Samstag, Januar 03, 2015

Lefty - Erinnerung an einen Toten in Brooklyn (1978)



Nach den 1980ern geht es noch ein paar Jahre weiter zurück zum Jahr 1978 und hinüber in den Stadtteil Brooklyn. Den Rest überlasse ich der Videobeschreibung:


Lefty, der neunzehnjährige „Präsident“ der Sex Boys, ist von einer rivalisierenden Straßenbande, den Crazy Homicides – den „Verrückten Totschlägern“ erstochen worden. Die Sex Boys rüsten zum Gegenterror. Es ist Sommer in New York, der heißeste seit Jahrzehnten, der Sommer 1977.

Ein Team des NDR befindet sich gerade in der Stadt, um in Brooklyn einen Film über New Yorks street gangs zu drehen. Die Polizisten des 75. Reviers „vermitteln“ das Team an die Sex Boys – eine von hundert Jugendbanden, die sich in der Anarchie der Brooklyner Stadt-Wildnis als „Gegen-Gesellschaften“ etabliert haben: mit eigenen Hierarchien, Ritualen und Gesetzen. Dies ist der Beginn eines faszinierenden Experiments, das vielleicht ein Stückchen Fernsehgeschichte machen wird.

Rehbein und sein Team haben keine simple Reportage über New York, über die zerfressene Unterseite des „Big Apple“, abgedreht. Sie haben einen originellen Beitrag zur Anthropologie der amerikanischen Großstadt geliefert. Eckhard Doms Kamera hat nicht den Voyeur gespielt, der nach möglichst bizarren oder sensationellen Bildern giert. Das Team hat nicht von „außen“ nach „innen“ gefilmt, sondern die Position des kaltäugigen Beobachters verlassen, um in das Milieu einzutauchen – eben wie Anthropologen, die eine fremde Gesellschaft „erleben“ müssen, um sie zu erforschen.

Die NDR-Leute haben in dem Keller des Hauses gewohnt, das den Eltern von „Brother Lou“, Leftys Nachfolger als Chef der Sex Boys, gehört. In fünfwöchiger Drehzeit gelang es ihnen, das zögernde Vertrauen der Bande zu gewinnen – genug, um als Zeugen mitleben zu dürfen. Das Resultat ist eine Fülle authentischer Bilder und Dialoge, die diesen Film immerhin 90 Minuten ohne Längen tragen.

Ein Hauch von „Kojak“ und „Westside Story“, gewiß, aber das Drama ist echt, auch wenn ihm zur Nachhilfe stellenweise hämmernde Musik aus dem „Moog Synthesizer“ unterlegt wird. Das Team war dabei, als sich die Gang mit Waffen für den Rachefeldzug gegen die „Homicides“ ausrüstet. Die Kamera zeichnet den zähen, aussichtslosen Kampf des Bandenspezialisten aus dem 75. Revier, Frank Santangelo, nach, der den heraufziehenden Krieg wittert und ihn zusammen mit seinem heimlichen Gehilfen, „Brother Lou“, zu verhindern sucht.

Rehbein hat erfreulicherweise darauf verzichtet, den Film durch herablassend-moralisierende Kommentare „anzureichern“
(c) Josef Joffe/DIE ZEIT







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