Samstag, Februar 21, 2009

Kaiser Wilhelm der Große

Kapitel 151

Eine Atlantiküberquerung dauert heute für die meisten, die mit einem Flugzeug von Westeuropa zur Ostküste der USA reisen, zwischen 6 und 8 Stunden. Es ist noch gar nicht so lange her, dass eine solche Reise Wochen, später dann Tage in Anspruch nahm. Stellvertretend für die vielen Dampfschiffe, die über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren die Überfahrt nach Nordamerika möglich machten, werfen wir einen Blick auf die Geschichte der "Kaiser Wilhelm der Große". Nach Fertiggestellung des Marie Lemke - Kapitel (Kapitel 110) habe ich schon länger über eine Fortsetzung in Form einer Trilogie nachgedacht. Hier nun der zweite Teil der "Trilogie". Da es zur Geschichte des deutschen Ozeanliners "Kaiser Wilhelm der Grosse" schon eine Menge Textmaterial gibt und auch keine Übersetzungen notwendig sind, erspare ich mir die Mühe, selber zu formulieren und greife (mit einigen Kürzungen und Anpassungen) auf den Wikipedia-Text zu diesem Schiff zurück:

"Die Kaiser Wilhelm der Große, benannt nach Kaiser Wilhelm I., war ein 1897 fertiggestellter Doppelschrauben-Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd für die Linienschifffahrt auf der Transatlantikpassage Bremerhaven–New York. Mit ihren vier Schornsteinen verkörperte sie den damals bei Reisenden gefragtesten und spektakulärsten Schiffstyp, der neueste technische Entwicklungen mit Geschwindigkeit und Luxus verband. Als erstes deutsches Schiff gewann die Kaiser Wilhelm der Große das Blaue Band für die schnellste Nordatlantiküberquerung und versah bis 1914 ihren Liniendienst. Ein Hauptaugenmerk lag auf den Sicherheitseinrichtungen. So war die Zahl der wasserdichten Schotten erstmals auf 18 Stück erhöht worden und wesentlich stärker angelegt als bis dahin üblich.Das signifikanteste Merkmal waren aber die vier Schornsteine, mit denen der Norddeutsche Lloyd eine völlig neue Schnelldampferklasse schuf, die weltweit kopiert wurde.

Nachdem sich der Norddeutsche Lloyd im Laufe der Zeit mit elf Schiffen die größte Schnelldampferflotte der Welt zugelegt hatte, war abzusehen, dass die Einschraubenschiffe im Vergleich zur internationalen Konkurrenz technisch veraltet und zu klein waren, um auf absehbare Zeit konkurrenzfähig zu sein. Das Direktorium entschloss sich, einen bedeutenden Schritt nach vorne bei der Geschwindigkeit und den Abmessungen zu gehen. Allerdings behinderte die Schleuse in Bremerhaven den Ankauf oder Bauauftrag größerer Schiffe. Erst als die Abmessungen der Schleuse verändert wurden, weil der Norddeutsche Lloyd damit drohte, die Abfertigung der Schnelldampfer zu verlegen, war der Weg für den Bau größerer Passagierschiffe frei. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. machte seinen Einfluss geltend, um das Schiff bei einer deutschen Werft bauen zu lassen.

Das Schiff wurde 1896 bei der A.G. „Vulcan" in Stettin auf Kiel gelegt, lief am 4. Mai 1897 vom Stapel und trat am 19. September 1897 seine Jungfernfahrt von Bremerhaven nach New York an. Der Vorstand des Lloyd hob in der Folge den „überaus gelungenen Bau" und die „vorzüglichen Leistungen“ des Schiffes hervor. Im November 1897 brach die Kaiser Wilhelm der Große zunächst den Rekord für die ostwärtige Transatlantikreise und vier Monate später auch den für die westwärtige Überquerung. Damit unterbot sie den bisherigen Rekord des Cunard-Liners Lucania.

Die Kaiser Wilhelm der Große war der erste Passagierdampfer mit kommerzieller Telegrafieverbindung; diese wurde im Februar 1900 von der Marconi Company eingebaut. Wie auf jedem Dampfer des Lloyd fuhr auch auf der Kaiser Wilhelm der Große ein approbierter Arzt mit, der alle Patienten ohne Entgelt versorgte.

Im Juni 1900 entkam sie einem Großbrand in Hoboken, der drei andere deutsche Passagierschiffe – die Main, die Bremen, und die Saale - schwer beschädigte und vielen Männern aus den Besatzungen das Leben kostete.

Im Januar 1902 reiste die junge Königsbergerin Marie Lemke auf der "Kaiser Wilhelm der Große" von Bremerhaven nach New York City, um ihre Verwandschaft in Orange, New Jersey, zu besuchen. http://nygeschichte.blogspot.com/2008/07/marie-lemkes-besuch-in-new-york-1902.html

Im November 1906 wurde die "Kaiser Wilhelm der Große" mittschiffs von der RMS Orinoco gerammt, als sie vor der Orinoco in deren Fahrwasser kreuzte. Dabei erlitt sie ein Leck von 21 x 8 Metern und fünf ihrer Passagiere fanden den Tod. Ein Seegericht des Admiralty Court befand die Schuld vollständig bei der Kaiser Wilhelm der Große.

1914 wurde das Schiff umgebaut, um nur noch Passagiere der 3. und 4. Klasse zu befördern; damit sollte der wachsende Bedarf für Platz von Auswanderern nach Nordamerika bedient werden.Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 wurde das Schiff von der Kaiserlichen Marine requiriert und zum Hilfskreuzer umgerüstet. Sie erhielt sechs alte 10,5 cm Geschütze und zwei 3,7 cm-Revolverkanonen und sollte vor der westafrikanischen Küste Handelskrieg führen. Zwei Passagierschiffe wurden unbehelligt gelassen, da viele Frauen und Kinder an Bord waren, doch gelang es, zwei Frachtschiffe aufzubringen und zu versenken. Am 26. August 1914 wurde die Kaiser Wilhelm der Große beim Kohlebunkern vor dem damals spanischen Rio de Oro in Westafrika von dem britischen Kreuzer HMS Highflyer, der mit sechs 6-Zoll-Geschützen bestückt war, entdeckt und zum Kampf gestellt.

Zeitgenössische britische Quellen behaupteten, das Schiff sei auf Grund der von der Highflyer erzielten Treffer gesunken, während die deutschen Quellen verlautbarten, dass es von seiner eigenen Besatzung nach Verbrauch der gesamten Munition versenkt worden sei. In jedem Falle war die Kaiser Wilhelm der Große der erste Passagierdampfer, der im Ersten Weltkrieg versenkt wurde."

Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kaiser_Wilhelm_der_Gro%C3%9Fe_(Schiff)
http://www.maritimequest.com/liners/kaiser_wilhelm_der_grosse/kaiser_wilhelm_der_grosse.htm
http://www.janmaat.de/kaiserwdg.htm
http://www.firstworldwar.com/photos/sea.htm
http://www.lamza.net/kaiser.htm

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