Sonntag, März 20, 2016

Hank Mann (1887-1971)



Wer schon länger mal gelegentlich in diesen Blog hineinschaut, weiß, dass ich eine kleine Schwäche für die Stummfilmzeit bzw. die Pionierzeit der Filmkunst habe und bei entsprechender Gelegenheit auch mal die Brücke zu New York City schlage.

Und die Möglichkeit zu einer solchen Brücke ergibt sich durch Herrn David William Lieberman, einem Schauspieler aus den Anfangsjahren des Films. Über den Beginn seines Lebens und die damit einhergehende Verbindung zu New York City streiten sich interessanterweise die Geister. 



Es gibt da offenbar zwei verschiedene Versionen. Die eine Version besagt, dass Lieberman am 28.05.1888 in Russland geboren wurde und 1891 zusammen mit seiner Familie als Auswanderer nach New York City gekommen ist. Die andere Variante geht davon aus, dass die Familie bereits vor seiner Geburt New York City erreichte und Lieberman dort am 28.05.1887 zur Welt kam. Es wird anschließend berichtet, dass er in ärmlichen Verhältnissen in einem von Kriminalität geprägten Viertel in New York City aufwuchs, wo genau, habe ich leider nicht herausgefunden. 



Als junger Mann heuerte er beim Zirkus an und arbeitete dort als Trapez-Akrobat. Wegen Schwindelfreiheit  verdiente er auch Geld als sogenannter Steeplejack, also als jemand, der Reparaturen an hohen Gebäuden durchführte, zum Beispiel an Kirchtürmen oder Schornsteinen. 


1912 bzw. 1913 begann Lieberman seine Filmkarriere als "Hank Mann" in einem Vorort von Los Angeles bei Mack Sennetts "Keystone Studios", ca. ein Jahr, bevor ein junger Engländer namens Charles Spencer Chaplin dort seine Filmkarriere startete. 



Hank Mann gilt als derjenige, der die ursprüngliche Idee für die "Keystone Kops" hatte, eine erfolgreiche Filmreihe aus den Keystone Studios über eine chaotische Polizistentruppe, die von 1912 bis 1917 produziert wurde. Zu Beginn der Filmreihe trat er auch als Anführer der Polizisten auf, aber wohl schon ab dem zweiten Film übernahmen andere Schauspieler diese Rolle. Auf dem Photo unten sieht man ihn rechts außen.



Er verließ Keystone mehrere Male und heuerte anschließend wieder dort an. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Soldat, ich vermute auf amerikanischer Seite. Der Versuch, Ende der 1910er als Komiker bei den Fox Studios Fuß zu fassen, wollte trotz seines großen Talents nicht wirklich gelingen, mit der Folge, dass Hank Mann in den 1920ern vorwiegend nur noch Nebenrollen in den Werken anderer Filmkomiker spielte. Dieses änderte sich auch nicht nach dem Übergang zum Tonfilm. 

in "Arsen und Spitzenhäubchen"http://www.aveleyman.com/FilmCredit.aspx?FilmID=896s


Dennoch gibt es eine Reihe von Filmklassikern, darunter nicht nur Komödien, bei denen Hank Mann mit auf der Besetzungsliste stand, darunter "Scarface" (1932), "Mr. Smith geht nach Washington" (1939), "Die Spur des Falken" (1941), "Arsen und Spitzenhäubchen" (1944) und "Fluß ohne Wiederkehr" (1954). Auch in Charlie Chan-Filmen und Abott und Costello-Filmen war Hank Mann zu sehen. 

Seine bekannteste und bis heute in Erinnerung gebliebene Rolle dürfte der Auftritt als Boxgegner von Charlie Chaplin in dessen Film "Lichter der Großstadt" (1931) sein. 





Auch in den Chaplin-Filmen "Moderne Zeiten" (1936)....



... und "Der Große Diktator" (1940) erhielt Hank Mann, den Chaplin noch aus Keystone-Zeiten kannte,  Nebenrollen. 



Hier sieht man Hank Mann auf einer Veranstaltung zur Ehrung von Stars der Stummfilmzeit am Neujahrstag 1948:



Seine Filmkarriere ging zusammen mit den 1950ern zu Ende. Hier sehen wir Hank Mann in dem Film "Man with a Thousand Faces" (1957), zusammen mit Stummfilm-Komiker Snub Pollard als Koch im Hintergrund:



Ein Jahr später trat der inzwischen 71 Jahre alte Darsteller in einem Jerry-Lewis-Film auf (Rock A Bye Baby, 1958): 




Bis auf die ersten Lebensjahre konnte ich keine weitere Verbindung von Hank Mann zu New York City entdecken. 

Er starb am 25. November 1971 in einem Krankenhaus in South Pasadena, Kalifornien. Zuvor war er der letzte überlebende Darsteller aus der Reihe der Keystone Kops gewesen. Auf dem Walk of Fame im Umfeld des Hollywood Boulevards hat er auch einen Erinnerungsstern erhalten:




Zum Ende werfen wir noch einen Blick auf die für heutige Gewohnheiten merkwürdig anmutenden Filmprodukte aus den Keystone Studios, wo die Filmkarriere von Hank Mann begann. 

1913, also vor ca. 103 Jahren, entstand der nachfolgende vierte Film mit den Keystone Kops, der als einer der ersten Filme den Klischeeplot der Befreiung einer gefesselten Frau auf Eisenbahngleisen zur Handlung hatte: "Barney Oldfield's Race for a Life".


Keystone Star Ford Sterling spielte den Filmbösewicht (Mitte oben) und Mabel Normand die hilflose Frau (Mitte unten). Hank Mann war einer der beiden Handlanger des Filmbösewichts, ich vermute der auf dem Foto links. Demnach müsste der andere Handlanger mit dem Bart links Al(fred) St. John sein. Der sah auf einem Foto von 1920 allerdings so aus, wahrscheinlich hat er im Film noch ein wenig Maske getragen, um unfreundlicher zu wirken:



Warum ich den nochmal extra erwähne, hat natürlich einen Grund. Ich bin ein Kind der Siebziger und deshalb kenne ich Al St. John unter einem anderen Namen. Der wechselte nach seiner Zeit als Stummfilmkomiker erfolgreich zum Tonfilm und in die Sparte Western und spielte dort ab 1937 viele Jahre lang seine berühmte Rolle als "Fuzzy Q. Jones".


Ich denke, ich bin nicht der einzige, der sich noch gut an die ZDF-Reihe "Western von Gestern" und an legendäre Episodentitel wie "Fuzzy und die dicken Kartoffeln" erinnern kann. 

Kommen wir jetzt wieder zurück zum eigentlichen Thema und schauen uns einen der frühesten Filmauftritte des New Yorkers David William Lieberman alias Hank Mann an. Regisseur und Produzent Mack Sennett gehört ebenfalls zur Besetzung wie der im Filmtitel erwähnte Barney Oldfield, der im frühen Zwanzigsten Jahrhundert ein prominenter Autorennfahrer war. 




Für eine Komödie sind das am Schluss erstaunlich viele Tote oder? 

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