Dienstag, August 10, 2010

Madison Square Garden II - The Architect

Kapitel 261


Ich hatte es ja schon in einem der vorausgegangenen Kapitel angedroht, dass ich auch dem Architekten des Madison Square Gardens ein Kapitel widmen möchte. Nicht zuletzt deshalb, weil das Leben von Stanford White auf tragische Weise auf dem von ihm geschaffenen Gebäudekomplex endete.


Stanford White (geboren 09.11.1853 in New York City, verstorben 25.06.1906 in New York City) war ein berühmter amerikanischer Architekt und Partner in der Architektenfirma "Mc Kim, Mead and White", den Spitzenreitern unter den Beaux-Arts-Firmen. Er entwarf eine Anzahl von Häusern für die Reichen und die sehr Reichen sowie verschiedene öffentliche, kommerzielle oder auch religiöse Gebäude. Einige davon sind bis heute erhalten geblieben, darunter das Sea Gate in Brooklyn. Seine Design-Prinzipien verkörperten die "American Renaissance".

Leben und Karriere

Stanford White war der Sohn des Shakespeare-Gelehrten Richard Grant White (1822-1885) und von Alexina Black Mease (1830-1921). Seine Architektenkarriere begann als Leitender Assistent von Henry Hobson Richardson, dem größten amerikanischen Architekten der damaligen Zeit, dem Erfinder eines Architekturstils, der heute als "Richardsonian Romanesque" bekannt ist. Ab 1878 verbrachte White eineinhalb Jahre in Europa und als er im September 1879 nach New York zurückkehrte, tat er sich mit Charles Follen McKim und William Rutherford Mead zusammen, um "McKim, Mead and White" zu gründen.


White entwarf in New York unter anderem den zweiten Madison Square Garden (1890, abgerissen 1925), das Cable Building (siehe auch: http://nygeschichte.blogspot.com/2007/07/cable-building.html ), das Kraftwerk für die Broadway Cable Cars, die Madison Square Presbyterian Church, das New York Herald Building (1894, abgerissen), die First Bowery Savings Band an der Bowery und Grand Street (1894), die Bogen am Washington Square (1889), die Judson Memorial Church am Washington Square und den Century Club. Auch in vielen anderen amerikanischen Städten entstanden spektakuläre Gebäude unter seiner Federführung, so in Baltimore, in Virginia, in Silver Springs und in Boston und sogar in Rom in Italien. Sein letztes Werk war Tesla's Wardenclyffe Tower. An den Arbeiten für die Pennsylvania Station scheint White auch noch beteiligt gewesen zu sein, konnte dieses Projekt, welches 1910 fertiggestellt wurde, wegen seines frühen Todes aber nicht mehr abschließen.

Der Mord



Am 25. Juni 1906 feierte die Musical-Revue "Mam'zelle Champagne" ihre Premiere im Madison Square Roof Garden. Der wiederum befand sich auf dem Dach des Gebäudes, das Stanford White 16 Jahre vorher gebaut hatte. Bei der Premiere war der bekannte Architekt als Zuschauer anwesend.


Während des zweideutigen Refrains eines Songs mit dem Titel "I Could Love a Million Girls" wurde White aus unmittelbarer Nähe in das Gesicht geschossen. Er starb durch die Hand von Harry Kendall Thaw. Thaw war der eifersüchtige Millionärsgatte von Evelyn Nesbit, einer bekannten Schauspielerin, die auch für Künstler Modell stand, und mit der White eine sexuelle Beziehung unterhielt, seitdem sie 16 war (und er 47).


Die spontane Reaktion des Publikums auf das Attentat vor ihren Augen war brandender Applaus, denn spektakuläre Partyscherze waren in der New Yorker Society zu jener Zeit sehr beliebt. Als man allerdings realisierte, dass White tot war, brach Hysterie haus. Der Zeitungsmogul William Randolph Hearst stilisierte den Mord zur Sensation hoch, indem er die Gerichtsverhandlung als einen Jahrhundertprozess verkaufte. White war bekannt für seine Affären, er besaß eine rote Samtschaukel, die in einem Apartment eingebaut gewesen sein soll, wo Nesbit und andere Mädchen mit unterschiedlichen Graden des "sich Ausziehens" das Herz des Architekten erfreuten. Beim Prozess geriet diese Schaukel in den Mittelpunkt des Medieninteresses und es gab widersprüchliche Angaben, wo sie sich befunden haben soll: im Giralda Turm des alten Madison Square Gardens oder in einem nahegelegenen Gebäude an der 24th Street.



Die Geschichte von Mord an Stanford White wurde unter anderem in dem Film "The Girl in the Red Velvet Swing" (1955) und in dem Musical "Ragtime" künstlerisch verarbeitet.


Hier wird der Mord noch einmal etwas detaillierter beschrieben:
"In the spring of 1906, Harry and Evelyn decided to travel to Europe and New York. On June 25, while in New York, Evelyn and Harry saw Stanford White while dining at the Cafe Martin. After learning that White was to attend the premiere of Mam'zelle Champagne, a show the Thaws were also planning to attend, Harry took Evelyn back to their hotel and disappeared, returning just in time to pick up Evelyn and head to the show — curiously dressed in a black overcoat, though it was a hot evening. At the rooftop theatre of Madison Square Garden, the hat check girl repeatedly tried to relieve Harry of his heavy coat, but he refused. He wandered through the crowd during the show, approaching White's table several times, only to back away on each occasion. During the finale, "I Could Love A Million Girls", Thaw fired three shots at close range into Stanford White's face, killing him."
 
Quellen: Google und
http://en.wikipedia.org/wiki/Stanford_White
http://de.wikipedia.org/wiki/Stanford_White
http://en.wikipedia.org/wiki/Beaux-Arts_architecture
http://en.wikipedia.org/wiki/Richard_Grant_White
http://en.wikipedia.org/wiki/Henry_Hobson_Richardson
http://en.wikipedia.org/wiki/Harry_Kendall_Thaw
http://en.wikipedia.org/wiki/Evelyn_Nesbit

2 Kommentare:

  1. Ich hab mal nach dem Haus in der 24th Street gesucht: Es handelte sich dabei um 22 West 24th Street. Offenbar ist das Haus allerdings vor 3 Jahren eingestürzt. Bei Google Maps kann man es noch von oben sehen, in der Street View ist es aber schon nicht mehr vorhanden.

    H.H. Richardson hatte übrigens in NYC auch gebaut: Zwei Häuser an der Park Avenue (Nummer 38 und 40), die bereits wieder abgerissen wurden und ein Haus für sich selbst auf Staten Island (45 McClean Avenue). Letzteres ist sogar noch vorhanden. Allerdings ist es kein typisches Richardson-Haus im Stil der Neoromanik.

    http://www.nyc.gov/html/lpc/downloads/pdf/reports/richardson.pdf

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  2. Danke für die Ergänzung ub.

    Richardsons Haus kommt für einen Stararchitekten, der er ja mal gewesen ist, allerdings ziemlich schlicht rüber. Interesant finde ich, dass es aus manchen Blickwinkeln größer wirkt als aus anderen.

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