Mittwoch, April 20, 2011

Neuyork

Einen ganz interessanten Fund habe ich hier gemacht: New York aus der Sicht längst vergangener deutschsprachiger Lexikonautoren.


aus Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 425-429.

New-York, einer der kultivirtesten und volkreichsten Staaten der nordamerikanischen Union von 4170 Quadrat M. mit 2,000,000 Ew. Der Erie- und Ontariosee und der riesige St. Lorenzstrom, mit den schauerlich-erhabenen Wasserfällen des Niagara, bilden die Nordwestgrenze gegen Kanada, im Süden grenzt N. an Pensilvanien und den atlantischen Ocean, im Osten an Vermont, Massachusets und Connecticut; der schiffbare Hudson mit dem Mohavk, [426] der Champlain- und Oneidasee, große Canäle und Eisenbahnen sind die Adern eines ungeheuer belebten Verkehrs; das Alleghanygebirge scheidet den fruchtbaren Westen von den angenehmen Anhöhen im Süden und dem wellenförmigen Nordwesten. Das Klima in Südosten ist veränderlich, auf den Gebirgen kalt und streng, im Westen heiter und milde. Der Ackerbau bringt hier europäische Producte, besonders trefflichen Weizen; köstliche Weiden, herrliche Viehzucht begünstigen den freien Besitzer des freien Bodens. Viele andere Producte gewähren die Vortheile einer überwiegenden Ausfuhr. Bewunderungswürdig ist in diesem reichen und glücklichen Lande, unter dem Schutze einer freien Verfassung, die Zunahme der Bevölkerung. Städte an Städte sieht man entstehen, und wunderbar schnell sich vergrößern; jeder schöne Punkt, jeder Hügel an einem der herrlichen Ströme, jedes freundliche Thal schmückt sich mit Landhäusern im reinsten Baustyl; überall Spuren des Reichthums und Gewerbfleißes, der Thätigkeit und Speculation! – New-York war erst eine englische Kolonie, kam später unter Holland, kehrte aber dann unter engl. Herrschaft zurück. Karl II. schenkte es seinem Bruder, dem Herzoge von York (daher der Name). Seit 1775 ist New-Y. ein Staat der Union. – Die Hauptstadt gl. N. wird von der sonst argen Tadlerin der socialen Verhältnisse in Nordamerika, Mistreß Trollope, als überaus reizend geschildert. »Ich habe – sagt sie – die Bucht von Neapel nicht gesehen, kann also keinen Vergleich anstellen; aber es ist mir unmöglich, etwas Reizenderes zu denken als den Hafen von New-York. Die Gegenstände, welche das Auge erblickt, sind lieblich und mannigfach. Wir schienen auf Wellen von flüssigem Golde in den Hafen zu schwimmen, und als wir vor den grünen Inseln vorbeifuhren, die sich aus seinem Busen wie Schildwachen der schönen Stadt erheben, streckten sich die horizontalen Strahlen der Sonne immer weiter und weiter, als ob sie uns immer mehr von der herrlichen Landschaft zeigen wollten. Auch bei gewöhnlichem Tageslichte gesehen, schien [427] New-York eine schöne Stadt zu sein, eine der schönsten, die ich je gesehen, schöner als jede andere in den vereinigten Staaten, selbst Philadelphia nicht ausgenommen. Die Vorzüge ihrer Lage werden so leicht von keiner andern übertroffen. Auf einer Insel gelegen, die sie mit der Zeit wohl gänzlich bedecken wird, erhebt sie sich, wie Venedig, aus dem Meere, und empfängt wie jene schönste aller Städte zur Zeit ihrer Blüthe, in ihrem Schooß den Tribut von allen Reichthümern der Erde.« Und diese herrliche Stadt, mit ihrem großartigen Brodway – der sie in ihrer ganzen Länge meilenweit durchschneidenden breiten Straße – mit ihren 33 Kirchen, worunter die prachtvolle St. Pauls- und die Dreieinigkeitskirche, mit ihren mehr als 9000 Häusern, wurde neuerlich zum Theil das Opfer einer ungeheuern Feuersbrunst, deren meilenweit sich ausdehnende Gluthwellen im Meeresspiegel ihren weithin strahlenden Widerschein fanden, ist seitdem aber schöner wieder aufgebaut. Der Geschmack der Häuser ist ganz englisch, klein und wahrlich nur die Bedürfnisse einer Familie eingerichtet, dabei doch hell und hoch, jede Thür mit glänzendem Messinge beschlagen, jede Hausthürtreppe mit bronzirtem Eisengeländer, an beiden Seiten derselben umgitterte Blumengärtchen unter den Fenstern; auf den freien Plätzen Bowlegreens. Die Volkszahl von New-York beläuft sich jetzt auf 250,000 Seelen, worunter an 10,000 freie Neger, viele Mischlinge und 25,900 Fremde. Die Stadt bildet den Mittelpunkt einer ungeheuren Handelsbewegung, deren mächtige Strömung das von der Natur so reichbegabte Westland mit allen Theilen der Welt in Verbindung setzt. Ueber 2200 Schiffe mit einer Einfuhr von 60 Mill. Dollars und weit größeren Ausfuhr kommen und gehen jährlich von und nach Europa, Ost- und Westindien, China und Südamerika. Das Wogen und Treiben dieser Handelswelt ist unbeschreiblich; alle Bedürfnisse des Handels finden sich hier in höchster Vollendung, als reiche Banken, Assecuranzgesellschaften, das Handelscollegium, ein geräumiger und sicherer Hafen mit herrlichen Quais[428] und großen Docks, eine weite und geschützte Rehde u. dgl. m. Die Segel und Flaggen aller Nationen füllen den Hafen; große, mit verschwenderischem Luxus ausgestattete, Dampfschiffe vermitteln die Verbindung mit den übrigen Handels- und Küstenplätzen von Nordamerika, und auf Canälen und Strömen mit dem unermeßlichen Innern des Westlandes. Das Getümmel und die Bewegung der vielen Tausend Menschen aus allen Theilen der Welt, von allen Farben, Raçen und Kleidungen, vom rothhäutigen Indianerhäuptlinge und freien Neger bis zum zierlich gekleideten Londoner Dandy und dem bettelhaften oder bäuerisch-fremdartig gekleideten, irischen oder deutschen Auswanderer; dieses ewige Rollen der Güterwagen und Karren, der reichen und besonders zierlich und leicht gebauten Equipagen gleicht einem brausenden Meere; so wogt und fluthet es Tag und Nacht, daß dem ankommenden Fremden Hören und Sehen vergeht. Alles huldigt hier dem Nützlichkeitsprincip; Gelderwerben, um reich zu werden, ist das Ziel Aller; der kälteste Egoismus übertrifft hier noch die Abgeschlossenheit der Engländer; Künsten und Wissenschaften zu huldigen, bleibt hier weder Neigung noch Zeit; obwohl eine Universität (das Columbia-Collegium) mit einer Bibliothek, Museum, anatomischem Theater etc. Bildungsmittel darbieten. An 17,000 Schenken und Wirthshäuser machen das Entstehen der Mäßigkeitsgesellschaften sehr nützlich. Die Frauen von New-York sind elegant, gebildet und anmuthig, aber sie haben die steife Haltung der Engländerinnen, deren Prüderie sie noch weit übertreiben. Unvermählt genießen sie eine große Freiheit des Umganges, die jedoch selten gemißbraucht wird, verheirathet aber zieht sich die Frau in das Innere ihres Hauses zurück und opfert sich mit schöner Resignation den Pflichten der Mutter und Gattin. Die Männer, als kalte Handelsmenschen, behandeln sie mehr mit Höflichkeit als mit Herzlichkeit, und gehen ihren eigenen Weg. Die meisten Ehen sind hier Speculationsheirathen, und doch gibt es unter diesen viele zufriedene und glückliche Verbindungen;[429] eine gewisse Etikette im Innern der Häuser bewahrt dort den Frauen die Achtungsbeweise, deren sie durch Sittsamkeit, sanfte Würde und durch milde Anmuth so würdig sind.



aus: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 276-277

Neuyork, die Hauptstadt des gleichnamigen Staats und die größte Stadt und der wichtigste Handelsplatz der Vereinigten Staaten von Nordamerika (s.d.), liegt sechs Meilen von der Mündung des Hudson auf der Südspitze der Insel Manhattan und hat weit über 259,000 Einw., darunter 10,000 freie Neger.

N. ist regelmäßig gebaut, wird von N. nach S. in ihrer ganzen Länge von dem 70 F. breiten Broadway (breiter Weg) durchschnitten und hat über 100 Kirchen der verschiedensten Glaubensbekenntnisse, darunter vier für 13,000 katholische Bewohner, die meistens von irländ. Herkunft sind, und eine deutsch-reformirte, sowie drei deutsch-lutherische Kirchen. Es ist hier der Sitz der obersten Staatsbehörden, einer Universität (Columbia-Collegium) und eines medicinisch-chirurgischen Collegiums mit Bibliotheken, Sammlungen und einem botanischen Garten; außerdem bestehen noch eine Akademie der schönen Künste, sowie viele Vereine für wissenschaftliche Zwecke und darunter auch einer für Verbreitung deutscher Sprache und Literatur in den Vereinigten Staaten. Andere Vereine haben sich Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse und andere menschenfreundliche Aufgaben gestellt, wie z.B. die Beförderung der Freilassung der Neger, die Unterstützung kleiner Schuldner und einwandernder armer Deutscher und Engländer, die Abschaffung der Zweikämpfe u.s.w.; auch die amerik. Bibelgesellschaft hat hier seit 1816 ihren Sitz. Das Klima ist nicht das gesundeste und das gelbe Fieber hat oft hier geherrscht. Unter zahlreichen schönen Gebäuden verdient das hier abgebildete Stadthaus, die Börse, die Pauls- und die Dreifaltigkeitskirche, sowie der Palast Federalhall Erwähnung, in welchem am 30. Apr. 1780 die Constitution von Washington an der Spitze des Congresses beschworen wurde. Unübersehbar ist der Handelsverkehr, in welchem N. mit dem Auslande zur See steht, wo jährlich gegen 2000 Schiffe in dem vortrefflichen, durch 11 Forts geschützten und mit prächtigen Kaien und Docken versehenen Hafen anlangen, wohin auch 1838 von England aus eine Verbindung durch Dampfboote eröffnet worden ist, welche die Reise in 11–14 Tagen zurücklegen. Nach dem Innern befördern Flüsse, Kanäle und Eisenbahnen eine verhältnißmäßig ebenso lebhafte Verbindung. Es bestehen hier viele Banken, Versicherungsgesellschaften und den Handel begünstigende Anstalten; ferner Fabriken der mannichfaltigsten Art, viele Buchhandlungen und Buchdruckereien, eine jährliche Buchhändlermesse, vier Theater u.s.w. Das Trinkwasser wird durch eine lange Wasserleitung herbeigeführt und bis 56 F. über die Stadt künstlich gehoben, von wo es dann durch gußeiserne Röhren von zusammen mehr als 35,000 F. Länge nach allen Seiten vertheilt wird. Auf den Schiffswerften werden, wie zu Boston und Philadelphia, auch Kriegsschiffe für den Staat gebaut. Dieser Hauptsitz von Betriebsamkeit und Reichthum wurde vor nur 200 Jahren zuerst durch holländ. Ansiedler gegründet und damals vorbedeutungsvoll Neu-Amsterdam genannt.


aus Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 330-331
http://www.zeno.org/Herder-1854/A/New-York+%5B1%5D
New-York (Nju-Johrk), Neuyork, Staat der nordamerik. Union, zwischen dem Erie- und Ontariosee, dem St. Lorenzstrom, Canada, Vermont, Massachusetts, Connecticut, New-Jersey, Pennsylvanien u. dem Ocean, ist von Zweigen der Apalachen, den Highlands und Catskillbergen durchzogen, meist eben, hat den Hudson zum Hauptfluß, ist dem Ackerbau sehr günstig (der Bergbau dagegen ist von sehr untergeordneter Bedeutung) und zählt auf 2171 QM. 4 Mill. E. Ackerbau und Viehzucht sind Hauptgeschäfte, sodann Handel, Schifffahrt, Fischerei, Industrie. Ein herrliches Kanalsystem verbindet den Hudson, den Eriesee, Delaware, Susquehanna und St. Lorenz, Eisenbahnen die wichtigsten Plätze des ganzen Staats. Die Staatsschulden betragen 24323999 Doll., das Jahresbudget von 1850 zeigte dessenungeachtet den Ausgaben von 2478448 Doll. gegenüber an Einnahmen 2532969 Doll. In den Congreß schickt N. 33 Repräsentanten; seine Verfassung ist wesentlich die der andern Unionsstaaten; Eintheilung in 59 Grafschaften. Hauptstadt ist Albany; bedeutender sind jedoch: Brooklyn, Buffalo, Rochester, Syracuse, Troy, Utica, Williamsburg und vor allen: New-York, Neuyork, die größte Stadt der neuen Welt. nach London die erste Handelsstadt der Erde, auf der durch den Hudson, den Harlem und den Eastriver gebildeten Insel Manhattan, mit einem sichern, großen, durch Forts und Strandbatterien geschützten Hafen, dessen 12 Werften 25000 Arbeiter beschäftigen, in welchem 1852 im Ganzen 11138 Schiffe einliefen, die für 129849619 Dollars ein- u. für 71523609 Doll. ausführten. Die Zahl der E. betrug (1852) 532392, darunter 80000 Deutsche, mit den umliegenden N. zuwachsenden Orten über 750000. N. ist im Ganzen schön gebaut, der Quere nach von der 11/2 St. langen, 18' breiten Broadway durchschnitten, an welcher Straße sich die große Geschäftswelt etablirt hat. Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnen sich aus: das Stadthaus, die Börse, die Föderalhalle, die Gewerbshalle, das Zollhaus, das Arsenal, das Gerichtshaus, die Universitätshalle, das Columbiacollege etc.; bemerkenswerth ist auch die Crotonwasserleitung, welche 40 engl. Meil. weit her täglich 27–60 Mill. Gallonen reines, gutes Wasser in die Stadt führt, welches durch gußeiserne Röhren in alle Straßen vertheilt wird. N. zählt eine Menge öffentlicher und privater Unterrichtsanstalten, viele wohlthätige Stiftungen. 249 Kirchen, von denen die Presbyterianer 46, die Episkopalen 45, die Methodisten 33, die Baptisten 31, die Katholiken 21, die holländ. Reformirten 19, die Congregationisten 10, die Lutheraner 5, die Quäcker 4, die Universalisten 4, die Urchristen 4, die Unitarier 2 besitzen; die Juden haben 12 Synagogen. In der Stadt erschienen 1850 106 Zeitschriften, darunter 12 deutsche; Druckereien arbeiteten 150. Die Industrie ist dem großartigen Handelsverkehr entsprechend; 1850 wurden 3387 Fabriken und Manufacturen mit einem Kapital von 34232822 Doll. betrieben und erzeugten einen Werth von 105218308 Doll.; 26 Banken setzten bei einem Metallvorrath von 6 Mill. Doll. 24 Mill. Doll. in Noten in Umlauf. – N. wurde seit 1609 von den Holländern colonisirt (Neuniederland, Neubelgien); 1664 eroberten es die Engländer und Karl II. schenkte es seinem Bruder Jakob, dem damaligen Herzoge von York, woher der Name stammt; 1673 eroberten es die Holländer auf kurze Zeit wieder; 1680 erhielt es die engl. Colonialverfassung. 1731 zählte die Stadt N. 4622 E., 1756 deren 13000, 1790 bereits 33000, welche 1810 schon auf 96000, 1820 auf 123000, 1830 auf 203000, 1840 auf 312000 stiegen. N. ist gegenwärtig der wichtigste Staat der Union u. gab bisher noch immer in den größern polit. Fragen den Ausschlag.



aus Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 603-605http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/New+York+%5B1%5D

New York (spr. njū jórk, abgekürzt N. Y.), der volkreichste und wichtigste Staat der Nordamerikanischen Union (s. die Karten »Vereinigte Staaten«), zwischen 40°35´-45° nördl. Br. und 71°51´-79°46´ westl. L., erstreckt sich vom Atlantischen Ozean nordwestwärts bis zum Eriesee, Niagara, Ontariosee und Lorenzstrom, die es von Kanada scheiden, und wird im übrigen umgrenzt von den Unionsstaaten Vermont, Massachusetts, Connecticut (im O.), New Jersey und Pennsylvanien (im S.), mit einer Fläche von 127,350 qkm. Die Seeküste, der die Insel Long Island (s. d.) vorgelagert ist, ist nur kurz, umschließt aber in der N.-Bai, die zwischen Long Island und der Landspitze Sandy Hook landein greift und sich durch die darin liegende Insel Staten Island in die Untere oder Außenbai (Lower Bay) mit der Raritanbai und die Obere oder Innenbai (Upper Bay) gliedert, den besten atlantischen Naturhafen Nordamerikas. Schon von Natur bot die Außenbai Schiffen von 8 m Tiefgang bei Sandy Hook eine 190 m breite Einfahrt, durch Ausbaggerung ist letztere aber auf 300 m verbreitert und auf 10 m vertieft worden, und ihre weitere Vertiefung auf 13 m ist im Werke. Die Innenbai ist nicht bloß durch die 1600 m breiten Narrows (»Engen«) bequem erreichbar, sondern für kleinere Schiffe auch durch den Arthur Kill und Kill van Kull (westlich und nördlich von Staten Island), und nach den Sprengungen des Hellgate für Schiffe von 8 m Tiefgang unmittelbar vom Ozean her auch durch den East River (s. d.) und Long Island-Sund, während sie mit ihren Verzweigungen und Seitenbuchten eine außerordentliche Fülle und Mannigfaltigkeit von Lösch- und Ladevorrichtungen gewährt. Sehr bedeutsam für die kulturgeographische Rolle des Staates N. ist es auch, daß mit dem Niagara (s. d.) und seinen Fällen sowohl das untere als auch das obere Niveau der Lorenzseen in sein Gebiet fällt, daß der Hudson 245 km weit (bis Troy) als vorzügliche Binnenschiffahrtsstraße dient, und daß das Appalachische Gebirge im Quellgebiete des Mohawk den niedrigsten und bequemsten Übergang (bei Rome 140 m ü. M.) hat. Wirkliches Niederland, dessen Boden aus jungem Schwemmland und aus quartärem Gletscherschutt besteht, liegt auf Long Island, und das genannte Gebirge tritt mit dem Zuge der Blue Ridge bei Westpoint und Newburgh an den Hudson, um die malerischen Hudson Highlands (Stormking 424 m) zu bilden und sich am Ostufer in den Fishkill Mountains (North Beacon 448 m) und auf der Grenze gegen Massachusetts und Vermont in der Taconickette fortzusetzen. Die Bergzüge bestehen aus kristallinischen und kambrischen Gesteinen. Bedeutender sind aber die aus devonischem Sandstein und Schiefer zusammengesetzten Catskills (s. d.), die sich an die pennsylvanischen Alleghanies anschließen (Slide Mountain 1282 m), und das stattliche Gneisgebirge der Adirondacks (s. d.), die nördlich vom Mohawktale das Westufer des Champlainsees begleiten und im Mount Marcy (1641 m) den höchsten Berggipfel des Staatsgebietes enthalten. Die zum Lorenzstrom und zu den Lorenzseen abgedachte Westhälfte von N. hat flachhügelige Oberflächenform, und ihr paläozoisches Grundgestein ist an den meisten Stellen von einem mächtigen Mantel aus Geschiebelehm (till) überdeckt, der einen ausgezeichneten Ackerboden bildet. Nur die Täler der kataraktenreichen Flüsse Black River, Oswego und Genesee und die sogen. Fingerseen (Canandaigua-, Keuka-, Seneca-, Cayuga-, Owasco-, Oneidasee), die das Südufer des Ontariosees als eine merkwürdige Art von Nebenseen begleiten, sind teilweise tief eingegraben. Die großartige Wasserstraße der Lorenzseen quer durch das Gebiet mit der schiffbaren Laufstrecke des Hudson zu verbinden, kostete große technische und finanzielle Anstrengungen. Durch den Eriekanal (s. d.) mit seiner gewaltigen Schleusentreppe und seinen Abzweigungen ist dieses Problem aber früh (1825) gelöst worden, ebenso auch das Problem einer Kanalverbindung zwischen dem Hudson und dem untern Lorenzstrom durch den Champlainsee und Champlainkanal. Der Susquehanna und Delaware fallen nur mit ihren Oberläufen in das Gebiet und dienen im allgemeinen nur zur Holzflößerei, der untere Delaware wurde aber auch mit dem Hudson durch einen Schiffahrtskanal verbunden. So besitzt N. ein ungleich vollkommeneres System von natürlichen und künstlichen Schiffahrtsstraßen als irgend ein andrer atlantischer Unionsstaat. Dem Eisenbahnbau bot das Mohawktal ebenfalls viel günstigere Vorbedingungen, als sie anderweit in den Appalachen zu finden sind, so daß die New Yorker Zentralbahn die Gebirgsschranke 135 m ü. M. überwindet. Ebenso hat die N.-Eriebahn nur 427 m und die N.-Ontario-Western nur 550 m emporzusteigen, die Pennsylvaniabahn dagegen 660 m und die Baltimore-Ohiobahn 800 m. Das Klima ist auch in der unmittelbaren Küstennähe ausgeprägt kontinental und im Winter durchgängig viel kälter, als der geographischen Breite nach erwartet werden sollte, im Innern aber in einem noch höhern Maße. Die Stadt N. hat 10,4° mittlere Jahreswärme, 23,1° im Juli, -1°[604] im Januar; Albany 9, bez. 22,4, bez. -4,9°; Binghampton 8, bez. 20,4, bez. -5,3°. Als niedrigste Temperatur wurde in der Stadt N. -21,1°, in Albany -31°, in Binghampton -32,2°, in Ogdensburg 41,7° und in den Adirondacks -43,3° verzeichnet. Im Juli steigt die Hitze fast an allen Orten öfters auf 38–40°, und lang andauernde Hitzeperioden mit zahlreichen Sonnenstichfällen sind besonders in den großen Städten unerträglich. Dabei treten Nachtfröste im Innern bisweilen selbst im Juli auf. Die Zeit des Wachstums der Pflanzenwelt dauert im zentralen Teile 174 Tage, in der Nähe des St. Lorenzstroms 152, auf Long Island 186 Tage. Der Champlainsee friert manchmal in einer Nacht vollständig zu, der Hafen von Buffalo ist schon bis zum 15. Mai durch Eis gesperrt gewesen, der Hudson ist selten weniger als 42 Tage mit Eis bedeckt, und 1779/80 war die New Yorkbai so fest zugefroren, daß Truppen auf dem Eise von Manhattan nach Staten Island marschieren konnten.

Die Niederschlagsmenge beträgt in N. 1136 mm, in Albany 949 mm, in Oswego 883 mm. Auf der Küste liegen öfters dicke, der Schifffahrt gefährliche Nebel. Die Wälder bestehen vorwiegend aus Nadelholz (Weimutskiefern und Hemlocktannen), Eichen, Ahornen, Buchen, Lärchen und Birken. Von den verschiedenen Jagdtieren, mit denen in frühern Zeiten die Wälder New Yorks gefüllt waren, trifft man noch das amerikanische Elen, Rehe, schwarze Bären, Wildkatzen, Wölfe, Biber, Hermeline, Fischottern, Marder, Hafen etc. Die Bevölkerung betrug 1790: 340,120, 1820: 1,372,111, 1850: 3,097,394, 1900: 7,268,894 und 1905 (nach dem Staatszensus) 8,066,672 Seelen (64 auf 1 qkm), 1900 waren 3,614,780 männlich, 3,654,114 weiblich, 1,900,425 im Ausland (480,026 in Deutschland, 425,553 in Irland, 182,248 in Italien, 165,610 in Rußland, 135,685 in England) geboren, 99,232 Neger und Mulatten, 7170 Chinesen und 5687 Indianer. Letztere gehören dem Irokesenstamm an, haben im W. des Staates sechs Reservationen inne, sind zivilisiert und leben vom Landbau. In den öffentlichen Schulen waren 1903: 39,825 Lehrer (davon etwa 80 Proz. weibliche) beschäftigt und 1,256,874 Kinder eingetragen. Daneben gab es 23 höhere Schulen, die 1773 männliche und 96 weibliche Dozenten und 15,114 männliche und 1789 weibliche Studierende zählten und ein Gesamteinkommen von 4,186,885 Doll. (rund 54 Mill. Doll. Vermögen) hatten, darunter als die hervorragendsten das Columbia College (1903: 551 Dozenten, 4833 Studierende, 362,000 Bibliothekbände), die Cornell-Universität in Ithaca (435 Dozenten, 3423 Studenten, 249,583 Bände), New York-Universität (212 Dozenten, 2218 Studenten, 79,250 Bände), Pratt-Institut (125 Dozenten, 3420 Studenten, 79,822 Bände), College City (132 Dozenten, 2807 Studenten, 36,481 Bände). Es erscheinen 1951 Zeitungen. Es bestehen 13 theologische und 14 medizinische Fachschulen, 5 Irrenhäuser, 3 Blindenanstalten, Taubstummenanstalten, Asyle für Trunkenbolde, Blödsinnige etc. Die. Zahl der Katholiken ist auf 1,6 Mill. zu veranschlagen, ein katholischer Erzbischof residiert in der Stadt N., 6 katholische Bischöfe in N., Albany, Buffalo, Ogdensburg, Rochester und Syracuse, 7 anglikanische Bischöfe in N., Albany, Buffalo und Garden City, 5 methodistische Bischöfe in N., Buffalo und Flushing. Die Beschäftigung der Bevölkerung ist vorwiegend eine auf Industrie und Handel gerichtete, mit Landwirtschaft beschäftigten sich 1900 nur 12,5, mit Industrie 34,5, mit Handel und Verkehr 25,1 Proz. der Bewohner. Die westlichen Teile des Staates, wie die Fingerseengegend, die Genesee-Ebene und die Täler des Hudson und Mohawk, haben ausgezeichneten Boden, die wellenförmigen Landschaften im Norden und S. eignen sich trefflich für Viehzucht, wogegen ein großer Teil im O. unfruchtbar ist. Unter Kultur (improved) waren 1900 in 226,720 Farmen 6,25 Mill. Hektar; geerntet wurden an Hafer 40,8, Mais 20, Weizen 10,4, Buchweizen 3,8, Gerste 2,9, Roggen 2,4, Kartoffeln 38,1, Bohnen 1,4 Mill. Bushels, an Tabak 14, Hopfen 17,3 Mill. Pfd. Der gesamte Wert aller Ackerbauprodukte wurde auf 142,247,245 Doll. berechnet. Obst, vor allem Äpfel (von 15,054,832 Bäumen 24,111,257 Bushels), Pfirsiche (von 2,2 Mill. Bäumen 960,170 Bushels) und Trauben (von 29,6 Mill. Stöcken 247,7 Mill. Pfd.), wird in großer Menge geerntet. In der Viehzucht zeichnet sich der Staat durch die große Zahl der Milch- und Rasserinder aus. Der Viehstand betrug 1900: 934,375 Pferde, 2,651,944 Rinder, 1,763,794 Schafe, 728,815 Schweine. An Butter wurden 74,7 Mill., an Käse 2,5 Mill. (beides mehr als in einem andern Staat), an Wolle 6,7 Mill. kg produziert. Sehr ansehnlichen Anteil nimmt N. an der Hochsee- und Küstenfischerei: 1901 mit 633 Schiffen von 11,641 Ton., 4656 Booten, 11,564 Leuten und 3,9 Mill. Doll. Fangwert, und seine Fischerei auf dem Erie- und Ontariosee sowie auf dem Oneida-, Keuka- und andern Fingerseen ist ebenfalls bemerkenswert. Nutzbare Mineralien sind reichlich vorhanden, und der Mangel an Kohlen ist durch die Nähe Pennsylvaniens und seiner Anthrazitgruben in keiner Weise empfindlich. Weit verbreitet, namentlich in den Adirondacks (bei Port Henry und am Chateaugaysee) und bei den Hudson Highlands sind Magnet- und Brauneisensteine, die seit 1750 abgebaut werden und 1902: 1,392,987 Doll. ergaben. In der Salzproduktion, vor allem aus den Solquellen von Syracuse, Onondaga und Warsaw und aus den Steinsalzbergwerken der Geneseegegend. war N. lange der wichtigste Staat, bis es neuerdings in manchen Jahren von Michigan übertroffen wird. 1900 förderte es 4,9 Mill. Fässer. Ebenso hat es die Führung in der Förderung von natürlichem Zement, besonders am Rondon Creek und Eriesee, und künstlichem Portlandzement, 1902 für 3,656,589 Doll. Sehr namhaft ist ferner die Steinbruchtätigkeit auf Kalkstein (aus 181 Brüchen 2,5 Mill. Doll.), Sandstein (1,4 Mill. Doll.) und Marmor (0,6 Mill. Doll.), bemerkenswert auch die Gewinnung von Granaten, Graphit (bei Ticonderoga), Petroleum (für 1,5 Mill. Doll.) und Naturgas, in dem am obern Alleghany River von Pennsylvanien herübergreifenden Petroleumdistrikt.

In der Industrie steht N. allen andern Unionsstaaten voran, 1900 mit 78,658 Betrieben, 849,056 Arbeitern und 2,175,726,900 Doll. Produktionswert. Die großartige Bekleidungsindustrie zählte allein 4204 Betriebe, 90,017 Arbeiter und für 233,370,447 Doll. Erzeugnisse, der Maschinenbau und die Eisengießerei 1352 Betriebe, 50,173 Arbeiter, 96,636,517 Doll., die typographische Industrie 2640 Betriebe, 32,948 Arbeiter, 95,232,051 Doll., die Zuckerraffinerie 14 Betriebe, 3775 Arbeiter, 90,680,478 Doll. Dazu kommen 110 Versand- und Großschlächtereien mit 3099 Arbeitern und 57,431,293 Doll. Produktionswert, 225 Brauereien mit 7424 Arbeitern und 56,137,854 Doll., 3097 Tabakfabriken mit 27,071 Arbeitern und 53,660,580 Doll., 2274 Säge- und Hobelwerke mit 18,365 Arbeitern und 45,523,234 Doll., 279 chemische Fabriken und Farbwerke mit[605] 8854 Arbeitern und 40,663,363 Doll., 242 Strumpf- und Strickwarenfabriken mit 35,886,048 Doll., 223 Schuhfabriken mit 25,585,631 Doll., 354 Möbelfabriken mit 23,643,245 Doll., 147 Gerbereien mit 23,205,991 Doll., ferner 134 Fabriken für elektrische Anlagen, 82 für Eisenbahnwagenbau, 30 für Eisen- und Stahlbereitung, 560 für Pelzwaren, 244 für Handschuhe, 12 für Teppichweberei, 92 für Seide etc. Noch entschiedener ist durch die Lage und Eigenproduktion des Staates das Übergewicht von N. im Handel und Verkehr. Die Handelsflotte des Staates zählte 1904: 5375 Schiffe von 1,796,403 Ton., das sind 28,5 Proz. von der Gesamtflotte der Vereinigten Staaten, wovon 4441 Schiffe von 1,473,917 T. auf die Küstenplätze (New York und Sag Harbor), 934 Schiffe von 322,486 T. auf die Binnenhäfen (Buffalo, Oswego etc.) entfielen. Im Außenverkehr liefen in den Häfen von N. 10,826 Schiffe von 11,385,849 Ton. ein und 10,242 Schiffe von 10,799,343 T. aus, so daß sich nahezu 36 Proz. von dem Gesamtverkehr der Union darin konzentriert. Die Eisenbahnen hatten 1903 eine Länge von 13,030 km. Der Verkehr auf den Kanälen ist sehr zurückgegangen, im Betriebe waren 1904: 900 km, auf denen insgesamt 3,138,547 Ton. befördert wurden. Der Jahresumsatz der Clearinghäuser des Staates bezifferte sich 1902 auf 75,500 Mill. Doll., oder auf reichlich 65 Proz. von dem Gesamtumsatz der Vereinigten Staaten. Die exekutive Gewalt ist einem auf zwei Jahre gewählten Gouverneur und Vizegouverneur übertragen. Der Senat zählt 50, das Abgeordnetenhaus 150 Mitglieder. In den Kongreß der Union entsendet der Staat 2 Senatoren und 37 Repräsentanten, bei der Präsidentenwahl hat er 39 Stimmen. Der Wert allen steuerbaren Eigentums wird (1904) auf 7,446,476,127, die öffentliche Schuld auf 9,410,660 Doll. angegeben. Der Staat zerfällt in 61 Grafschaften. Politische Hauptstadt ist Albany.

Geschichte. Nachdem Henry Hudson 3. Sept. 1609 die Insel Manhattan (s. d.) entdeckt hatte, gründeten die Holländer 1612 die erste Niederlassung an der Südspitze jener Insel unter dem Namen Neuamsterdam, bemächtigten sich des Landes und nannten es Neuniederland oder Neubelgien. Aber die Engländer nahmen im September 1664 die Kolonie in Besitz, indem sie sich auf ein Patent beriefen, durch das König Karl II. seinem Bruder, dem Herzog von York, ganz Neuniederland zugesprochen habe. Die Provinz erhielt gleich der Stadt zu Ehren des neuen Besitzers den Namen N. Zur Zeit der Eroberung hatte Neuamsterdam ungefähr 1500 Einw., 1673 schon 2500. Im Frieden zu Westminster 1674 ward N. förmlich an England abgetreten. 1683 hielt die Kolonie ihre erste gesetzgebende Versammlung; 1689 ward das Land unmittelbare Provinz der britischen Krone. Aufstände der Neger 1712 und 1741–42 wurden glücklich unterdrückt. Aber die unzweckmäßigen Maßregeln der englischen Regierung erregten große Erbitterung. In der Stadt N. wurden 1765 die Stempelakte verbrannt, und Abgeordnete der Kolonien traten hier zu einem Kongreß zusammen. 1776 wurde die Stadt von den Engländern erobert, die bis zum Frieden von 1783 im Besitz derselben blieben. Am 26. Juli 1788 nahm der Staat die Konstitution der Union an; 1821 ward seine Verfassung in liberalem, 1846 und 1874 in demokratischem Sinne revidiert. Vgl. O'Callaghan, Documentary history of the state of N. (Albany 1849–51, 4 Bde.) und Documents relating to the colonial history of the state of N. (das. 1853–58, 10 Bde.); Kollock, History of the N. state (das. 1883); Roberts, N., the planting and the growth of the Empire State (Boston 1887, 2 Bde.); Kapp, Die Deutschen im Staate N. während des 18. Jahrhunderts (New York 1884); Prentice, History of N. state (das. 1900); Tarr, The physical geography of N. state (das. 1902).

New York (spr. njū jórk: hierzu Karte »New York und Umgebung« und der Stadtplan), die größte, volkreichste und im Kultur- und Wirtschaftsleben bedeutendste Stadt der Vereinigten Staaten sowie der gesamten Neuen Welt, im gleichnamigen Staate (s. oben), nimmt an der zu einem ausgedehnten System von Buchten und Wasserstraßen erweiterten und verzweigten Mündung des Hudson (s. d.) 846 qkm ein und enthält (1905) 4,014,304 Einw., so daß es an Fläche ebenso wie an Bevölkerungszahl nur von London übertroffen wird. Ursprünglich auf die vom Hauptarm des Hudson (North River) u. vom Spuyten Duyvil Creek, Harlem River und East River umschlossene Insel Manhattan (s. d.) beschränkt, hat es sich mit seinen Vororten in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrh. mehr und mehr auch auf das anstoßende Festland der Grafschaft Westchester, auf Long Island, auf Staten Island und auf die kleinern Inseln Blackwell's Island, Ward's Island, Randall's Island u.a. ausgedehnt, wie die am Westufer des Hudson im Staat New Jersey gelegenen Städte Bayonne, Jersey City, Hoboken u.a. ihrem Wesen nach ebenfalls nichts andres als seine Vororte sind. Seit 1. Jan. 1898 bildet es mit der Mehrzahl der Vorstädte, unter denen Brooklyn, Long Island City, New Brighton, Morrisania, Tremont, Bronx besonders namhaft sind, ein einheitliches städtisches Gemeinwesen, das für die Zwecke der Verwaltung in die Stadtbezirke (boroughs) Manhattan, Bronx, Brooklyn, Queens (Long Island) und Richmond (Staten Island) eingeteilt wird. Im gewöhnlichen Verkehr werden die alten Bezeichnungen aber noch festgehalten, und im eigentlichen N. (Manhattan) namentlich auch die Unterstadt (down-town) von der Oberstadt (up-town) unterschieden. Die größte Längserstreckung des Stadtgebietes mißt 56 km, die größte Breitenerstreckung 30 km, das Stadthaus liegt unter 40°42´43´´ nördl. Br. und 74°0´3´´ westl. L. Der Baugrund erhebt sich an der Südspitze von Manhattan nur 1,5 m ü. M., am Stadthaus aber 11 m, am Hauptbahnhof der N.-Central-Eisenbahn 16 m, im Mount Morris 30 m, im Morningside Park 40 m, in den Washington Heights 75 m. Im allgemeinen besteht er aus jungen Anschwemmungen und quartärem Gletscherschutt, auf Long Island und Staten Island auch aus Tertiär- und Kreideschichten, selbst in der Unterstadt ist er aber in geringer Tiefe (10–50 m) von kristallinischen Felsarten unterlagert, und in der Oberstadt stehen letztere vielfach als steile Rücken zutage, besonders in den öffentlichen Parken ein wichtiges Schönheitsmoment bildend. Das Klima ist im Sommer heiß (23,1° Mitteltemperatur des Juli), öfters mit lange andauernden Hitzeperioden und zahlreichen Sonnenstichfällen, im Winter wechselvoll und teilweise sehr kalt (-1° Mitteltemperatur des Januar). Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 10,4°, der durchschnittliche Jahresniederschlag 1136 mm.

Der wirtschaftliche Aufschwung von N. wurde vor allem durch die nach ihm benannte schöne Bai, die sich in eine Außenbai (Lower Bay) und eine Innenbai (Upper Bay) gliedert und die den besten Naturhafen an der Ostküste von Nordamerika bildet, begünstigt, demnächst[606] durch den 210 km landein (bis New Baltimore) für größere und 245 km (bis Troy) für kleine Seeschiffe fahrbaren Hudson und durch die vergleichsweise bequemen Übergänge über das Appalachische Gebirge, unter denen der Mohawk-Übergang sogar die Herstellung eines Schiffahrtskanals zwischen dem Hudson und den Lorenzseen ermöglichte (s. Eriekanal).
Der Außenbai sind zwar zwischen der Landspitze Sandy Hook und Coney Island ausgedehnte Bänke vorgelagert, dazwischen bieten sich aber der großen Seeschiffahrt gute Zugänge, namentlich der ursprünglich 300 m breite und 8 m tiefe Gedney Channel, der künstlich auf 10 m vertieft worden ist, und der 4,8 m tiefe Ambrose Channel, dessen Vertiefung auf 13 m im Werk ist. Die künstlichen Inseln Swinburne und Hoffman Island enthalten Quarantäneanstalten und Hospitäler, während Sandy Hook die verborgenen starken Festungsanlagen des Fort Hancock zur Verteidigung der Außenbai trägt. Die 2 km breiten und 10–20 m tiefen, von den Forts Tompkins, Wadsworth und Hamilton beherrschten Narrows (»Engen«) zwischen Staten Island und Long Island und der schmale, auf 4,5 m ausgetiefte Staten Island-Sund oder Arthur Kill und Kill van Kull zwischen Staten Island und New Jersey führen in die Innenbai, die zusammen mit dem East River und Hudson als eigentlicher Hafen dient und ringsum von Lösch- und Ladeeinrichtungen und Landungs- und Lagerhallen eingefaßt ist. Die kleine Insel Governors Island trägt hier weitere Festungsbauten, Ellis Island die Ankunftshallen für Einwanderer, Bedloe Island die von Bartholdi entworfene, 46 m hohe Freiheitsstatue, ein Geschenk Frankreichs an die Union (1886), die im Verein mit ihrem Granitsockel den Meeresspiegel um 93 m überragt und deren elektrisch erleuchtete Fackel als Leuchtturm dient. Der East River (s. d.) ist durch die Felssprengungen des Hell Gate großen Seeschiffen zugänglich und wird durch das Fort Totten verteidigt.

Der untere (südliche) Teil des eigentlichen N. ist als ältester Stadtteil ziemlich unregelmäßig gebaut und hat verhältnismäßig enge Straßen. Als Hauptgeschäftsviertel, das entlang dem Hudson (West Street) und East River (South Street) von einer ununterbrochenen Reihe von Landungsbrücken und Docks (slips) umrahmt wird, enthält es vor allem zahlreiche Börsen- und Bankgebäude, darunter die mächtige Produktenbörse im italienischen Renaissancestil, mit 68 m hohem Turm, die aus weißem Marmor ausgeführte Effektenbörse, die Petroleumbörse, die Kohlen- und Eisenbörse, die Baumwollenbörse, die Metallbörse, die Grundbesitzbörse u.a. Viele Geschäftsgebäude erheben sich hier der möglichsten Ausnutzung des engen und kostbaren Raumes halber als sogenannte Wolkenkratzer (sky scrapers) mit 20–30 Stockwerken zu Turmhöhe, so das Park Row Building mit 29 Stockwerken 116 m, das Pulitzer Building mit 22 Stockwerken zu 114 m, das Manhattan Life Insurance Building mit 17 Stockwerken zu 106 m, das St. Paul Building mit 26 Stockwerken 94 m, das American Surety Co. Building mit 23 Stockwerken und der staatlichen Wetterwarte zu 93 m etc. (s. Hohe Häuser, mit Tafel). Nahe bei der Südspitze der Insel Manhattan steht das Aquarium, das früher unter dem Namen Castle Garden Building als Einwandererhalle benutzt wurde, sowie das Barge Office, das einen Teil des Zollamtes bildet, während das Zollhaus (Custom House) selbst als ein Granitbau mit einer Vorhalle aus riesigen ionischen Säulenmonolithen und einer weiten Rotunde im Innern einen ganzen Häuserblock an der Wall Street einnimmt und ein neues, viel größeres Zollgebäude im französischen Renaissancestil näher bei der Südspitze, an der Stelle des alten holländischen Fort Amsterdam 1902 begonnen wurde und im Bau begriffen ist. Von andern öffentlichen Bauten der Unterstadt ist noch das bundesstaatliche Unterschatzamt (United States Sub-Treasury) hervorzuheben, mit einer Vorhalle aus dorischen Marmorsäulen, einem Bronzestandbild George Washingtons an seiner Freitreppe und ungeheuern Edelmetallvorräten in seinen diebes- und feuersichern Gewölben; nahe dabei auch das Metallprüfungsamt (Assay Office), die Handelskammer (Chamber of Commerce) und am East River die große Fulton-Markthalle, am North River die Washington-Markthalle für die Lebensmittel-, insbes. auch für die Fischversorgung der Weltstadt. Südlich von dem City Hall Park, der den Kernpunkt des untern N. bildet, steht das riesige Postamt, ein Granitbau im Mischstil von Dorisch und Renaissance mit Mansardendach, in dem über 4000 Personen beschäftigt sind und im Jahresdurchschnitt 1400 Mill. Sendungen bewältigt werden, und nahe dabei die Hauptgebäude des Western Union-Telegraphen und Posttelegraphen, während die Südostseite des Parkes, die als Printing House Square bekannt und mit einer Bildsäule Benjamin Franklins geschmückt ist, von den stattlichen Palästen der großen Zeitungen »New York Times«, »N. Y. Tribune«, »World« (s. Tafel »Hohe Häuser«, Fig. 2) und »New Yorker Staatszeitung« eingerahmt wird. Die Mitte des Parkes nimmt die City Hall ein, ein schöner Bau aus weißem Marmor im italienischen Renaissancestil, mit Säulenvorhalle, den Amtsräumen des Mayors und der Stadtverwaltung und kuppelförmigem Uhr- und Glockenturm. Nördlich davon erhebt sich das Gerichtsgebäude (County Court House), ebenfalls aus weißem Marmor und mit korinthischer Säulenfassade, dessen Ausführung (1861–1867) durch die Betrügereien des Tweed-Ringes 12 Mill. Doll. gekostet hat; nördlich von ihm, den City Hall Park abschließend, das städtische Archivgebäude (Hall of Records) und das Stewart Building mit dem städtischen Schatzamt. Weiter nördlich liegt das ursprünglich im ägyptischen Stil ausgeführte, 1898 aber umgebaute Stadtgefängnis (die Tombs) und durch eine gedeckte Straßenüberbrückung damit verbunden das Kriminalgerichtsgebäude, und noch weiter nördlich das Polizeigebäude; ferner die von Johann Jakob Astor (s. d.) begründete und von seinen Nachkommen reich dotierte Astorbibliothek mit gegen 300,000 Bänden (s. unten: Bibliotheken), die Mercantile Library, das stattliche Braunsandsteingebäude des von Peter Cooper begründeten Volksbildungsinstituts Cooper Union, das Bibelhaus, das Gebäude der Historischen Gesellschaft und am Washington Square die ältern Baulichkeiten der N. University, während deren neuere Hauptgebäude die University Heights im nördlichsten Teil des Stadtgebietes einnehmen. Von kirchlichen Bauten sind in dem untern Stadtteil namentlich die gotische Trinity Church mit 86 m hohem Turm, einem interessanten Friedhof und den Gräbern Hamiltons und Fultons, die alte St. Paul Church, die Grace Church, die katholische St. Anns Church und St. Josephs Church und das baptistische Tabernacle bemerkenswert. Als die hervorragendsten Geschäftsstraßen der Unterstadt sind der Broadway, die Bowery und Wall Street, der Sitz der großen Bankhäuser, hervorzuheben.

[607] Der nördliche oder obere Stadtteil ist regelmäßig gebaut, mit von S. nach Norden laufenden breiten Hauptstraßen, die Avenuen (avenues) heißen, und mit Querstraßen (streets) von O. nach W., die den North River mit dem East River verbinden. Die daselbst vorhandenen Geschäftshäuser, darunter die riesenhaften Warenhäuser von Wanamaker, Sigel u. Cooper, Macy u.a., sind im allgemeinen mehr auf den Einzelumsatz berechnet und am zahlreichsten in der Dritten Avenue (der Fortsetzung der Bowery), der Sechsten Avenue, dem Broadway, der Vierzehnten Straße und der Dreiundzwanzigsten Straße. Die Fünfte Avenue ist die eleganteste Wohnstraße und die Hauptverkehrsstraße der Geldaristokratie, mit den vornehmsten Hotels und Restaurants (Waldorf Astoria, Holland House, Hofmann House, Delmonico etc.), den prächtigsten Klubhäusern, den Palästen der Vanderbilts, Stewarts etc., den schönsten Kirchen u. dgl. Hervorragende öffentliche Bauten sind hier das ungeheure Metropolitan Opera House, das Hippodrom, der Madison Square Garden (mit 12,000 Sitzplätzen und Theater), die Carnegie-Halle für Konzerte und Vorträge (mit 2752 Sitzplätzen), die Lenox-Bibliothek, die im Bau begriffene Öffentliche Bibliothek (N. Public Library), das städtische Kunstmuseum (Metropolitan Museum of Art) im Renaissancestil, die Kunstakademie (National Academy of Design), das großartige Naturhistorische Museum, die umfangreichen Bauten der Columbia-Universität, darunter die schöne Bibliothek mit ionischer Säulenvorhalle und großem Lesesaal; ferner das College of the City of N., das Normal College (Lehrerinnenseminar), die Zeughäuser des 7. und 8. Regiments, das prächtige Mausoleum des Generals U. Grant, mit dorischem Unterbau und von ionischen Säulen getragener Kuppel, das große Bellevue-Hospital, das St. Luke's-Hospital, das Mount Sinai-Hospital, das Kloster des heiligen Herzens und der gewaltige Hauptbahnhof der N. Central-Bahn. Unter den Kirchen ist die weitaus stattlichste und schönste die katholische St. Patricks-Kathedrale, 1850 bis 1879 in gotischem Stil aus weißem Marmor erbaut, demnächst die unvollendete anglikanische Johannes-Kathedrale, die St. Thomas-Kirche, die Fifth Avenue Presbyterian Church, die Dutch Reformed Church, die Emanuel-Synagoge und Bethel-Synagoge etc. Im ganzen zählt man im eigentlichen N. an 650 Kirchen und Bethäuser, worunter 118 katholische, 94 episkopale, 72 methodistische, 49 baptistische, 42 lutherische, 39 reformierte, 37 mosaische etc. Den mittlern Teil der Oberstadt nimmt der 4 km lange und 0,8 km breite, 335 Hektar enthaltende Zentralpark ein, mit seinen schattigen Baumanlagen, weiten Rasenflächen, malerischen Felsgruppen, Seen und Teichen, reizvollen Fahr-, Reit- und Promenadenwegen und schönen Sitzplätzen der Haupttummelplatz der Erholungsbedürftigen. Unter den Denkmälern, die den Park schmücken, sind hervorzuheben ein 21 m hoher ägyptischer Obelisk, Standbilder von Kolumbus, Shakespeare, Scott, Webster, Hamilton, Morse, Büsten von Humboldt, Schiller, Beethoven u.a. Nördlich davon liegt der kleine Morris Park (8 Hektar), nordwestlich der Morningside Park (13 Hektar) und unmittelbar am Hudson der Riverside Park (70 Hektar), mit prächtiger Aussicht auf den Strom und die Palisaden. Weiter abwärts in der Stadt befinden sich der Dewitt Clinton Park (3 Hektar) am Hudson, der Bryant Park (2 Hektar), bei der Öffentlichen Bibliothek an Stelle des frühern Croton-Wasserleitungsbeckens, der Madison Square (2,7 Hektar), mit Bronzestandbildern Sewards, Conklings, Arthurs und Farraguts, der Union Square (1,4 Hektar), mit Statuen Washingtons, Lincolns und Lafayettes, der Stuyvesant Square, der Tompkins Square (4 Hektar), der Washington Square (3,6 Hektar), mit einem Standbild Garibaldis und dem Washington Memorial Arch, einem bei der hundertjährigen Jubelfeier der Einsetzung des ersten Unionspräsidenten errichteten Triumphbogen, endlich am äußersten Südende der Stadt der Battery Park (8,4 Hektar), mit einer Statue J. Ericsons und herrlichem Blick auf die N.-Bai und ihr großartiges Wasserleben. Im äußersten Norden dagegen liegt noch der 342 Hektar große Bronx Park, der den Botanischen Garten (120 Hektar) und den Zoologischen Garten (104 Hektar) umschließt, sowie der 428 Hektar große Cortlandt Park.
Die Trink- und Nutzwasserversorgung der Stadt erfolgt aus dem 64 km von N. gelegenen Quellgebiete des Crotonflusses, durch den 1883–90 mit 25 Mill. Doll. Kostenaufwand hergestellten neuen Crotonaquädukt, der eine Leitungsfähigkeit von 1,5 Mill. cbm am Tage hat, und durch den 1836–42 erbauten alten Crotonaquädukt mit einer täglichen Leitungsfähigkeit von 455,000 cbm, sowie vermittelst eines Hauptsammelbeckens inmitten des Zentralparkes, das 4,5 Mill. cbm faßt.
Über den Harlem River führen 12 Brücken, darunter die 426 m lange und 35 m hohe High Bridge und die 730 m lange und 41 m hohe Washington Bridge, letztere 1890 für 2,7 Mill. Doll. erbaut. Mit Brooklyn ist das eigentliche N. durch zwei gewaltige Brücken sowie durch 18 große Dampffähren verbunden, während zwei andre Brücken im Bau begriffen sind. Die 1869–83 von Johann Röbling und seinem Sohne Washington Röbling mit einem Kostenaufwand von 15 Mill. Doll. erbaute East River-Brücke, eine Hängebrücke, ist 1827 m lang, 26 m breit und 41 m über dem Flutstande des East River erhoben, mit 487 m Abstand zwischen den riesigen Steinpfeilern, die in 13,7 und 24 m tief verankerten Senkkasten ruhen, 83 m hoch sind und die Brückenbahn vermittelst vier 16zölliger, an jedem Ende in 26,000 cbm Mauerwerk befestigter Drahtseile tragen. Die Brücke bietet Raum für zwei Bahngleise, zwei Fahrstraßen mit elektrischen Bahnen und einen breiten Fußweg und wird im Tagesdurchschnitt von 115,000 Menschen überschritten. Die 1896–1903 mit 11 Mill. Doll. Kostenaufwand erbaute Williamsburg-Brücke ist 2200 m lang, 36 m breit, 41 m hoch, mit 488 m Abstand zwischen den 101 m hohen Pfeilern und ganz aus Stahl, sie trägt zwei Hochbahn- und vier Straßenbahngleise, zwei Fahrstraßen, zwei Radfahr- und zwei Fußgängerwege.

In Brooklyn ist die belebteste Geschäftsstraße Fulton Street, die die Stadt in der ungefähren Fortsetzung der East River-Brücke durchschneidet, während Clinton Street, auf den 20–30 m hohen Brooklyn Heights, und Clinton Avenue als die schönsten Wohnstraßen gelten. Wichtige öffentliche Gebäude sind das Stadthaus (Borough Hall) aus weißem Marmor, mit ionischem Säulenvorbau, davor ein Standbild des berühmten Kanzelredners Henry Ward Beecher, das Gerichtshaus (County Court House) im korinthischen Stil, das stattliche Bundesgebäude (Federal Building) mit dem Postamt und Bundesgerichtshof, das Gebäude der Historischen Gesellschaft von Long Island, das reich ausgestattete Pratt Institute (im Technikum) und das bedeutende Brooklyn Institute of Arts and [608] Sciences im Renaissancestil. Im NW. nehmen die Anlagen und Wersten des vereinsstaatlichen Seearsenals und Kriegshafens (Navy Yard) gegen 60 Hektar ein. Von den 517 Kirchen sind 92 katholisch, 72 methodistisch, 55 episkopal, 53 lutherisch, 48 presbyterianisch, 45 baptistisch, 30 mosaisch, darunter am namhaftesten die kongregationalistische Plymouth Church als die Kirche Henry Ward Beechers, die Holy Trinity Church und die katholische Kathedrale. Berühmt ist der ausgedehnte Prospect Park (220 Hektar) mit einem Memorial Arch (Gedenkbogen) für die im Bürgerkriege Gefallenen und mit herrlichen Ausblicken auf die N.-Bai, das Häusermeer der Weltstadt und das offene Meer. Seinem Namen Dormitory (»Schlafsaal«) New Yorks entspricht Brooklyn nicht bloß als Wohnstadt der New Yorker Geschäftsleute, sondern auch als Kirchhofsstadt, besonders durch den schönen Greenwood Cemetery, den 190 Hektar großen Hauptfriedhof von N.

[Bevölkerung.] Die Bevölkerung von N. betrug 1700 nur 6000 Einw., 1776 gegen 22,000, 1790 bei der ersten Volkszählung 33,131, 1800: 60,515, 1840: 312,710, 1890: 1,515,301 u. 1900: 3,437,202 Einw., unter letztern 1,705,705 männliche, 1,731,497 weibliche, 60,666 Neger, 6321 Chinesen und 1,270,080 im Ausland Geborne (324,224 in Deutschland, 275,102 in Irland, 180,432 in Rußland und Russisch-Polen, 145,433 in Italien, 121,993 in Österreich-Ungarn, 72,692 in England und Wales, 19,836 in Schottland). Die Deutschen, die namentlich in der Gegend der A-Avenue (»Kleindeutschland«) zahlreich sind, haben nicht nur ihre Kirchen, Schulen und Hospitäler, sondern auch zahlreiche Klubs, Gesang- und Turnvereine. Die Italiener, die zwischen Bowery und Broadway wohnen, sind Obstverkäufer, Tagelöhner, Schuhputzer, Leierkastenmänner u.a., die Chinesen haben ebendort ihr Joßhaus (Tempel), ihre Opiumstuben, Wäschereien etc. Sehr stark sind die Irländer vertreten, die wie im öffentlichen Leben, so auch in den Gefängnissen eine bedenklich hervorragende Rolle spielen. Die 505 öffentlichen Schulen zählten 1903: 12,337 Lehrer und 461,292 eingetragene Elementarschüler. Daneben gab es 26 Korporationsschulen mit 560 Lehrern und 18,730 Schülern, 258 Privat-, Fach- und höhere Schulen und 10 Universitäten und Colleges, darunter die Columbia University, die N. University, das katholische Manhattan College u.a. (s. oben und den Artikel »New York«, Staat). Unter den 56 öffentlichen Bibliotheken (mit gegen 350 Ausgabestellen) sind die bedeutendsten die Astor Library (300,000 Bände), Mercantile Library (260,000), Lenox Library (150,000), N. Historical Society (75,000), Law Institute Library (50,000), N. Society Library (100,000) und die Bibliothek der Columbia-Universität (360,000 Bände), während die noch in der Organisation begriffene Public Library 1,250,000 Bände enthalten wird. Von den 25 Kunstsammlungen sind die bedeutendsten das Metropolitan Museum of Art mit den vom Konsul Di Cesnola auf Cypern gesammelten phönikischen und frühgriechischen Altertümern, einer historischen Glassammlung und einer sehr wertvollen Gemäldegalerie. Das American Museum of Natural History enthält sehr umfangreiche Sammlungen. Von gelehrten Gesellschaften sind zu nennen: die Historische Gesellschaft, die Geographische Gesellschaft, die Akademie der Wissenschaften, die Naturwissenschaftliche Gesellschaft u.a. Unter den musikalischen Vereinen sind besonders hervorzuheben die Philharmonic Society, Symphony Society, Oratorio Society und die Vereine Liederkranz und Arion. Für das Vergnügen sorgen 76 Theater und Konzerthallen sowie sehr zahlreiche Biergärten. Größere Klubs werden 123 gezählt, darunter verschiedene deutsche und zahlreiche Renn-, Ruder-, Kanoe-, Radfahrer-, Lawn-Tennis-, Turnvereine etc. Vorzüglich organisiert ist der städtische Feuerwehrdienst, der (1904) aus 163 Stationen und 3287 Mann besteht. Die Polizei zählt 83 Stationen und 8240 Mann. In N. erscheinen 56 Tagesblätter (darunter die deutsche »New Yorker Staatszeitung«, »The Sun«, »New York American«, »New York Herald«, »New York Times«, »New York Tribune« [s. unten], »World«), 220 wöchentliche und 390 monatliche Zeitschriften. Ein katholischer Erzbischof und zwei protestantische Bischöfe residieren in N. Von wohltätigen Anstalten besitzt die Stadt 132 Hospitäler und ärztliche Hilfsstationen, gegen 250 Waisenhäuser und Asyle jeder Art, 16 große Freibäder. Die drei Inseln im East River (Blackwell's, Ward's und Randall's) sind ausschließlich den öffentlichen Anstalten der Stadt gewidmet. Auf ihnen liegen 8 Krankenhäuser, 4 Arbeitshäuser, ein Versorgungshaus, 2 Irrenanstalten, ein Zuchthaus, ein Asyl für verwahrloste Kinder, eine Anstalt für Blödsinnige, ein Asyl für Trunkenbolde. Sämtliche Gebäude sind durch Sträflinge in Granit ausgeführt worden. Die Stadt hat 48 Friedhöfe.

[Industrie, Handel, Verkehr.] Hinsichtlich der Gewerbtätigkeit und des Handels nimmt die Stadt weitaus den ersten Rang unter den Städten der Union ein. 1900 wurden in 39,776 Industriebetrieben mit 462,763 Arbeitern für 1,371,358,468 Doll. Waren hergestellt. 1889 Männerkleiderfabriken lieferten mit 30,406 Arbeitern für 103,220,201 Doll., 1607 Frauenkleiderfabriken mit 44,715 Arbeitern für 102,711,604 Doll., 12 große Zuckerraffinerien (besonders in Brooklyn) mit 3075 Arbeitern für 88,598,113 Doll., 413 Druckereien mit 9888 Arbeitern für 51,397,304 Doll., 52 Großschlächtereien mit 1932 Arbeitern für 42,879,218 Doll., 589 Gießereien und Maschinenfabriken mit 19,560 Arbeitern für 41,089,475 Doll., 89 Brauereien mit 4824 Arbeitern für 39,105,837 Doll., 1841 Zigarren- und Zigarettenfabriken mit 20,519 Arbeitern 37,998,261 Doll., 56 Kaffeeröstereien mit 1427 Arbeitern für 21,346,195 Doll., 383 Putzmachereien mit 11,213 Arbeitern für 20,983,956 Doll., 512 Kürschnereien für 15,238,840 Doll., 187 Möbelfabriken für 13,246,405 Doll., 95 Pianofortefabriken für 12,650,905 Doll., 229 Juwelierwerkstätten für 9,712,179 Doll., 68 Seidenfabriken für 9,521,354 Doll. etc. Die Einfuhr bewertete sich 1904/05 auf 679,629,256, die Ausfuhr auf 524,726,005 Doll. und macht in ersterer Hinsicht 57,6 Proz., in letzterer 32,3 Proz. von dem gesamten Außenhandel der Union aus, so daß Boston, der zweite Einfuhrhafen, fast siebenmal von N. übertroffen wird und New Orleans, der zweite Ausfuhrhafen, ungefähr dreiundeinhalbmal. Die ausländischen Industrieartikel gehen zum allergrößten Teil durch N. im Lande ein, ebenso aber auch Kaffee (1904: 55,7 Mill. Doll.), Zucker (45 Mill. Doll.), Kautschuk (39,1 Mill. Doll.), Chemikalien (16 Mill. Doll.), Früchte (11,2 Mill. Doll.), Seide (9,8 Mill. Doll.), Tee (9,5 Mill. Doll.), Häute und Felle etc. Als Ausfuhrhafen ist N. der erste besonders in Brotstoffen (1904: 31,2 Mill. Doll.), Viehzuchtprodukten (89,3 Mill. Doll.), Vieh (12,1 Mill. Doll.), Petroleum (44,3 Mill. Doll.), Kupfer (38,4 Mill. Doll.) und Tabak (13,8 Mill. Doll.), während es mit seiner Baumwollausfuhr (28,5 Mill. Doll.)[609] hinter New Orleans, Galveston und Savannah zurücksteht. Zur Handelsflotte der Union stellt N. (1904) 23 Proz., nämlich 4209 Schiffe von 1,460,694 Ton. In seinem überseeischen Verkehr sind 67 regelmäßige Dampferlinien beschäftigt. 1904 liefen 17,9 Mill. Reg. – Ton. ein und aus (davon 14 Proz. aus Deutsch land), außerdem 16,8 Mill. Ton. im Küstenverkehr. Ein reger Schiffsverkehr besteht mit dem Innern auf dem Hudson und auf Kanälen, namentlich dem Eriekanal. In dem Hafen von N. landet die größte Zahl aller Einwanderer in die Union (1904: 718.423 Personen von insgesamt 812,870). Dampffähren (ferries) verkehren auf gegen 50 Linien und befördern im Jahresdurchschnitt über 200 Mill. Menschen. Dem Landverkehr dienen außer der N. Central- und der N.-Newhaven-Hartford-Bahn mit dem Grand Central-Bahnhof auch alle von Jersey City ausgehenden Linien. Elektrische Bahnen durchkreuzen die Stadt in allen Richtungen und haben Omnibusse und Droschken fast vollständig verdrängt. Aber noch wichtiger ist die auf eisernen Säulen gebaute und von einer riesigen Kraftstation mit 100,000 Pferdestärken betriebene Hochbahn (Elevated Railway), die 1904: 476,9 Mill. Personen be forderte und die Battery mit den entferntesten Stadtteilen verbindet, und die neue Untergrundbahn im jüdlichen Stadtteil sowie nach Brooklyn (Interborough Rapid Transit Railway), 1905 mit einem Verkehr von 339,1 Mill. Personen. Dem gewaltigen Geldverkehr dienen 52 National-, 62 Staats- und 52 Sparbanken, die durch das Clearinghouse ausgeglichenen Geschäfte betrugen 1905: 91,879,318,369 Doll., weit über die Hälfte sämtlicher Bank-Clearings der Union. N. ist Sitz vieler Konsuln, Deutschland ist durch einen Generalkonsul, einen Konsul und zwei Vizekonsuln vertreten. Die Stadtverwaltung untersteht einem auf vier Jahre gewählten Bürgermeister (mayor), 5 Bezirksvorstehern (borough presidents) und einem Stadtrat (Board of Aldermen) aus 73 Mitgliedern. Das steuerbare Eigentum der Stadt betrug 1904: 5,640,542,657, die städtische Schuld 400,658,341 Doll.

Die Umgebung der Stadt (s. die Karte) ist reizend; namentlich sind die herrlichen Ufer des Hudson, längs deren sich freundliche Landsitze hinziehen, sehr malerisch. Beliebte Ausflugsorte sind die Seebäder auf Coney Island und südlich von Sandy Hook sowie die Orte in den Catskill- und Adirondackbergen.

[Geschichte.] Manhattan Island und die Mündung des Hudson sollen 1524 von dem Florentiner Berazzano besucht worden sein; sicher ist, daß 1609 der Brite Henry Hudson, in holländischen Diensten, den nach ihm benannten Fluß hinausfuhr. Die erste Niederlassung auf Manhattan Island wurde 1614 von der Holländisch-Westindischen Kompanie gegründet und Neuamsterdam genannt. 1623 kauften die Holländer den Indianern für Waren im Werte von 24 Doll. die ganze Insel Manhattan ab. 1642 baute man die erste Kirche, 1656 zählte die Stadt 1000 Einw., 1664 wurde sie den Engländern übergeben und kam in den Besitz des Herzogs von York, von dem sie den Namen erhielt. 1700 war die Bevölkerung auf 6000 Seelen gestiegen; 1711 wurde daselbst ein Sklavenmarkt in der Wall Street errichtet. Während des Revolutionskrieges fiel N. 1776 in die Gewalt der Briten, die es erst 25. Nov. (Evacuation day) 1783 räumten. Von 1785–90 war N. Sitz der Bundesregierung; 1789 wurde hier Washington als erster Präsident der Vereinigten Staaten feierlich eingesetzt. 1807 fand in N. der Bau des ersten Dampfboots zur Schiffahrt auf dem Hudson statt, und 1825 brachte die Eröffnung des Eriekanals dem Handel mächtige Förderung. 1835 verheerte eine Feuersbrunst einen 16 Hektar großen Teil des Geschäftsviertels. Obwohl nicht Hauptstadt der Union, erlangte N. durch seine Größe hervorragende Bedeutung für diese und ihre Parteiverhältnisse und ist ein Hauptgegenstand des Wettstreits zwischen Republikanern und Demokraten. Die Stadtverwaltung ward lange von einer auf die zahlreiche irische Bevölkerung sich stützenden Parteiorganisation, dem Tammany Ring (s. d.), besonders unter Tweed (Tweed Ring), beherrscht und ausgebeutet, deren Einfluß bis in die Gegenwart fortdauert.

Vgl. Appleton, Dictionary of Greater N. (zuletzt 1905); King, Handbook of N. (1893); E. Ingersoll, Handy Guide to N. City (Chicago 1902); Bädekers »Nordamerika« (2. Aufl., Leipz. 1904); Gratacap, Geology of the city of N. (neue Ausg. 1902); Durand, The finances of N. city (1898); Coler, Municipal government of N. (1900); Hemstreet, Literary N. (1903); Palmer, N. public school. History of free education in City of N. (1905); Wilson, N. old and new (1903, 2 Bde.); Morey, The government of N. (1903); Roberts, N. (in »American Commonwealths Series«, neue Ausg., Boston 1904, 2 Bde.); Jones, Sociology ofa N. City block (1904). – Über die Geschichte der Stadt vgl. von neuern Werken die von Lossing (1884, 2 Bde.), Todd (1888), Roosevelt (1891), Wilson (1891–94, 4 Bde.), Ulman (1901); Janvier (1903); Richmond, N. and its institutions 1609–1871 (1872); Morris, Makers of N. (Philad. 1895); Innes, New Amsterdam and its people (1902); Breen, Thirty years of N. politics up to date (1899); Lincoln, The constitutional history of N. (Rochester 1906). Die ältesten Urkunden von N. sind erschienen u. d. T.: »Records of the City of N.« sowie in »New Netherlands« (hrsg. von Dawson, 1840).


aus Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 264
http://www.zeno.org/Brockhaus-1911/A/Neuyork
Neuyork (engl. New York). 1) Staat der Ver. Staaten von Amerika, am Atlant. Ozean, 130.994 qkm, (1900) 7.268.894 E.; vom Hudson mit dem Mohawk, Genesee und Oswego bewässert, an die Seen Ontario, Erie und Champlain anstoßend; Hauptstadt Albany. – N., 1609 von Hudson entdeckt und von den Holländern unter dem Namen Neue Niederlande kolonisiert, 1664 von den Engländern erobert, nahm 1788 die Verfassung der Ver. Staaten an. – Vgl. E. H. Roberts (2 Bde., 1887), Roosevelt (engl., 1891). – 2) Bedeutendste Stadt des Staates N. und der Neuen Welt überhaupt, am Hudson, auf beiden Seiten des Meeresarms East River [Karte: Vereinigte Staaten von Amerika I, 3], nach London größte Stadt und erster Handelsplatz der Welt, umfaßt als Groß-N. (Greater N.) 850 qkm, (1900) 3.437.202 (1903: 3.716.139) E.; zerfällt in die 5 Boroughs Manhattan, das ursprüngliche N. auf der Halbinsel N. südl. vom Harlemfluß (1900: 1.850.093 E.), Bronx, nördl. vom Harlemfluß (200.507 E.), Brooklyn, gegenüber von Manhattan auf Long Island (1.166.582 E.), Queens auf Long Island (152.999) und Richmond auf Staten Island (67.021 E.). Der ältere südl. Teil, die Hauptgeschäftsgegend, unregelmäßig, sonst rechtwinklig gebaut; von der Battery (Anlagenplatz im S.) geht die Hauptgeschäftsstraße der Broadway (8 km lg.) aus; Wohnstraße der Reichen die 5. (Fifth) Avenue; am Ende derselben im N. der Zentralpark (342 ha, Promenaden, Wasserreservoirs, Felsenpartien, Nadel der Kleopatra [Obelisk aus Alexandria], Kolumbusdenkmal); zahlreiche andere Plätze (Squares) und Parks (Riverside Park, Bronx Park u.a.). Kirchen und weltliche Gebäude: got. Trinitykirche, St. Pauls Church, kath. St. Patricks-Kathedrale aus weißem Marmor, City Hall, Court House aus Marmor (für Gerichte), Produktenbörse und viele prachtvolle Geschäftshäuser und Zeitungspaläste; für höhern Unterricht College of the City of N. und Normal College (für Frauen); New York University (1831 gegründet), Columbia University; bedeutend die »New York Library, Astor, Lenox and Tilden Foundations«; Kunstschule, Museum für Naturgeschichte, Kunstmuseum; Opernhaus, Musikakademie, Deutsches Theater; Wasserleitung durch einen Tunnel vom Croton River (1885-90 erbaut). Dem Verkehr dienen 400 Dampffähren über den Hudson und East River, Straßenbahnen, mehrere Brücken, unterirdische und Hochbahnen. Vorzüglicher Hafen, durch Batterien geschützt; Einfahrt durch die Narrows zwischen Long Island und Staten Island; auf der Libertyinsel die Statue der Freiheitsgöttin (aus Kupfer, 46 m, mit dem Sockel 74 m hoch, 1886 enthält), Docks, lebhafter Handel; Industrie die erste der Union (1900: fast 40.000 Gewerbebetriebe mit gegen 500.000 Arbeitern); wichtig Kleiderfabrikation, Buchdruckerei, Brauerei und Zigarrenindustrie. [S. auch Beilage: ⇒ Vereinigte Staaten von Amerika.] – N. 1612 von den Holländern unter dem Namen Neuamsterdam gegründet; 1664 englisch; während des Unabhängigkeitskrieges 1776-83 in den Händen der Engländer; 1783-1800 Sitz der Regierung. – Vgl. Leslin (engl., 1899), Wilson (engl., 1903).

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