Aus gegebenen Anlass wieder ein zeitgeschichtlicher Beitrag: Am 18.07.2007 ist in New York ein große Dampfleitung explodiert und hat noch nicht überschaubare Schäden im unmittelbarer Nähe der Grand Central Station und des Chrysler Buildings angerichtet. Mindestens ein Mensch ist ums Leben gekommen, zahlreiche wurden verletzt. 5 U-Bahnlinien sind zurzeit gesperrt, weil das Gelände durch die geborstene Leitung vermutlich weiträumig unterspült wurde. Die Dampfleitung war 1924, also vor rund 83 Jahren installiert worden. Ähnlich wie den New Yorkern ergeht es auch dem Schreiber hier, wenn er die Bilder betrachtet, die unwillkürlich an den 11. September erinnern. Um einen Terroranschlag hat es sich aber vermutlich nicht gehandelt. Dennoch werden die New Yorker so auf ein anderes tickendes Problem in der Stadt gestoßen, nämlich die marode Infrastruktur. Und ähnlich wie beim 11.09. ist wieder eine große Menge Asbest freigesetzt und in die Luft geblasen worden, was der Gesundheit nicht zuträglich sein dürfte. Außerdem wird zu prüfen sein, ob die Hochhäuser in der Umgebung tatsächlich durch die Unterspülung mit Wasser so stark in Mitleidenschaft gezogen worden sind, dass ein Abriß wegen Einsturzgefahr droht.
Zu Abschluss noch ein Video vom Unglücksort nach der Explosion.
Eine aktuelle Straßenansicht über Google-Maps:
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Ich habe zwischenzeitlich noch einen umfangreichen und informativen Artikel entdeckt, der einen Tag nach dem Unglück veröffentlicht wurde und den ich nachträglich ergänzen möchte:
Nach Detonation Asbest gefunden
Der Energieversorger Consolidated Edison hat im Schutt der Dampfleitungsexplosion in New York Asbest gefunden. Die Polizei fürchtet, dass sich der Krater vergrößert.
Consolidated Edison (ConEd) teilte am Donnerstag mit, dass der Krebs erregende Stoff laut Messungen aber nicht in die Luft gelangt sei. Am Tag nach dem Unglück, das eine der belebtesten Gegenden der Stadt stundenlang in Angst und Schrecken versetzte, herrschte trotzdem Sorge um eine mögliche Asbestvergiftung, an der nach den Anschlägen vom 11. September Tausende Hilfskräfte erkrankten. Nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN ist jedoch lediglich im Schutt an einigen Stellen Asbest aus der Umhüllung der Rohre gefunden worden.Bei der Detonation der 83 Jahre alten Dampfleitung, die zunächst Erinnerungen an die Anschläge vom 11. September 2001 weckte, starb eine 57 Jahre alte Frau, die sich in der Nähe des Unfallortes aufgehalten hatte, nach Angaben der Polizei an Herzversagen. 30 Menschen, darunter auch Hilfskräfte, wurden verletzt, vier von ihnen schwer. Bürgermeister Michael Bloomberg hatte schon am Abend versichert, es gebe keinerlei Hinweise auf eine Terrorattacke oder einen kriminellen Hintergrund. „Es gibt keinen Grund zu glauben, dass das irgendetwas anderes ist als ein Versagen unserer Infrastruktur.“
Die Aufräumarbeiten erfolgten unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen, versicherte Bloomberg. „Wir wollen supervorsichtig sein.“ Anwohner wurden aufgefordert, ihre Kleidung gründlich zu reinigen und die Fenster geschlossen zu halten. Ursache des Unglücks war Bloomberg zufolge vermutlich kaltes Wasser, das in die Leitung gelangte. Ein Sprecher von ConEd erklärte, die Dampfleitung sei kurz vor 18 Uhr (Ortszeit) geborsten. Die Detonation ereignete sich an der Lexington Avenue Ecke 41. Straße nahe dem Bahnhof Grand Central. Im abendlichen Berufsverkehr hatte die Explosion der unterirdischen Dampfleitung einen riesigen Krater in eine Straßenkreuzung in unmittelbarer Nähe des belebten Bahnhofs Grand Central gerissen. Wie bei einem Vulkan schoss eine gewaltige Fontäne aus Dampf, Schlamm und Steinbrocken in die Luft – fast so hoch wie das nahe gelegene Chrysler-Gebäude. Feuerwehrleute und Techniker brauchten zwei Stunden, um die Dampfzufuhr zu stoppen und das Unglück in den Griff zu bekommen.Chaos im Stadtzentrum. Ein Abschleppwagen wurde in den Krater gerissen, zahlreiche Häuser mussten geräumt werden. Die Polizei sperrte das Gelände weiträumig ab, Tausende Menschen konnten nicht zurück in ihre Wohnungen. Es kam zu teils chaotischen Verkehrsverhältnissen im Stadtzentrum. Mehrere U-Bahnlinien konnten den Zentralbahnhof nicht anfahren, Busse fielen aus, Straßen blieben gesperrt. Die Behörden fürchteten, dass sich der Krater in der 41. Straße weiter vergrößern könnte. Die Polizei widersprach ersten Eindrücken, ein Gebäude sei zerstört. Es sei erschüttert worden, aber nicht eingestürzt, hieß es.Viele Menschen waren in Panik schreiend davon gelaufen, teilweise von Staub und Schlamm bedeckt. „Wir rannten 43 Etagen hinunter und dachten, jetzt müssen wir sterben“, berichtete die 35-jährige Megan Fletcher, die für eine australische Firma im Chrysler-Gebäude arbeitet. „Es war schrecklich“, fügte sie hinzu. „Ich sah Steine herunterkommen“, sagte Reggie Evans, „und als ich davonrannte fielen sie mir auf den Kopf. Dampf kam hoch und der Boden brach auf.“
Das mit Dampf betriebene Heizungssystem in New York ist seit langem sanierungsbedürftig und hat immer wieder Lecks. Mehr als ein Dutzend dieser Dampfleitungen sind in den vergangenen 20 Jahren explodiert. Den schlimmsten Unfall gab es 1989, als eine Explosion drei Menschen tötete und einen Millionenschaden anrichtete. (löh/dpa/Reuters)
Link:
http://www.focus.de/panorama/welt/new-york_aid_67133.html
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