Samstag, November 12, 2011

Die Einweihung der Freiheitsstatue 1886


Inzwischen ist es auch schon wieder zwei Wochen her, dass die Einweihung der Freiheitsstatue sich zum 125sten Mal jährte. Die Kollegen von NYC Total hatten passend zum Anlass eine angemessene Berichterstattung geschaltet. Großartig ist der Link zu den Webcams, die zum Jubiläum auf oder mit Blick auf die oder mit Blick von der Freiheitsstatue installiert wurden und interessante aktuelle Perspektiven von der New Yorker Ikone und von der Stadt selbst ins Netz tragen, darunter nicht nur Standbilder, sondern teilweise auch einen Live-Stream, bei dem man die Bucht mit dem Hafen in Echtzeit betrachten kann oder die Freiheitsstatue selber.
http://www.nyctotal.de/sightseeing/miss-liberty-2011/

Hier im Blog ist aber eher die Vergangenheit im Vordergrund und da habe ich bei den Bowery Boys einen interessanten Artikel über die Einweihungsfeier gefunden und die schwierigen, schon beinahe komisch-kastrophalen Rahmenbedingungen und Ereignisse, unter der sie vor 125 Jahren stattfand.
http://theboweryboys.blogspot.com/2011/10/statue-of-liberty-turns-125-years-old.html

Die Freiheitsstatue feiert morgen (28.10.2011) offiziell ihren 125sten Geburtstag. Eigentlich, denke ich, ist es der Jahrestag ihrer Einweihung, einer hochkarätig besetzten und prunkbeladenen Zeremonie, die am Freitag dem 28. Oktober 1886 stattfand. Aber schon in den Monaten zuvor gab es einen Blickfang im New Yorker Hafen, als das Kupfermonument mühsam aus weitverteilten Einzelstücken zusammengefügt wurde --- einschließlich eines Arms, der mehrere Jahre alleine im Madison Square Park stand --- und das auf dem umstrittenen neuen Sockel, der von Richard Morris Hunt gebaut worden war.


Hierzu auch:
http://nygeschichte.blogspot.com/2010/10/torch-at-madison-square-park.html

Die Einweihungsfeier war nicht die gediegene Veranstaltung, geprägt von purem amerikanischen Patriotismus, die man hätte erwarten können. In Wirklichkeit war das Debüt der Freiheitsstatue wesentlich interessanter. Hierzu wurden die nachfolgenden 11 Fakten zusammengetragen:

1) Das Wetter war an jenem Tag ganz übel. Schlechtes Wetter, regnerisch und nass, das den Tag fast vollständig vermiest hätte, mit einer Statue, die zuerst in Dunst eingehüllt war und dann in einen typischen Londoner Nebel.

2) Die Franzosen wurden mehr gefeiert als die Statue selbst. Trotz des Regens marschierte eine Abordnung von 20.000 Männern in französischen Uniformen am Morgen die 5th Avenue hinunter und die französische Trikolore wehte neben der Flagge der Vereinigten Staaten von nahezu jedem Fenster und Balkon.




3) Die Feierlichkeiten starteten am Madison Square Park. Die offizielle Zeremonie begann in der Nähe des "Worth Monuments" beim Madison Square Park. Anwesend waren US-Präsident Grover Cleveland, Frederic Bartholdi, der Konstrukteur der Statue, und weitere Koryphäen, die alle auf einer Tribüne standen und im strömenden Regen die vorbeimarschierenden Kapellen genossen. Offenbar stand Cleveland zwei Stunden im Niederschlag ohne einen Regenschirm. Dieses war ein recht eigentümliches Verhalten, wenn man bedenkt, was Präsident William Henry Harrison ein paar Jahrzehnte zuvor zugestoßen war.

(Tod einen Monat nach Amtsantritt infolge einer Lungenentzündung im April 1841).

4) Kein Respekt für Veteranen! Eine kleinere Kontroverse brach im Zusammenhang mit der Teilnahme der letzten drei überlebenden Veteranen aus dem Krieg von 1812 aus. Sie hatten geplant, mit an der Parade teilzunehmen, aber irgendjemand versäumte es, ihnen eine Kutsche für die Anreise zu schicken. Der 90jährige General Abram Daly verkündete daraufhin: "Das Memorial Committee of the Grand Army" hat uns dreimal vergessen. Wir werden niemals wieder bei einer öffentlichen Veranstaltung erscheinen."

5) Lady Liberty war mit einer gigantischen französischen Flagge bedeckt. Nach der Parade strömten alle New Yorker hinunter zum Battery Park, in der Hoffnung, einen Blick auf die Einweihungsfeier werfen zu können (aber dann war es zu nebelig, um irgendetwas erkennen zu können). Die Würdenträger dagegen wurden in der Zwischenzeit auf einem Boot durch die überfüllten Gewässer hinaus nach Bedloe's Island (der frühere Name der Insel, die heute Liberty Island heißt) manövriert. Sie wurden begrüßt von einer sich schattenhaft aus dem Nebel abzeichnenden Gestalt, die in eine gigantische nasse französische Flagge gehüllt war. Der Effekt muss mysteriös und unheimlich gewesen sein, wenn man den Zeitungen Glauben schenken möchte.



6) Es gab nur Platz für eine Lady bei dieser Zeremonie. Obwohl die Feier sich um eine große und herrliche Frau drehte, waren weniger als ein Dutzend Frauen zur Feier auf Bedloe's Island geladen, wo sich die 2.500 langsam zu ihren Sitzplätzen aufmachten. Auf eine gewisse Weise war das sicherlich das Beste, denn es dauerte Stunden, um die Menschen auf die Insel zu schaffen. Patrick Gilmore, der geschätzte musikalische Leiter spielte eine Vielzahl an Märschen und französchen Volksliedern, bis er und seine Musiker vollständig durchnässt waren. 

7) Es war zu laut für eine Feier. Knallen und Pfeifen, das "schelmische Kreischen" der Dampfschiffe und Schlepper, füllte den gesamten Hafen während der Feierlichkeiten und niemand auf Bedloe's Island war in der Lage, ihnen zu signalisieren, damit aufzuhören. Das Einweihungsgebet und verschiedene Ansprachen wurden von dem Lärm übertönt. Ferdinand de Lessups, der Konstrukteur des Suezkanals und der Leiter der französischen Delegation, lies folgende trockene Bemerkungen mit Blick auf die lärmenden Dampfschiffe fallen: "Dampf, der soviel Gutes in der Welt getan hat, ist nun dabei, uns gutes Angebot an Verletzungen zuzufügen".


8) Das Enthüllungsfiasko! Am Ende der sehr langen Ansprache des New Yorker Senators William Evarts, sollte eine Reihe von Signalen an Bartholdi gesandt werden, der wiederum ein Tau hielt, um  die gigantische französische Flagge von der Statue zu ziehen. Es gab jedoch ein Missverständnis - als Evarts Ansprache erst zur Hälfte vorgetragen war - infolge dessen wurde die Abdeckung von Lady Liberty zu früh heruntergezogen.  Dieses löste einen ohrentäubenden Lärm aus, den feierlichen Ruf der Hörner, den Salut der Kanonen und das Geschrei der Menschen rund um den Hafen. Evarts allerdings war immer noch beim Vortrag seiner Rede. Keiner konnte ihn mehr hören und die Menschen, die an der Feierlichkeit teilgenommen hatten, begannen sich bereits zu zerstreuen. Evarts endete, in dem er sich Präsident Cleveland zuwandte, der in der Nähe saß und beendete unbehaglich den von ihm vorbereiteten Vortrag. Peinlich!

9) Heute keine "Erleuchtung der Welt". Das Wetter war so schlecht, dass die Fackel der Freiheitsstatue nicht beleuchtet werden konnte, ebenso fielen auch die Pläne für ein aufwändiges Feuerwerk ins Wasser.


10) Die Beinahekatastrophe: Im Wasser befanden sich soviele Boote und die Sicht war durch Nebel und Dunst weiterhin stark behindert, so dass es fast unglaublich erscheint, dass Präsident Cleveland und die Französischen Ehrengäste wieder lebend von Bedloe's Island herunterkamen. In der Tat musste der Präsident auf ein kleineres Boot ausweichen, dass ihn erfolgreich zur Penn Railroad Station auf der New Jersey-Seite des Hudson Rivers brachte.

11) Wall Street besetzt? Die Feierlichkeiten endeten hier nicht. Paraden und Blaskapellen marschierten bis in den Abend hinein zusammen mit scheinbar wenig kontrollierten Menschenmengen. Vom Broadway über die Wall Street bis hinunter zur Maiden Lane waren die Straßen so verstopft, dass für über eine Stunde kein Fortkommen mehr möglich war. Oberhalb der Menge riefen Menschen von den Dächern herunter und schossen sogar Pistolen ab. Währenddessen hatte jemand weiter nördlich an der Canal Street die schlaue Idee, eine Kanone auf einem Dach zu platzieren und während der Feierlichkeiten abzufeuern (kein Wort über vermutliche Schäden). Das große Feuerwerk fand schließlich am 1. November 1886 statt.


Bildquellen / Picture Sources: Library of Congress Digital archive and Google Picture Search

Eine weitere Schilderung der Einweihungsfeierlichkeiten findet man auf der deutschsprachigen Wikipediaseite zur Freiheitsstatue:

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