Samstag, November 26, 2011

SoHo 1975 - Teil 3


Vor einigen Wochen habe ich mit dem ersten Teil der Entdeckungsreise durch das südliche Manhattan unterhalb der Houston Street angefangen, auf den Spuren von Fotograf Nick DeWolf. Jetzt folgt der dritte Teil der Reise in das New York, wie man es im Frühjahr 1975 erleben konnte.
http://nygeschichte.blogspot.com/2011/11/soho-1975.html
http://nygeschichte.blogspot.com/2011/11/soho-1975-teil-2.html

Bilder / pictures: http://www.flickr.com/photos/dboo/
Karten / maps: http://gis.nyc.gov/doitt/nycitymap/
Street View: Google maps


Wir kommen jetzt an eine Stelle, an der der eine oder andere von Euch, der mal in Manhattan war, sicherlich vielleicht auch schon gestanden hat, nämlich etwas östlich vom Südende der Wall Street irgendwo zwischen den beiden großen südlichen Brücken, die Brooklyn mit Manhattan verbinden, der Brooklyn Bridge und der Manhattan Bridge. Da Nick DeWolf die letzten Fotos zuvor an der Market Street geschossen hat, nehme ich an, dass er diese Straße weiter hinuntergegangen ist, bis zum Ufer des East Rivers.


Dort verlaufen im Prinzip zwei Straßen zugleich, unten auf ebener Erde die alte Uferstraße, die South Street und aufgeständert darüber der FDR Drive (Franklin D. Roosevelt Drive), die nach dem ehemaligen US-Präsidenten benannte Stadtautobahn entlang des East River-Ufers.

Diese Kombination sehen wir auf dem folgenden Foto rechts von 1975, unten etwas schummrig das Ostufer Manhattans und dahinter im Halbdunkeln die South Street, rechts oben die Unterseite des FDR Drive.


Schauen wir uns mal kurz die Gegenwart an. Mit dem Google Street View begebe ich mich an den Ausgangspunkt an der Mündung der Market Street in die South Street.


Leider war das Wetter etwas bescheiden, als der Wagen vom Street View hier lang gefahren ist, mit der Folge, dass wir auf den Bildern auch einige Original New Yorker Regentropfen sehen. Im Vordergrund die South Street, dahinter höhergelegt der FDR Drive.

Das nächste Bild zeigt den Blick, den man an der Mündung in westliche Richtung hat, unter dem FDR Drive links sieht man noch einen Teil der Brooklyn Bridge und rechts die Gebäude im Financial District.


Der Blick nach links offenbart die Ansicht in Richtung Osten, mit der South Street und  dem FDR Drive im Vordergrund und der Manhattan Bridge im Hintergrund.


Leider kann man mit dem Street View nicht bis ans Ufer hinunter und immer an dem FDR Drive vorbeilinsen ist auch nicht so schön. Aber es gibt noch eine Möglichkeit, dem zu entgehen. Wir begeben uns auf den FDR Drive. Das hat Nick zwar nicht getan, aber so lassen sich seine Fotos besser nachvollziehen. Und siehe da, das ist fast so wie im Flugzeug. Oben ist das Wetter immer schöner.

Zuerst nochmal die Blick dahin, wo wir hergekommen sind, nämlich gen Norden die Market Street hinauf. Rechts sieht man die Zufahrt zur Manhattan Bridge.


Dann nochmal der Blick nach Osten zur Manhattan Bridge hin, unter uns der FDR Drive, der in beide Richtungen dreispurig daherkommt.


Und der Blick nach Westen, zur Südspitze von Manhattan. Wer genau aufpasst, sieht, dass die Brooklyn Bridge im Bereich der Fahrbahnen einen Verband trägt. Das nicht ohne Grund, denn die inzwischen schon 130 Jahre alte Brücke wird mal wieder ausgiebig renoviert (Bau: 1869-1883). So habe ich es selbst erlebt, als ich vor einem Jahr das letzte Mal in New York war und bei der Gelegenheit auch die Brooklyn Bridge mit einem Fahrzeug überquert habe. Ob die Renovierungsarbeiten aktuell noch andauern, entzieht sich meiner Kenntnis.


Nun knüpfen wir die Verbindung von der Gegenwart zurück zur Vergangenheit und stellen einmal die Ansicht von Lower Manhattan, so wie man sie 1975 zu sehen bekam, mit der Übersicht aus der Gegenwart gegenüber:



Interessant oder, wie viele Veränderungen sich auch hier in den letzten 36 Jahren ergeben haben.


Die nächsten zwei Fotos wurden 1975 beide in südliche Richtung aufgenommen und zeigen das gegenüberliegende Ufer des East Rivers mit der Stadt Brooklyn und die zwei Brücken.



Beim Vergleich mit der Gegenwart stellt man fest, dass die Bauindustrie auch in Brooklyn in den letzten 36 Jahren nicht stillgestanden hat.



Das nächste Foto nimmt den südlichen Pfeiler der Brooklyn Bridge auf der Brooklyn Seite genauer ins Visier. Zuerst 1975, dann Gegenwart.


Man kann im Vergleich gut erkennen, dass insbesondere rechts unterhalb einiges an Gebäuden entfernt und durch einen Park ersetzt wurde. Einen Besuch dort kann ich übrigens nur empfehlen, dann man hat von dort einen großartigen Blick auf Südmanhattan. Es folgen noch zwei Aufnahmen der Brooklyn Bridge von 1975, die ein wenig mehr ins Detail gehen:




Weiter geht es mit einem Kraftwerk, das man auf der Brooklyn-Seite östlich der Manhattan Bridge findet, aufgenommen 1975:


Die Position dieses Bauwerks lässt sich dank einer der beiden "Zwei-Brücken-Fotos" genau eingrenzen. Hier noch mal ein Ausschnitt davon:


Der Blick in die Gegenwart zeigt, dass es das Kraftwerk immer noch gibt. Allerdings ist von den einstmals stolzen vier Schornsteinen nur noch einer übrig geblieben.



Als nächstes fällt der Blick auf den südlichen Pfeiler der Manhattan Bridge und der dortigen Umgebung, zuerst 1975, dann Gegenwart.



Die beiden nachfolgenden Aufnahmen stammen aus 1975 und zeigen Detailaufnahmen des Brückenpfeilers, zugleich hat sich der Fotograf zwischen den Aufnahmen unter der Brücke hindurch Richtung Osten bewegt.



Und so blicken wir ein weiteres Mal auf den Südpfeiler der Manhattan Bridge, dieses Mal aber aus einer anderen Perspektive, erst 1975, dann Gegenwart.




Danach hat Nick DeWolf wieder den East River verlassen und sich zurück in die Stadt begeben und zwar zu einem Haus mit der Nummer 191 Madison Street.


Wir folgen diesem Weg zunächst einmal in der Gegenwart. Eine letzte Aufnahme vom FDR Drive hinunter in nördliche Richtung. Im Vordergrund sehen wir eine Straße namens "Pike Slip", die weiter hinten in die Pike Street übergeht. Links die Manhattan Bridge.


Jetzt befinden wir uns unten am Boden auf der Pike Street und schauen in entgegengesetzer Richtung nach Süden auf den FDR Drive, auf Brooklyn und auf die Manhattan Bridge.


Einmal um 180 Grad gedreht sieht man die Pike Street, wobei die Gebäude in der Mitte links und rechts die Kreuzung mit der Monroe Street einrahmen.


Einen Block weiter erreichen wir dann die Kreuzung mit der Madison Street.


Dieser Ort sieht jetzt nicht so spektakulär aus, ich drehe mich hier nochmal zurück Richtung Süden:


Hier ist irgendwo der Ort, an dem die Fotografin Berenice Abott am 6. März 1936 ein weltbekanntes Foto aufnahm, seit dem sich, wie man sieht, einiges verändert hat.



Zurück in die Gegenwart, zurück zur Kreuzung Pike Street / Madison Street. Dort biegen wir jetzt rechts ab in die Madison Street.



In der Bildmitte erscheint jetzt das Haus Nummer 191 Madison Street, um das es auf dem nächsten Bild geht.


Das leuchtet jetzt nicht so ganz ein, warum Nick DeWolf vor 36 Jahren dieses Haus als Motiv gewählt hat. Allerdings kann man es sich sicherlich denken, dasd die jetzt leere Seitenwand einst mit einer Malerei geschmückt war. So sah Haus Nr. 191 im Jahr 1975 aus:



Das Bild trug den Titel "Chi lai. Arriba. Rise up!", war 1974 durch den Künstler Alan Okada geschaffen worden und maß 13,5 mal 13,5 Meter.
http://www.mariobiondiscrittore.it/Roba/Foto_viaggio_Altri/United.States/298.html
http://culturenow.org/entry&permalink=02536&seo=Chi-LaiArribaRise-Up_Alan-Okada

This mural was commissioned by CityArts, an organization who helped create art throughout Manhattan starting in the early 1970s. This mural depicts a gigantic octopus, draped in a United States flag, devouring a money-hungry landlord.

Den Liquor Store nebenan rechts gibt es übrigens immer noch. Wie erfahrene USA-Reisende sicherlich wissen, haben Liquor Shops eine besondere Bedeutung in den Vereinigten Staaten, denn es sind zumeist die einzigen Orte, an denen man (hoch)prozentige Alkoholika erwerben kann und bei denen man ein Mindestalter benötigt, um sie betreten zu dürfen.
http://en.wikipedia.org/wiki/Liquor_store
http://en.wikipedia.org/wiki/Alcoholic_beverage




Der nachfolgende Haltepunkt an der Hausnummer 78 Bowery liegt etwas weiter entfernt. Da Nick längere Zeit nicht fotografiert hat, kann man die Route hier nur erahnen. Ich nehme mal an, dass er von der Madison Street in die Rutgers Street abgebogen ist, dann links ab in die Canal Street und diese ein ganzes Stück lang hochlief, bis er rechts ab in die Bowery wechselte.


Ok, folgen wir dieser möglichen Route mal in der Gegenwart. An der Kreuzung Madison Street / Rutgers Street geht es links rum.


An der Kreuzung Rutgers Street / Henry Street sieht man links die Kirche, deren Turm bei der Annäherung an Haus Nummer 191 Madison Street im Hintergrund über die anderen Häuser ragte.


Fremdländische Zeichen machen deutlich, dass wir uns hier, an der Ecke Rutgers Street / East Broadway, schon wieder in einem Sektor befinden, der zu Chinatown zu gehören scheint.


An der nächsten Straßenecke, dort wo Rutgers Street, Canal Street und Essex Street aufeinandertreffen, biegen wir links in die Canal Street ab.



Hier nähern wir uns der Kreuzung Canal Street / Forsyth Street:


Der Eindruck, dass es dort hinten ein klein wenig hochgeht, ist nicht falsch. Denn dort befinden sich Auf- bzw. Abfahrten für die Manhattan Bridge, für Fahrradfahrer und Autos.


Auch dieses Bauwerk, das man eher in Rom vermuten würde, scheint zur Brücke zu gehören und deren Beginn zu markieren.



Danach erreichen wir endlich den Punkt, an dem Canal Street und Bowery sich schneiden und an dem wir rechts einbiegen.


Nur ein kleines Stück die Straße hoch, dann sieht man links auch schon das Haus Nummer 78 Bowery.


Jetzt noch etwas näher heran, dann haben wir ziemlich genau das Motiv, das Nick DeWolf an dieser Stelle vor 36 Jahren fotografiert hat, erst Gegenwart, dann 1975:




Allerdings scheint das Diamantengeschäft im Laufe der Zeit von italienischer Hand in chinesische Hand gewechselt zu sein.

Im Anschluss scheint Nick DeWolf wieder in die U-Bahn hinabgestiegen und zum Times Square zurückgefahren zu sein, wie die zwei letzten Fotos von dieser Tour beweisen:



Und mit diesem Bildausschnitt aus der Gegenwart, der verdeutlicht, dass auch am Times Square die Zeit nicht stehen geblieben ist - wahrlich nicht - endet der dritte Teil der kleinen SoHo-Reihe auf den Spuren von Nick DeWolf.

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