Montag, Juni 01, 2009

Columbia Building

Kapitel 184

Wenn das Archive der New York Times nicht wäre. Das hat mir jetzt zum wiederholten Mal aus der Patsche geholfen, wenn es darum ging, präzisere Informationen über alte verschwundene Gebäude zu bekommen. Danke New York Times.

Das Columbia Building habe ich schon einige Zeit vor dem Kapitel über das Standard Oil Building und Welles Building (Kapitel 169) entdeckt und zwar auf dieser Zeichnung von 1899, die zu einer ganzen Sammlung von Straßenansichten gehört, mit der das damalige Aussehen der Straßenfront am Broadway für die Nachwelt festgehalten wurde.

Allerdings haben erst die intensiven Recherchen am Südende des Broadways quasi als Nebeneffekt auch zahlreiche Ansichten des Columbia Buildings hochgespült. Einige der Bilder wurden schon im gerade erwähnten Kapitel 169 vorgestellt, da ging es aber um die Gebäude auf der anderen Straßenseite, jetzt ist das Columbia Building auf der vom Süden her gesehen linken Straßenseite des Broadways der Hauptdarsteller.

Das Columbia Building stand von 1890 bis 1930 an der Straßenecke Broadway / Morris Street (Hausnummer 29 Broadway) in Südmanhattan. Laut den einschlägigen architektonischen Datenbanken war es 156 Fuß hoch, die Angaben schwanken zwischen 13 und 15 Stockwerken. Dieses könnte aber mit dem Umbau zu tun haben, bei dem die Dachgeschosse in vollwertige Geschosse umgewidmet wurden. Das Columbia Building nahm eine 30 Fuß breite Front am Broadway ein und eine 184 Fuß breite Front an der Morris Street.

Auf dieser Aufnahme aus den späten 1880ern oder sehr frühen 1890ern sieht man die Umgebung am Bowling Green vor dem Bau des Columbia Buildings.

Das Gebäude wurde von 1890-1891 unter Leitung der Architekten "Youngs & Cable" errichtet. Nach dem Tower Building (1888) am Broadway und einem 10stöckigen Büroturm der Lancashire Fire Insurance Company, errichtet von 1889-1890 an der Adresse 25 Pine Street, war das Columbia Building das dritte Gebäude in New York City, welches mit Hilfe der Stahlgerüst-Technik (metal skeleton building) gebaut wurde.

Durch die Position an der Ecke des Broadways hatten die Architekten trotz des eigentlich ungünstigen Grundstücks (schmal und lang) die Gelegenheit, die Fassade mit interessanten chateau-artigen Details zu gestalten und so zu einem Blickfänger zu machen, was meiner Meinung nach auch gelungen ist. Dieses wäre bei einem vergleichbaren Grundstück in der Mitte eines Straßenblocks so nicht zu realisieren gewesen.

1905 berichtete die New York Times, dass das Columbia Building und der benachbarte Aldrich Court für eine Summe von knapp zweieinhalb Millionen Dollar den Besitzer gewechselt haben.

Am 29.01.1913 stürzte ein Anwalt aus einem Fenster des Männerwaschraums im 15. Stock des Columbia Buildings in den Tod. Die Hintergründe für das Unglück waren am Tag danach unklar, erkennbare Gründe für einen Selbstmord lagen nicht vor.

Wann genau der Umbau stattgefunden hat, bei dem die oberen Dachgeschosse durch vollständige Stockwerke ersetzt wurden und das Gebäude eine Menge von seiner Schönheit verlor, konnte ich nicht herausfinden. Auf der nachfolgenden Postkarte von 1918 ist die Umgestaltung aber bereits abgeschlossen.

Bei einem Blick auf die folgende Photographie aus dem Jahr 1926 fällt es schon recht schwer, das Columbia Building noch auszumachen. Gegen Ende des 1. Weltkriegs wurde südlich der Morris Street das sehr raumergreifende Cunard Building gebaut.

In der zweiten Jahreshälfte 1929 schließlich berichtete die New York Times wiederholt über Pläne, das Columbia Building abzureißen und durch ein 32stöckiges Bürogebäude der Adelson Company zu ersetzen, was dann wohl 1930 auch tatsächlich geschehen ist. Die Songlines vermerken an der Adresse 29 Broadway folgendes: "A 31-story, 1929 Art Deco skyscraper by Sloan & Robertson".

Hier zum Abschluss noch eine aktuelle Vogelperspektive (Bing Beta) vom ehemaligen Standort des Columbia Buildings:

Rechts unten befindet sich das heutige Standard Oil Building, links unten das Bowling Green Office Building und rechts daneben das Cunard Building. Das schmale hohe und mehrfach abgestufte Bürogebäude direkt dahinter (kleine Lücke in der Gebäudefront durch die Morris Street) steht heute am Standort des Columbia Buildings.

Quellenlinks:
http://www.flickr.com/photos/nypl/sets/72157618019148872/
http://www.emporis.com/ge/wm/bu/?id=102528
http://joolet.com/skyscrapers/1890s/columbia%20_bldg.html
http://www.nytimes.com/1988/05/15/realestate/in-the-new-york-region-the-lost-skyscrapers-of-bygone-new-york.html?pagewanted=2
http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?_r=2&res=9506EED6103AE733A25755C2A9669D946497D6CF
http://query.nytimes.com/gst/abstract.html?res=9C00E2D8163FE633A25753C3A9679C946296D6CF
http://select.nytimes.com/gst/abstract.html?res=FB0717FC3D5E1B7A93C3A91789D95F4D8285F9&scp=11&sq=%22Columbia%20Building%22&st=cse

Danke an ub. Durch Dich habe ich die Vogelperpektive entdeckt. Die Verwendung von Bing Beta (msn search) ist eine sinnvolle Ergänzung. Ich glaube, hier hätte die Straßenansicht von Google Maps nicht viel genutzt.

2 Kommentare:

  1. Hab vor kurzem noch ne coole Alternative zur Vogelperspektive kennengelernt: Die 3D-Ansicht bei Google Earth. Allerdings muss man dafür das kostenlose Programm Google Earth installieren (geht nicht im Browser). Dafür kann man sich dann aber in einem 3D-Modell von ganz (!!!) Manhattan bewegen.
    Hier gibts auch ein Video davon:
    http://tinyurl.com/meenme

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  2. hallo ub, vielen Dank für den Tip. Das war mir so noch nicht bekannt. Ich kenne Google Earth schon länger, aber seit mehr als einem Jahr kann ich das nicht mehr benutzen, weil mein Computer bzw. meine Grafik-Hardware zu veraltet ist. Leider. Naja, irgendwann ist wieder ein neuer fällig und dann kann ich auch wieder Google Earth nutzen.

    Jetzt müsste es nur noch die Möglichkeit geben, auch historische Versionen von New York dreidimensional besuchen zu können. Vielleicht erklärt sich Peter Jackson ja irgendwann mal bereit, die 3D-Version vom 30er-Jahre-New York den Leuten von Google zur Verfügung zu stellen, die er für King Kong geschaffen hat.

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