Ein weiterer Besuch in der Bildersammlung des Fotografen Nick DeWolf führt uns erneut zurück in den Frühling des Jahres 1975. Ich finde diese Bilder sehr faszinierend, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass ich ein großer Fan des Films "Taxi Driver" von Martin Scorsese bin und diese Fotografien eine alternative Reise in genau jenes New York ermöglichen, das man auch in Taxi Driver zu sehen bekommt. Bei dem dieses Mal gewählten Ausschnitt geht es zu fortgeschrittener Stunde nochmal an den Times Square, nachdem wir heute morgen bereits tagsüber einer Anti-Kriegs-Veranstaltung zugesehen haben.
Sehr faszinierend finde ich die Vorstellung, dass es Mitte der 70er offenbar eine Filiale der Restaurant-Kette "Wienerwald" am Times Square gegeben hat. Ich weiss gar nicht, ob es diese Kette in der Gegenwart noch gibt. Aber der eine oder andere unter Euch, der schon ein paar Kilometer mehr auf dem Tacho hat, kann sich bestimmt noch erinnern, dass man Wienerwald-Restaurants in den Siebzigern und frühen Achzigern in zahlreichen Fußgängerzonen antreffen konnte. Mal ganz zu schweigen von der großartigen Werbekampagne, die ebenfalls unvergesslich ist: "Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald". Aber irgendwann sind die - zumindest aus meiner Wahrnehmung - komplett verschwunden, ich könnte nicht sagen, ob und wo es noch ein solches Restaurant gibt.
Dann bitte ich den Blick nochmal links unter die Wienerwald-Reklame zu senken. Die Siebziger waren auch die Zeit der großen Katastrophenfilme. Nach dem "Flammenden Inferno", das wir heute morgen wiedererkannt haben, sehen wir hier einen weiteren Klassiker, ebenfalls aus dem Jahr 1974: "Earthquake", bei uns wörtlich übersetzt unter dem Titel "Erdbeben" gelaufen.
Statt ins Kino konnte man am Times Square auch ins "Magic Theatre" gehen und Schwertschluckern oder Bauchrednern bei der Ausübung ihrer Kunst zusehen:
Oder man die Dollars für ein wenig Schmuck ausgegeben:
Auch die Freunde der gedruckten Kunst kamen nicht zu kurz. Gibt es heute eigentlich noch einen Buchladen am Times Square? Ich glaube fast nein.
Um die Dollars auszugeben, gab es natürlich auch die Möglichkeit, Richtung Westen in die 42nd Street abzubiegen und sich einen jener Filme reinzutun, die später garantiert nicht im Fernsehen gezeigt wurden.
Wobei es hier scheinbar eine straßenseitenmäßige Genre-Trennung gibt. Rechts werden die Freunde der gepflegten Erwachsenenunterhaltung bedient und links die Grindhouse-Freunde, für die Horror und Handkanten alles Glück der Welt bedeuten. Wobei im Harris in der Mitte ein Sydney Pollack-Film namens "Yakuza" läuft, also noch A-Movie-Niveau.
Hier sehen wir noch eine überdimensionale Tabakwerbung, auch ein Ding, das in der Gegenwart so nicht mehr vorstellbar ist, nicht bei uns und in den Staaten schon gar nicht.
Damit ist das Bildmaterial vom Times Square eigentlich schon erschöpft. Quasi als Bonus-Track verlassen wir die ebene Erde und begeben uns hinunter in die Katakomben unter dem Times Square, wo sich eine weitläufige U-Bahn-Station befindet. Warum bei der Gelegenheit nicht auch direkt eine Fahrt mit der Subway, die zu jener Zeit den Ruf hatte, schmutzig und häufig auch gefährlich zu sein.
Quelle / Source: http://www.flickr.com/photos/dboo/
Hier in Kassel gab es mal einen Wienerwald. Ich bin sehr überrascht, das es in New York auch mal ein Restaurant gegeben hat.
AntwortenLöschenja, ich habe Wienerwald auch nur als Restaurantkette im deutschsprachigen Raum wahrgenommen. Wahrscheinlich hat man damals an prominenter Stelle in den Vereinigten Staaten eine Filiale aufgemacht in der Hoffnung, auch den amerikanischen Markt von den Brathähnchen überzeugen zu können. Aber da waren Kentucky Fried Chicken auf Dauer wohl erfolgreicher.
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