Freitag, Juli 04, 2008

The Lost Museum - Part 1

Kapitel 98aIn diesem Kapitel geht es um ein berühmtes Gebäude in New York City, dessen Zeit schon etwas länger zurückliegt, nämlich um die 150 Jahre: Barnums American Museum an der Ecke Ann Street/Broadway, eine Art Kuriositätenkabinett, das 24 Jahre lang sehr erfolgreich die New Yorker Bevölkerung unterhielt.
Schon vorher hatte es Museen dieser Art in New York gegeben, aber keines war so erfolgreich wie das von P.T. Barnum. Dieser hatte sein Brot zunächst als Mitglied im Wanderzirkus verdient und war mit unterschiedlichen Ausstellungen über das Land gezogen, bis er 1841 nach New York zurückkehrte und dort Scudders American Museum übernahm. Zwei Jahre später kaufte er die Sammlung eines anderen Museums auf und integrierte sie in seine eigene. Nicht unerheblich am Erfolg war sicherlich auch die Lage des Museums beteiligt, denn zur damaligen Zeitpunkt war der Standort nahezu optimal, an einem Ort, an dem Sehen und Gesehen werden von großer Bedeutung war, auch bedingt durch prominente Nachbarn wie dem Astor-Haus oder dem Photographie-Studio von Matthew Brady. (Blick aus dem Barnum Museum auf den Broadway, ca. 1865)

Die Ausstellung selbst war eine wüste Mischung aus Tierpräparaten, exotischen Instrumenten, Jongleuren und Fahrradartisten, Mumien, Automaten, lebenden Statuen, Zigeunern, lebenden Tieren, bärtigen Damen, Albinos, Seiltänzern, Zwergen, Landschafts- und Stadtmodellen, eben einfach alles, was in irgendeiner Weise spektakulär und interessant erschien, um Zuschauer anzuziehen und zu erstaunen. Um das Publikum in das Museum zu treiben, engagierte Barnum ein Orchester, das auf den Ballustraden über dem Eingang platziert wurde und mit Absicht schlecht spielte.

Ein weiterer Grund für den Erfolg war sicherlich auch, dass Barnum das Spiel mit den Medien perfekt beherrschte und durch geschicktes Marketing immer wieder in den Schlagzeilen landete. Mit Unterstützung der Presse konnte er 1842 auch direkt seine erste große Sensation präsentieren, die "Fidschi-Meerjungfrau", die in diesem Jahr zur Sensation in New York City wurde, tatsächlich aber nur ein Präparat war, bei dem geschickt ein Affenoberkörper auf einen Fischlaib montiert war. Später war Tom Thumb, ein kleinwüchsiger Mensch der Star im Museum, dessen Hochzeit wiederum als Sensation ausgeschlachtet wurde. Ein anderer Publikumserfolg waren die Baby-Shows, in denen der schönste Säugling gesucht und gewählt wurde. Daneben wurde in dem Museum aber auch ein Theatersaal (Lecture Room) betrieben, in dem moralische Stücke gezeigt wurden die zum Bespiel den Kampf gegen den Alkoholmißbrauch zum Thema hatten.

Ein wichtiges Merkmal des Museums war auch, dass die Ausstellung ständig verändert, erweitert und ausgetauscht wurde, so dass niemals ein Stillstand eintrat und bei jedem Besuch wieder neues zu entdecken war. 1849 besaß das Museum um die 600.000 Exponate, 1864 waren es 850.000 Stück. Zwischen 1842 und 1865 wurden mehr als 30 Millionen Eintrittskarten verkauft. In den 1850ern war für New York-Besucher eine Stippvisite im American Museum quasi Pflicht, selbst der Prince of Wales schaute während seiner Reise durch die Vereinigten Staaten im Oktober 1860 vorbei.

Quellen:
The Lost Museum Part 2:













































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