beitrag schlägt, den ich vor ca. zwei Wochen verfasst habe. Mir kam nämlich ein Bild, das vorgeschlagen wurde, bekannt vor. Die Autoren von Akte X haben den Namen Alfred Fellig nicht zufällig gewählt, sondern hier war ganz offensichtlich eine tatsächliche Person Vorbild: Arthur Fellig, genannt Weegee, ein bekannter New Yorker Fotograf (1899-1968), der allerdings eine gewöhnliche Lebensspanne zurücklegte.
Neben Fotos aus dem Alltag von New York und aus dem Leben der einfachen Menschen verdiente Weegee seinen Lebensunterhalt vor allem mit Bildern von Verkehrunfällen, Brandkatastrophen und Gewalttaten, also Motive, von denen man in New York der 1930er sicher reichlich fand.

Ähnlich wie Alfred Fellig war auch Weegee häufig vor den Einsatzkräften am Unglücks- oder Tatort, aber nicht, weil er über eine übernatürliche Wahrnehmung verfügte, sondern weil er ständig ein Ohr am Polizeifunk hatte.

mehr über Weegee: 

Hier sind wir Weegee in den letzten Wochen schon einmal begegnet:

Leider kann ich keine Ausschnitte aus der Folge präsentieren, da haben die Copyright-Wächter einen Riegel vorgeschoben. Aber hier gibts zumindest eine Programm-Vorschau zu "Tithonus". Wer aber unbedingt mehr sehen möchte, kann noch was finden, wenn er mit spiegelverkehrtem und spanisch synchronisiertem Material zufrieden ist.

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