Sonntag, August 02, 2009

The Gillender Years

Kapitel 197

Erst haben wir das Ende im Jahr 1910 gesehen, dann die Geschichte des kleinen Grundstücks an der Ecke Wall Street / Nassau Street verfolgt. Nun ist es Zeit, endlich die Jahre 1896 bis 1910 Revue passieren zu lassen, die Jahre, in denen das Gillender Building das Aussehen der Stadt New York mitgeprägt hat.

Das Gillender Building war ein früher 20-stöckiger Wolkenkratzer im Financial District von New York City. Es stand an der Nordwestecke der Kreuzung Wall Street und Nassau Street, auf einem schmalen Streifen Land entlang der Nassau Street, der nur 26 mal 73 Fuß groß war (etwa 8 mal 22 Meter). Zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung 1897 war es 273 Fuß (83 Meter) hoch, zum damaligen Zeitpunkt und abhängig von der Erhebungsmethode das vierthöchste oder das achthöchste Gebäude in New York. Das Gillender Building wurde damals gelobt als eine Neuheit der Ingenieurskunst, als "eines der Wunder in der Stadt". Es zog Aufmerksamkeit auf sich durch das auffällige Mißverhältnis zwischen Höhe und Standfläche. Dieses führte aber zu einer relativ geringen vermietbaren Fläche und bedingte, dass das Gebäude von Beginn an wirtschaftlich gesehen wenig rentabel war.

Nach 13 Jahren einer wenig ereignisreichen Existenz wurde das Gillender Building im Dezember 1909 für einen Rekordpreis von 822 Dollar pro Quadratfuß Land verkauft und im April bis Juni 1910 abgerissen, um Platz für den 41-stöckigen Bankers Trust Tower an der Adresse 14 Wall Street zu schaffen. Die New York Times schrieb, dass der Abriß des Gillender Buildings das erste Mal in der Geschichte markierte, dass ein moderner Wolkenkratzer niedergerissen wurde, um durch einen anderen, moderneren ersetzt zu werden. Es hält immer noch den Titel für das höchste Gebäude, welches jemals freiwillig (ohne Notwendigkeit) abgerissen wurde.

1896 entschied Helen L. Gillender Asinari, Besitzerin eines 6-stöckigen Bürogebäudes an der Ecke Wall und Nassau, dieses durch einen 300 Fuß hohen Turm zu ersetzen, nachdem sich der Wert der Immobilie verzehnfacht hatte. Das Gebäude sei nach Helen's Vater benannt, dem Millionär und Tabakhändler Eccles Gillender (1810-1877). Mrs. Gillender habe sich beeilt, den neuen Turm zu errichten, bevor man neue strengere Bauvorschriften in Kraft setzte, die bereits erwartet wurden (tatsächlich sind dementsprechende Regularien erst 1916 verfügt worden). Eine alternative Version, die Joseph Korom präsentierte, führt die Konstruktion des Gillender Buildings auf Augustus Teophilus Gillender (geboren 1843) zurück, dem Seniorpartner in einer Anwaltskanzlei.

Den Zuschlag für den Bau des Gebäudes erhielt die "Charles T. Willis Company", miteingebunden waren außerdem die Firmen "Hecla Iron Works", "Atlas Cement Company" und "Okonite Company of Passaic". Es entstanden Kosten in Höhe von 500.000 Dollar, um das Gillender Building zu bauen. Treibsand im Boden des Grundstücks machte die Verwendung von Senkkästen bei der Fundamentlegung erforderlich. Die Setzkästen verbrauchten den Raum im Untergrund, der normalerweise anderweitig hätte genutzt werden können, zum Beispiel als ein Bank-Gewölbe oder als Lagerraum, was zu einer Wertsenkung des Gebäudes führte.

Seine vermietbare Fläche (2.790 Quadratmeter) lag nur wenig über dem durchschnittlichen Wert von 1897 für Gebäude der Vor-Wolkenkratzer-Ära in Manhattan (2.400 Quadratmeter). und war kleiner als die Fläche im angrenzenden siebenstöckigen Stevens Building. Das Mißverhältnis der Proportionen wurden noch augenscheinlicher ab 1903, als der neue Hanover Building Tower rechts in der Nachbarschaft an der Nassau Street errichtet wurde, der zwar nur unwesentlich höher war, aber das schmale Gillender Building daneben dennoch mickrig aussehen ließ (dwarfed the slender Gillender Building).

Architektonisch wurde das Gillender Building von Charles I. Berg und Edward H. Clark entworfen. Es gehörte zu "einer Serie von eleganten Türmen in verschiedenen klassischen Varianten, die in den 1890ern in New York errichtet wurden" und wird heute als ein erinnerungswürdiges Beispiel seiner Epoche eingestuft, zusammen mit dem "Central Bank Building (William Birkmire, 1897, abgerissen) and the American Surety Building (Bruce Price, 1894–1896, noch vorhanden). Die Konstruktion basierte auf komplett verklammerte und dem Winddruck standhaltenden Stahlrahmen, umgeben von Mauerwerk. Der größte Teil des Gebäudes reichte von der Erde bis in die Höhe von 67 m, ohne nennenswerte Veränderungen an der Optik, erst dann folgte eine dreistöckiges Belvedere bis hinauf zu einer Höhe von 83 m. Die New York Times nannte das Gillender Building irrtümlich das höchste Bürogebäude in der Welt, denn das bereits früher fertiggestellte Manhattan Life Insurance Building (1894) war 106 m hoch.

Berg und Clark folgten der Italienischen Regel über die dreifache vertikale Einteilung: teure Dekoration blieb auf die drei unteren Stockwerke begrenzt (die, welche die Fußgänger von der Straße aus wahrnehmen) sowie auf die obersten zwei Stockwerke und den das Gebäude krönenden Turm. Massive Simse oberhalb der zweiten und dritten Etage trennten die unteren Stockwerke optisch von dem glatten Erscheinungsbild der Wände bis hinauf zum 14. Stock; vom neunten Stock an wurden Schritt für Schritt Ornamente und Fensterbögen hinzugefügt, die eine Art Vorfreude auf die italienische Barockkuppel auf dem Dach erzeugten.

Beworben als komplett feuersicher und als modernster Turm auf dem Markt, wurden die Flächen im Gillender Building während seiner kurzen Existenz an Firmen aus dem Finanzsektor vermietet, allerdings von Anfang an geprägt durch geringe Rentabilität. Es gab keine erwähnenswerten Ereignisse mit Ausnahme zweier Blitzeinschläge in den Fahnenmast auf dem Dach im Juli 1897 und im Mai 1900; der zweite ließ Funken in alle Richtungen sprühen, zum Glück aber ohne ernsthafte Folgen wie einen Brand zu verursachen.

Im Jahr 1909 ereigneten sich im Financial District eine Reihe von rasanten Grundstückskäufen durch Finanzfirmen. Die "Bankers Trust Company" stiegen mit in das Geschäft ein, nachdem bereits die "Bank of Montreal", die "Fourth National Bank" und die "Germania Insurance" Grundbesitz an Wall und Nassau Street erworben hatten. "Bankers Trust", gegründet im Jahr 1902, waren sechs Jahre lang Mieter im Gillender Building.

Diese Standortwahl wurde durch die örtliche Nähe des Gillender Buildings zur New Yorker Börse (New York Stock Exchange) ausgelöst, die sich quasi auf der anderen Straßenseite befand. Die Gesellschaft mit J.P. Morgan an der Spitze wuchs rapide und war bemüht, sich selber ständig im Sog von Amerikas Finanzwelt aufzuhalten. (intended to land itself permanently in the "vortex of America's financial life")

Im Juli 1909 unterzeichnete "Bankers Trust" einen Langzeitmietvertrag mit der Sampson Familie, die Eigentümer des Stevens Buildings. Die Pacht wurde angesichts der hohen Preise von Wall Street Grundstücken gegenüber einem Erwerb bevorzugt. Angesiedelt im selben Wall-Nassau-Straßenblock wie das Gillender Building, umhüllte das siebenstöckige L-förmige Stevens Building das Gillender und besaß Fassaden sowohl an der Wall Street als auch an der Nassau Street.

Die Presse berichtete anfangs, dass "Bankers Trust" ein 16-stöckiges Bürogebäude plane, welches das Gillender umgeben würde und in den unteren zwei Erdgeschoß-Etagen über eine Ausstattung verfügen würde, die zu den besten Bankgeschäftsräume in der Stadt gehören würden. Später wurde aufgedeckt, dass es seit April 1909 geschäftliche Verhandlungen über das Gillender Building gegeben hatte, der Handel wurde Grundstücksfläche an der Wall Street zusammenbringen für einen neuen Turm mit 94 Fuß Straßenfront an der Wall Street und 102 Fuß an der Nassau Street.

Im Dezember 1909 berichtete die New York Times von einem neuen Rekord: Die Manhattan Trust Company, eine Bank aus dem Umfeld von "Bankers Trust" unter der Kontrolle von J.P.Morgan erwarb das Gillender Building von Helen Gillender Asinari für einen Preis von 1.500.000 Dollar für das gesamte 1,825 Quadratfuß große Grundstück, also für einen Grundstückspreis von 822 Dollar pro Quadratfuß. Sechzig Jahre zuvor war das Grundstück noch 55.000 Dollar wert gewesen. Die Verhandlungen waren im April 1909 aufgenommen worden, der Handel wurde im November abgeschlossen.

Am 2. Januar 1910 berichtete die Presse, dass die Manhattan Trust das Gebäude bezahlt hätte; Bankers Trust, der neue Besitzer vervollständigte damit die Zusammenlegung zu einer großen Eckgrundstücksfläche. Der bevorstehende Abriß des Gillender Buildings wurde angekündigt als "das erste Mal, dass solch ein hochwertiges Bürogebäude, welches die beste Version einer feuersicheren Konstruktion repräsentiert", niedergerissen wird und "eine der größten Gebäude-Unternehmungen, die jemals in New York stattgefunden haben", begonnen wurde. Bankers Trust veröffentlichte die Zeichnungen von Trowbridge & Livingston für einen 39-stöckigen Turm, der bei seiner Fertigstellung New York's dritthöchstes Gebäude nach dem Metropolitan Life Insurance Company Tower und dem Singer Building, gebaut 1909 und 1908, sein würde.

Der Abriß des Gillender Buildings begann am 29. April 1910 und endete offiziell am 16. Juni 1910. Auffällig war die große Schutzbühne aus Holz und Draht, die über der Straße errichtet wurde, um die Fußgänger vor herabfallenden Trümmern zu schützen. Im Gebäudeinneren wurden die Aufzugschächte in Schuttrutschen umgewandelt, über die die Trümmer aus dem Gebäudeinneren und von der Fassade abwärts transportiert wurden. Über 250 Männer waren in den Abriß mit eingebunden, zwei italienische Arbeiter wurden von einem herabfallenden Träger verletzt, einer von ihnen starb im Krankenhaus.

Das Bankers Trust Company Building, nun bekannt als 14 Wall Street, wurde 1912 fertiggestellt, damals als das höchste Bankgebäude der Welt. Die Bank belegte tatsächlich aber nur die drei unteren Etagen, die Hauptgeschäfte wurde anderswo in wenigen teuren Büros abgewickelt. In weniger als 20 Jahren später hatte "Bankers Trust" die angrenzenden Gebäude (Hannover Building, Astor Building, Pine Street Building) erworben, abgerissen und durch einen Anbau an das Original Bankers Trust Building ersetzt, welcher 1933 fertiggestellt wurde und die vermietbare Fläche verdreifachte.

Helen Gillender Asinari starb früher, im Jahr 1932.



Quellenlinks:
http://en.wikipedia.org/wiki/Gillender_Building

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