Sonntag, Juni 24, 2018

Comparing Old and New



Verflixt, wo ist die Zeit geblieben, schon wieder drei Wochenenden ohne Beitrag ins Land gezogen. Ich gehe heute mal wieder auf Spurensuche in jenem Jahrzehnt, in dem ich einst auf die Welt gekommen bin. Quelle ist wie immer die Seite "Dirty Old 1970s New York" bei Facebook. 


Das erste Photo oben wurde 1977 von Sherryl Dickens aufgenommen und zeigt überwiegend das Haus Nummer 150 Eigth Avenue, wo sich der "PUERTO RICO SUPER MARKET" befindet, der unter anderem auch Zitronenlimonade der Marke "7up" und "Pepsi Cola" verkauft. 

Dann wollen wir mal schauen, wo in Manhattan das sein mag. Das ist grob geschätzt eine Stück über dem West Village, vermutlich in dem Viertel mit dem Namen Chelsea. Etwas weiter östlich findet heute wohl noch eine Parade statt, deren Marschroute in die Karte von Google Maps eingezeichnet wurde. 

google maps


Ok - Haus Nummer 150 8th Ave liegt an der Ostseite der Eigth Avenue auf dem Block zwischen der 17th Street und der 18th Avenue. 



In den letzten 40 Jahren, seitdem das Foto entstand, sind da unten ein paar Bäume gewachsen, wie es scheint, ich habe das Bild mal um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn gedreht. 



Gehen wir mal runter auf die Straße: 




Der vergitterte Salon links im Ausgangsbild an der Adresse 152 8th Ave beherbergt heute den "Westside Frame Shop", Hausnummer steht dort links unten auf dem Schild. 




Wo 1977 noch der puertorikanische Supermarkt war, befindet sich heute - wie es scheint - ein Thai Restaurant mit dem Namen "THAI SLIDERS" im Gebäude 150 8th Ave. Den Treppenaufgang zur "St. Francis Residence" in 148 8th Ave gibt es ebenfalls noch: 




Allerdings hat sich irgendjemand erbarmt und den Aufgang mit einem Eimer Farbe etwas aufgehübscht, 1977 sah er noch ziemlich vergammelt aus. 

Was sich aber wohl nicht geändert hat in den vierzig Jahren ist der Umstand, dass dort gerne zwei Leute herumsitzen und den Passanten beim Vorbeigehen zuschauen. Und Müllbeutel liegen auch noch immer vor den Häusern und warten aufs Abgeholtwerden, sind nur ein paar mehr geworden: 




Die Perspektive von oben, in der das Ausgangsfoto aufgenommen wurde, kann ich mit dem Street View natürlich nur schwer imitieren, aber das hier ist eine Annäherung:




So sieht übrigens die gegenüberliegende Straßenseite aus:



Ich neige zu der Vermutung, dass die Photographin auf der Feuertreppe des Eckhauses stand, als sie das Foto von 150 8th Ave aufgenommen hat. Ungefähr so: 



Historische Fotos von 150 8th Ave konnte ich weder bei NYPL noch bei MCNY auftreiben. Aber zumindest die Songlines wissen noch ein wenig zu erzählen:



Der hier beschriebene Sachstand ist vermutlich nicht mehr ganz aktuell, denn im August 2017 wurde von Google diese Konstellation auf den Hausnummern 152-148 photographiert:



Im Mai 2009 sah das noch anders aus, da kommen wir näher an die Songlines, links sieht man z.B. Mardana (for men):



Und im August 2013 befinden sich in den Geschäftslokalen von #150 und #148 noch SILOM THAI und COLA'S, wie in den Songlines beschrieben. 




Die Kupferfassade des italienischen Restaurants COLA'S ist hoffentlich nicht bösen Buntmetalldieben zum Opfer gefallen, auf jeden FAll hat die es auch nicht in die Gegenwart geschafft, wo sich heute "BEE" in Nummer 148 befindet. 

Die Songlines verraten ja noch darüber, was sich zwischen 1977 und heute im 150 8th Avenue eingemietet hatte. Vor dem SILOM THAI - Restaurant befand sich dort ein mexikanisches Restaurant mit dem Namen Blue Moon Mexican Cafe:




Allerdings war der Besuch im Blue Moon während der späten 1990er wohl mit gewissen Risiken verbunden, es sind mehrere Fälle von Lebensmittelvergiftung überliefert, die Gäste dort als Gratis-Andenken mit auf den Weg bekamen. 

Zwischen den späten 1970ern und den späten 1990ern war in den Erdgeschossräumen auch mal eine Bar für die besondere Spezies der Lederschwulen, die den recht unverdächtigen Namen "17th Street Saloon" trug. 

Auch wenn es von der Zeit mit 1968 nicht ganz passt, so kann ich mir dieses Foto hier dennoch nicht verkneifen, denn den Namen über dem Marquee liest und hört man im Moment häufiger Mal, warum eigentlich?



In dem Lichtspielhaus "LOEW'S DELANCEY" wurde zum Zeitpunkt der Aufnahme der drei Jahre zuvor veröffentlichte Film "Dr Zhivago", auf Deutsch "Dr. Schiwago" gespielt. 


Das Kino befand sich an der Ecke Delancey Street und Suffolk Street. Wir bleiben in Manhattan, gehen aber dieses Mal hinüber in den Südosten, etwa dorthin, wo die Williamsburg Bridge auf die Insel stößt. 



Das hier (rotes Kreuz) ist das Gebäude an der Nordost-Ecke der Kreuzung Delancey / Suffolk Streets:



Heute ist dort eine bekannte Frikadellenbrötchenschmiede einquartiert, aber der Bau könnte durchaus mal ein Kino beherbergt haben: 



Die Songlines wissen eine wesentliche Information beizutragen: 



Also, dereinst war in diesem Gebäude an der Hausnummer 140 Delancey Street von 1912 bis 1977 "LOEW'S DELANCEY THEATER" untergebracht, ein Kino. 

Von dem habe ich hier noch ein paar Fotos bei Cinema Treasures gefunden, die in unterschiedlichen Jahrzehnten aufgenommen wurden: 




http://cinematreasures.org/theaters/529/photos


Ein Bild mach ich noch (nachdem ich beim letzten Bild eine ganze Menge Zeit verloren habe, weil ich mich eine Dreiviertelstunde in das falsche Gebäude verrannt hatte). 



Auch ein schönes Foto, allerdings bei einem nicht so schönen Anlass, denn in der Bildmitte hat nicht allzu lange Zeit davor wohl ein Gebäude gebrannt, man sieht noch die Feuerwehrwagen und den Löschstrahl, der auf das erste oder zweite Stockwerk zielt. 

Das Foto stammt aus der Sammlung von Susan Fensten und entstand 1977 auf der 10th Street, am Kreuzungspunkt mit der Greenwich Street, Blickrichtung nach Osten.

Wir kehren wieder in die Nähe des Ortes zurück, den wir für das erste Foto besucht haben: 



Ich habe die 3-D-Aufnahme um 90 Grad im Uhrzeigersinn drehen müssen, damit die Kulisse des Fotos nachvollzogen werden kann. Die drei Gebäude links auf dem Ausgangsfoto sind ebenso gelb markiert wie das Gebäude, das dort steht, wo beim Ausgangsfoto die Brandruine steht. 





Leider sind bei allen historischen Street Views die Bäume im Weg, so dass man sich dem Ausgangsfoto nur annähern kann so wie hier: 



Es hat den Anschein, als ob das abgebrannte Gebäude wiederhergestellt wurde, denn die markanten Arkaden im Erdgeschoss gab es damals wie heute: 




Die Songlines wissen bis auf die Bögen auch nichts Erhellendes zu berichten außer vielleicht noch der Hausnummer 259 Tenth Street und dem Namen "The Village Landmark".



Die nachfolgenden Aufnahmen aus der Sammlung der NYPL stammen vom Beginn der 1940er und zeigen zunächst die drei Häuser und dann die Brandruine vor dem Brand: 






Zuvor führte an dem Gebäude die Hochbahntrasse der 9th Avenue El vorbei: 





Laut NYCityMap wurde das Gebäude an der Ecke 1979 errichtet, das könnte passen, wenn es 1977 abgebrannt und 2 Jahre später wieder neu errichtet oder wiederhergestellt wurde. 



Die Immobilienseiten sprechen auch von 1979 als Baujahr, entweder unterschlagen die den Brand, der ja auch nicht unbedingt kundenförderlich wäre oder es handelt sich tatsächlich um einen Wiederaufbau nach altem Muster. 





Näheres über den Gebäudebrand, der auf dem Foto von 1977 dokumentiert wurde, habe ich leider nicht herausfinden können. 

Mehr Folgen von "Comparing Old and New" findest Du hier:


Sonntag, Juni 03, 2018

Early Sound Footage of New York City

vidcap by schaedel


Vor einigen Wochen habe ich hier schon mal einen alten Film aus dem Jahr 1929 eingebettet, der mit dem frühen Soundsystem Movietone in New York City aufgenommen worden war und die seltene Gelegenheit bot, sowohl historische bewegte Bilder als auch die zeitgleich aufgenommene historische Geräuschkulisse bewundern zu können. 

Wir erinnern uns: Seitdem ab Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Filme von den Pionieren aufgenommen worden waren, versuchte man, auch den Ton mit einzufangen. Ein brauchbares Verfahren, das die Möglichkeit bot, Bild und Ton sowohl synchron aufzunehmen als auch abzuspielen, stand erst ab der zweiten Hälfte der 1920er zur Verfügung. "The Jazz Singer" von 1927 war der erste reguläre Kinofilm mit (zeitweiligem) Ton. 

1928 entstanden die nachfolgenden Film- und Tonaufnahmen in New York City, die zu den frühesten verfügbaren historischen Dokumenten dieser Art gehören. Natürlich muss man bei der Tonqualität gegenüber heutigen Hörgewohnheiten Abstriche machen, aber andererseits ist es doch erfreulich, dass aus jener Zeit überhaupt etwas erhalten und verfügbar ist. 

Folgende Alltagsszenen aus der Hudson-Metropole Ende der 1920er gibt es in dem knapp 15minütigen Kurzfilm zu sehen: 






Der nachfolgende Movietone-Film wurde am 07.12.1929 am Broadway in New York im Theaterbezirk von einem Fahrzeug aus aufgenommen:






Dazu als Gegenstück passend weitere Movietone-Aufnahmen vom Theaterbezirk, dieses Mal aber während der Abendstunden aufgezeichnet im Mai 1931 vor 87 Jahren:






Als nächstes sehen und hören wir den Kapitän einer New Yorker Fähre, die zwischen New Jersey und Manhattan über den Hudson River pendelte, kurz vor Ende seines fast 47 Jahre dauernden Arbeitsverhältnisses auf seiner letzten Fahrt:







Und zum Abschluss nochmal bewegte und hörbare Bilder aus den 1920ern, dieses Mal von Zugfahrten und -bewegungen im weiteren Umfeld von New York City, aufgenommen vor allem im nördlich gelegenen Tal entlang des Hudson Rivers.