Der heutige Film wurde 1901 von der American Mutoscope and Biograph Company gedreht und zeigt im Zeitrafferverfahren den Abriß des Star Theatre an der Ecke Broadway und 13th Street, welcher insgesamt 30 Tage dauerte. KARTE
Ein aktueller Blick auf den Ort über die Straßenansicht von Google-Maps:
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Das Star Theatre wurde 1861 als "Wallack's Theatre" eröffnet und wurde 1883 in "Star" umbenannt. Es bot Platz für 1448 Zuschauer und war sehr bekannt für seine ausgezeichneten Produktionen. Zahlreiche berühmte Schauspieler und Schauspielerinnen traten hier auf, darunter z.B. Ellen Terry. Der gefeierte englische Schauspieler Henry Irving hatte seinen ersten Bühnenauftritt in Amerika im Star Theatre. Hier eine Innenansicht des Gebäudes:
http://www.daviscrossfield.com/star.htm
IMDb schreibt folgendes zum Film:
"A fascinating example of timelapse photography, and quite possible the first. Shot from one angle, the movie begins with areal time shot of a building across the street, the Star Theater. Vehicles of all kinds crowd the street below, and the sidewalk is bustling with people. Then time flashes forward. As though watching somebody dressed in layers of clothes start to strip, we watch as Star disappears, pealed away layer by layer by an ant-like demolition crew. The final shot, still from the same angle, is again in realtime, showing people and vehicles passing through the street, past what is now a vacant lot. We're so used to seeing examples of this same sort of scene now, it's strangely unnerving to see it happen 102 years ago. The picture quality of the print I saw was extremely crisp, and fine details (even the faces of passers by on the street) were visible. The only thing I didn't like so much was seeing a beautiful building get torn down. Still, at least it was all captured on film for us to see now. A fascinating document."
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Zuletzt wieder ein Auszug aus dem Aufsatz von Herrn Jan-Christopher Horak mit dem Titel
"Autos, Züge und Städte: Modernisierung, das frühe Kino und die Avantgarde": "Doch nicht nur die technologische Basis der Stadtkultur wird zelebriert, sondern auch die Filmkamera selbst als der moderne Apparat schlechthin. In dieser Beziehung scheint ein früher Film wie Demolishing the Star Theatre (1901, American Mutoscope and Biograph) eine Meditation zur Filmkamera selbst, wobei es zunächst dahingestellt bleibt, ob der zeitgenössische Zuschauer das Bild der Stadt in diesem Film positiv oder negativ entschlüsselte. Jedem Zuschauer muss aber sofort klar gewesen sein, dass er eine Sicht erlebte, die geradezu revolutionär in seiner Formgestaltung war. Der Film zeigt den Abriß eines großen Theaters in einer Stadtlandschaft. In der Art wie er Zeitrafferfotografie, Perspektive, Raumgestaltung und Zeit einsetzt, bricht der Film mit der gewöhnlichen menschlichen Perzeption und führt eine rein filmische Sicht ein. In der Totale sehen wir zunächst eine Strassenecke, auf der gegenüberliegende Seite das "Star Theatre," links im Vordergrund ein ähnlich grosses (Kauf?)haus, dazwischen die Straße mit Straßenbahnen, Fußgängern und Pferdewagen. Die Kamera scheint vom zweiten Stock aus die Szene zu beobachten, so daß ein guter Blick zur Straße hin, ebensowie zum Dach des Theaters möglich ist. Schon hier sehen wir, wie das Bild auf verschiedenen Ebenen in die Tiefe entworfen wird und das Verhältnis dieser einzelnen Ebenen zueinander wird noch an Bedeutung gewinnen, denn nach circa vier Sekunden verändert sich die Bildgeschwindigkeit bei gleicher Bildkomposition: plötzlich blitzen die Straßenbahnen und die Fußgänger nur noch als Geister über die Leinwand, das Straßenleben bewegt sich im rassenden Tempo, die subjektive Erfahrung des vom Lande kommenden Bauerns in der Stadt wird verbildlicht. Die Bewegungen auf der Straße ziehen die Aufmerksamkeit des Zuschauers an sich, akzentuiert durch die Bewegungslosigkeit des Hause am linken Bildrand, so daß sich erst nach einigen Momenten die zunächst kaum sichtbaren Veränderungen im Star Theater aufdrängen. Das Theater wird aber in der Tat Stein für Stein weggetragen, der ganze über Tage, wenn nicht Wochen dauernde Prozess — erkennbar an den durch Schatten sichtbaren Wolken- und Sonnenbewegungen, wie auch die auf der Netzhaut verhafteten Silhouetten der einzelnen Arbeiter — in weniger als 100 Sekunden festgehalten. Die Dekonstruktion einer urbanen Struktur wird mit dem Treiben in einem Ameisenstaat gleichsetzt, dabei bleiben die Arbeiter durch die Zeitraffer abstrakte Wesen, es entsteht eher der Eindruck eines frei von menschlicher Hand geführter Automatismus. Als das Theater seine Gestalt langsam verliert, erscheinen im Hintergrund die dahinter stehenden Häuser und eine zweite, parallel laufende Strasse, ebenfalls mit Verkehr. In den letzten Sekunden des Film kommt er wieder zur Echtzeit zurrück, plötzlich bewegen sich die Pferdewagen und Fußgänger auf beiden Strassen im Normaltempo, auch die Arbeiter auf der fast leeren Baustelle dazwischen werden sichtbar. So entstehen aus drei Bildflächen fünf. Wichtig scheint mir die Aufteilung des Bildes in verschiedene Tiefenebenen, wobei das Auge des Zuschauers weniger geführt wird, als es die Möglichkeit hat, die verschiedenen Ebenen zu erforschen, d.h. die Komposition ist nach Burch dezentriert. Die Erfassung und Erforshung verschiede Bildebene ist vornehmliches Thema der Avantgarde, wie Rod Stoneman schreibt: "Exploration of the relations of surface and depth, figure and ground is characteristic of contemporary modernist work, for example, Jan Dibbets’ photo series Perspective Correction which plays on the ambivalent signification of the third dimension." Er erwähnt dann Michael Snows Wavelength. Durch die Zurückführung in die wirkliche Zeit werden nochmals dem Zuschauer die sich ständig ändernden Kompositionen der Bildfäche (Raum), ebensowie die Kameratechnik (Zeit) vergegenwärtigt und damit wird die Illusion einer Wirklichkeit entfremdet. Der Zuschauer erlebt die Rückführung in die profilmische Zeit als Schock des Normalen, damt erzielt der Film ebenfalls in seiner Organisation der zeitlichen Perzeption eine avantgardistische Entfremdung, ähnlich der obsessiven Weiderholungen in Jacobs Tom, Tom, the Piper’s Son oder Bill Brands Demolition of a Wall (1974), der den Lumièrefilm gleichen Titles bearbeitet. So ist die Vorgehensweise in Demolishing the Star Theatre nicht von späteren Avantgardefilmen zu unterscheiden, die ebenfalls die Illusion zu brechen trachten."
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