Seit Januar 2012 sind wir schon mehrmals in die Tiefen der Geschichte von Südmanhattan abgetaucht. Mit beteiligt waren bei der Themensuche auch die Leser Arnie, Michal Juroska und Andy Frieder. Inzwischen hat sich wieder einiges an Material und Themenvorschlägen angesammelt, daher ist es an der Zeit, einen neuen Beitrag daraus zu schmieden.
http://nygeschichterucksack.blogspot.com/2012/02/lower-manhattan-journey-through-time.html
1. Church Street 1908
Sehr dankbar bin ich immer wieder aufs Neue für Aufnahmen, die jenes Gebiet in der Vergangenheit zeigen, das in den letzten zehn Jahre hauptsächlich unter "Ground Zero" bekannt war, jetzt aber glücklicherweise so langsam wieder auf den Begriff "World Trade Center" umschwenkt. Die folgende Aufnahme habe ich gestern bei Shorpy entdeckt, die war mir bisher entgangen, obwohl sie schon seit 2007 dort greifbar ist. Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole, folgt bitte auch dem Link und schaut Euch die Aufnahme in Originalgröße an.
Eine faszinierende Aufnahme oder? Also fangen wir mal an. Wir schauen vom Norden her in südliche Richtung die Insel Manhattan hinunter. Zunächst zur Orientierung die Straßen. Unten im Vordergrund führt die Fulton Street vorbei und kreuzt in der Mitte der Vordergrunds die Church Street, die von links oben herannaht. Die rechte Bildhälfte wird bestimmt durch den riesigen Gebäudekomplex namens Hudson Terminal, der einst an der Ostseite des heutigen WTC-Geländes stand, also da, wo heute der Tourist der Gegenwart auf den großen Bauzaun trifft. Ich kann mit dem Google Street View zwar nicht in die Höhe, aber ich setze mich jetzt mal nördlich der Kreuzung Fulton Street / Church Street auf der Church Street ab, dann habt Ihr eine Vorstellung, wo wir hier sind:
Im Vordergrund links ist mir ein Detail auf der 1908er-Aufnahme aufgefallen, der mir bisher nicht bekannt oder bewusst war. Ich habe bisher immer gedacht, dass der Kirchhof bzw. der Friedhof der St. Paul's Chapel schon immer wie in der Gegenwart direkt an die Church Street grenzte.
Wenn ich jetzt mal auf den Vordergrund des 1908er-Fotos schaue, sehe ich dort, dass zwischen Kirchhof und Church Street offenbar noch eine schmale Häuserreihe stand, die heute nicht mehr vorhanden ist.
Wenn ich jetzt mal auf den Vordergrund des 1908er-Fotos schaue, sehe ich dort, dass zwischen Kirchhof und Church Street offenbar noch eine schmale Häuserreihe stand, die heute nicht mehr vorhanden ist.
Und siehe da: auch einschlägiges Kartenwerk wie der Bromley Stadtatlas von 1909 bestätigen diesen Eindruck. Der Karte nach handelt es sich bei dem Gebäude um das "Vestry Office Trinity Church", auf deutsch das Sakristeibüro der Trinity Church.
http://www.communityheritagemaps.com/newyork1909v1/newyork1909v1_o/003.html
(oben Vesey Street, links Church Street, unten Fulton Street, rechts Broadway)
Dahinter blicken wir links auf den Straßenblock zwischen Fulton Street und Dey Street, prominentestes Gebäude auf diesem Block dürfte das Western Union Building gewesen sein, das hier aber jenseits des linken Bildrands zu suchen wäre.
Der Karte nach sind die Gebäude in der Bildmitte Mietshäuser, das höhere Haus rechts dürfte die N.Y. Law School sein.
Ich gehe nochmal etwas näher an die Church Street heran, wo sich noch ein interessantes Detail verbirgt:
Es hat den Anschein, als ob hier Gleis(erweiterungs)arbeiten stattfinden, vielleicht, um zusätzliche Express Tracks einzufügen für Schnellzüge, die nicht an jeder Milchkanne halten, so was findet man in der New Yorker U-Bahn ja auch.
Weiter südlich sehen wir den nächsten Straßenblock, derjenige, der zwischen Dey Street und Cortland Street zu finden ist. Die abgebildeten Gebäude dürften lt. Karte (oben) das "Havemeyer Building" sein, das direkt an die Church Street grenzt sowie das "New York Telephone Building" sein, das man weiter innen im Block findet. Das hier abgebildete Havemeyer Building ist aber nicht identisch mit dem namensgleichen Gebäude, welches man heute noch am Broadway findet.
Es hat den Anschein, als ob hier Gleis(erweiterungs)arbeiten stattfinden, vielleicht, um zusätzliche Express Tracks einzufügen für Schnellzüge, die nicht an jeder Milchkanne halten, so was findet man in der New Yorker U-Bahn ja auch.
Weiter südlich sehen wir den nächsten Straßenblock, derjenige, der zwischen Dey Street und Cortland Street zu finden ist. Die abgebildeten Gebäude dürften lt. Karte (oben) das "Havemeyer Building" sein, das direkt an die Church Street grenzt sowie das "New York Telephone Building" sein, das man weiter innen im Block findet. Das hier abgebildete Havemeyer Building ist aber nicht identisch mit dem namensgleichen Gebäude, welches man heute noch am Broadway findet.
Dann erreichen wir einen altbekannten Block, denjenigen zwischen Cortlandt Street und Liberty Street, den wir hier in der Serie schon das eine oder andere Mal genauer unter die Lupe genommen haben. Ein schöner Blick auf die Nordseite des City Investing Towers, links außen noch ein Teil des Singer Towers.
Hat jemand eine Ahnung, welches Gebäude jenes im Hintergrund in der Mitte sein könnte? Ich habe zwar schon ein wenig die Karten studiert, aber scheinbar geht der U-förmige Grundriss nicht hinunter bis auf Erdgeschossniveau.
http://www.communityheritagemaps.com/newyork1909v1/newyork1909v1_o/002.html
Hier ist jetzt nochmal die Ecke Church Street / Vesey Street in der Gegenwart.
http://www.communityheritagemaps.com/newyork1909v1/newyork1909v1_o/002.html
Hier ist jetzt nochmal die Ecke Church Street / Vesey Street in der Gegenwart.
In der Vergangenheit sah dieser Ort so aus, wie auf dem Ausgangsfoto unten rechts zu sehen:
Auch dieser Block, der ohne große Namen auskommen musste, ist Teil des World Trade Center-Gebiets geworden und in der zuvor sichtbaren Form schon lange nicht mehr existent.
In der Zusammenfassung habe ich das Gefühl, dass von den hier sichtbaren Objekten nur der Kirchhof der St. Paul's Chapel links im Vordergrund sich über die 104 Jahre seit der Aufnahme bis in die Gegenwart halten konnte, alles andere, was man hier sieht, ist nicht mehr vorhanden, einschließlich der Hochbahntrasse über der Church Street und der Straßenbahngleise entlang der Fulton Street. Nicht der einzige Kahlschlag, den Manhattan im Laufe seiner Geschichte hinnehmen musste.
2. Bankers Trust under construction?
Eine kleine Denksportaufgabe hat mir Michal Juroska gestern abend geschickt. Und zwar geht es um das folgende Foto und um die Frage, ob das das Bankers Trust Building sein könnte, das hier links zu sehen ist, also da, wo noch gebaut wird.
Ich habe erstmal verneint und zwar aus folgendem Grund. In der Bildmitte sieht man den Turm des Singer Buildings (zwischen Cortland Street und Liberty Street). Das Bankers Trust Building findet man südlich davon an der Ecke Wall Street / Nassau Street, zum Broadway versetzt um einen Block nach Osten. Das Singer Building ist 1908 gebaut worden, das Bankers Trust Building 1910 / 1911, als Nachfolger des Gillender Buildings. Wenn sich also rechts vor dem Bankers Trust Building befindet und in nordwestliche Richtung zum Singer Building schauen möchte, dann müsste das Hanover Bank Building im Weg sein, dass sich unmittelbar rechts neben dem Bankers Trust Building befindet. Deshalb nein.
Eigentlich stimmt diese Theorie auch, allerdings ist dabei nicht die dritte Dimension berücksichtigt worden, die Höhe. Und das ist mir aufgefallen, als ich mir zusätzlich zur Karte noch ein paar Aufnahmen vom Bankers Trust Building zusammen mit dem Hannover Bank Building angesehen habe.
http://www.gutenberg.org/files/22657/22657-h/plates/plate316.html
Da sind mir dann doch Zweifel gekommen, ob ich das Nein so halten kann. Michal hat noch ein ähnliches Foto von 1912 mit besserer Auflösung gefunden.
Da ziehe ich jetzt mal einen Ausschnitt von dem entscheidenden Bildsektor und dann wird verglichen:
Also, mit Blick auf die Ornamente, die sich da unter den Säulen an der Mauerecke befinden, aber auch nach dem Vergleich der Anordnung der Stockwerke und der Fensteroptik unter den Säulen muss ich meine erste Antwort (Nein) wohl zurückziehen und stattdessen ein JA abgeben. Ja, das Gebäude links im Bild ist das Bankers Trust Building während der Bauphase.
Heute habe ich noch ein weiteres Foto von Michal erhalten, das sich zeitmäßig recht gut anschließt. 1914 entstand diese Aufnahme vom Bankers Trust Building aus leicht veränderter Perspektive, jetzt schaut die Kamera von Süd-Südwest nach Norden.
Man Beachte die unauffällige Präsenz eines meiner Lieblinge (ebenso Michals), des Manhattan Life Insurance Buildings, das sich direkt zweimal ins Bild gemogelt hat. Einmal sieht man direkt vorne am mittleren Bildrand die obere Abdeckung der Krone auf der seit 1904 erweiterten Kuppel des Gebäudes, zum anderen fällt ihr Schatten links daneben auf das Bankers Trust Building und sein Nachbargebäude. Hier nochmal der obere Teil des MLIB zur Erinnerung:
3. German American Insurance Building
Heute habe ich noch ein weiteres Foto von Michal erhalten, das sich zeitmäßig recht gut anschließt. 1914 entstand diese Aufnahme vom Bankers Trust Building aus leicht veränderter Perspektive, jetzt schaut die Kamera von Süd-Südwest nach Norden.
Man Beachte die unauffällige Präsenz eines meiner Lieblinge (ebenso Michals), des Manhattan Life Insurance Buildings, das sich direkt zweimal ins Bild gemogelt hat. Einmal sieht man direkt vorne am mittleren Bildrand die obere Abdeckung der Krone auf der seit 1904 erweiterten Kuppel des Gebäudes, zum anderen fällt ihr Schatten links daneben auf das Bankers Trust Building und sein Nachbargebäude. Hier nochmal der obere Teil des MLIB zur Erinnerung:
3. German American Insurance Building
Noch ein weiteres Fundstück von Michal Juroska: Leider ist dieses markante dreieckige Gebäude am Treffpunkt von William Street, Liberty Street und Maiden Lane nur selten auf Bildern zu entdecken.
http://nygeschichte.blogspot.de/2009/01/german-american-building.html
Ich habe mal probeweise gegoogelt und bei Ebay noch die folgende Postkarte von 1912 entdeckt, die auf der linken Seite das GAIB zeigt, eine Abbildung, die mir bisher ebenfalls noch nicht bekannt war:
http://nygeschichte.blogspot.de/2009/01/german-american-building.html
Ich habe mal probeweise gegoogelt und bei Ebay noch die folgende Postkarte von 1912 entdeckt, die auf der linken Seite das GAIB zeigt, eine Abbildung, die mir bisher ebenfalls noch nicht bekannt war:
Jetzt aber lange genug um den heißen Brei geschrieben, jetzt gehen wir direkt zu Michals Foto hinüber und springen dabei von 1912 nach 1972, also 60 Jahre in die Zukunft (oder von heute 40 Jahre in die Vergangenheit). Ein bisschen versteckt, aber dennoch gut wiederzuerkennen ist das GAIB im Bildabschnitt rechts unten. Interessant auch die relative Nähe zum East River.
Dazu nochmal den Stadtatlas von Bromley aus dem Jahr 1909.
Dazu nochmal den Stadtatlas von Bromley aus dem Jahr 1909.
Naja, wie gesagt, relativ nah beim East River, vier Straßenblocks sind es dann doch noch bis zur Uferlinie.
4. Whyte's Restaurant
Auf den letzten Haltepunkt in dieser Folge hat mich Arnie aufmerksam gemacht. Zunächst müssen wir nochmal zurück zur Fulton Street, wo wir uns ja schon am Anfang aufgehalten haben.
Ausgangspunkt ist wieder die Church Street, rechts Ground Zero hinter dem Bauzaun, links mündet die Fulton Street, wir schauen nach Süden und drehen uns jetzt um 90 Grad, dann liegt die Fulton Street vor uns und die St. Paul's Chapel sieht man auf der linken Seite.
Die Fulton Street entlang nach Osten bis zum Broadway, der wird im Anschluss überquert.
Hier befinden wir uns auch am Standort der legendären Fulton Bridge, die einst seit den späten 1860ern an dieser Stelle den Fußgängern den Weg über den vielbefahrenen Broadway erleichterte.
Aber auch ohne Brücke gehts über den Broadway und weiter die Fulton Street nach Osten hinunter und an der Baustelle rechts vorbei, wo scheinbar gerade das "Fulton Street Transit Center" gebaut wird.
Augen auf! Links erscheint jetzt langsam aber sicher ein Gebäude, das von seiner Optik her für New Yorker Verhältnisse eher ungewöhnlich wirkt.
Auf den ersten Blick sieht man dem Haus nicht seine Vergangenheit an, die kommerzielle Nutzung verrät nicht, was das hier einst mal war.
Ein letzter Blick von Osten her zurück, das Gebäude ist jetzt rechts und im Hintergrund sehen wir das neue One World Trade Center im Bau.
Auch der 1909er-Stadtatlas von Bromley, den ich in dieser Folge sehr häufig gewälzt habe, kennt das Gebäude, das als "Whytes" beschriftet wurde, an der Hausnummer 147 Fulton Street.
Wer hätte gedacht, dass dieses 1909 gebaute Haus schon seit mehr als 100 Jahren die Nordseite der Fulton Street schmückt?
Ausgedacht wurde Whyte's Restaurant von den Architekten "Clinton and Russel", die unter anderem für das Hotel Astor am Times Square oder das Hudson Terminal an der Church Street verantwortlich zeichneten. Die Beschreibung auf der Wiki-Seite lautet wie folgt:
http://en.wikipedia.org/wiki/Clinton_and_Russell#cite_note-New_York_1900.2C_Robert_A.M._Stern-4
Whyte's Restaurant, Fulton Street, designed as a "half-timbered English village inn", 1910
Vor Beginn des ersten Weltkriegs sah das Gebäude dann so aus:
Von innen war es recht geräumig, denn wie man der Karte oben entnehmen kann, erstreckte es sich flächenmäßig vermutlich über die ganze Länge des Blocks bis zur Ann Street als nördliche Grenze.
Der Blick ins Innere zeigt, dass es sich bei dem Whyte's durchaus um ein Restaurant der gehobeneren Klasse handelte. Eine sehr ausführliche Beschreibung über die Geschichte des Restaurants findet man bei "Daytonian in Manhattan", wo ich auch die historischen Aufnahmen entdeckt habe.
http://daytoninmanhattan.blogspot.de/2012/05/barely-recognizable-shell-of-whytes.html
Die folgende Farbaufnahme (besser gesagt colorierte Schwarzweißaufnahme) habe ich noch hier auftreiben können:
http://www.worthpoint.com/worthopedia/whytes-restaurant-fulton-st-nyc-early-chrome
Ergänzend möchte ich auch noch den Beitrag von Christopher Gray aus der New York Times erwähnen, dessen Link Arnie mir geschickt hatte, um mich auf das Restaurant aufmerksam zu machen. Der Abschnitt, der sich mit dem Whyte's befasst, befindet sich in der zweiten Hälfte des Beitrags, also nicht wundern, wenn es erstmal mit dem Dakota losgeht.
http://www.nytimes.com/2012/06/03/realestate/the-dakotas-back-40.html?_r=1
Eine Anekdote aus der Geschichte des Restaurants noch zum Schluss, Arnie meinte, die würde die deutschen Leser dieses Blogs hier sicherlich auch interessieren. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs bekam der Betreiber des "Whyte's" empfindlich eins auf den Sack, nachdem er gegen die kriegsbedingten Lebensmittelrationierungsvorschriften verstoßen hatte, als dort Weizenmehl zu feinem Backwerk verarbeitet worden war. Nachzulesen in diesem Artikel aus der New York Times vom 08. Juni 1918:
http://query.nytimes.com/search/sitesearch/#/whyte's+restaurant/
Damit endet die dreizehnte Folge, ich hoffe, es hat wieder Spass gemacht. Die übrigen bisher veröffentlichten Folgen der Lower Manhattan Saga und artverwandte Beiträge findest Du, wenn Du diesen Link hier anklickst:
http://nygeschichterucksack.blogspot.de/2012/02/lower-manhattan-journey-through-time.html
4. Whyte's Restaurant
Auf den letzten Haltepunkt in dieser Folge hat mich Arnie aufmerksam gemacht. Zunächst müssen wir nochmal zurück zur Fulton Street, wo wir uns ja schon am Anfang aufgehalten haben.
Ausgangspunkt ist wieder die Church Street, rechts Ground Zero hinter dem Bauzaun, links mündet die Fulton Street, wir schauen nach Süden und drehen uns jetzt um 90 Grad, dann liegt die Fulton Street vor uns und die St. Paul's Chapel sieht man auf der linken Seite.
Die Fulton Street entlang nach Osten bis zum Broadway, der wird im Anschluss überquert.
Hier befinden wir uns auch am Standort der legendären Fulton Bridge, die einst seit den späten 1860ern an dieser Stelle den Fußgängern den Weg über den vielbefahrenen Broadway erleichterte.
Aber auch ohne Brücke gehts über den Broadway und weiter die Fulton Street nach Osten hinunter und an der Baustelle rechts vorbei, wo scheinbar gerade das "Fulton Street Transit Center" gebaut wird.
Augen auf! Links erscheint jetzt langsam aber sicher ein Gebäude, das von seiner Optik her für New Yorker Verhältnisse eher ungewöhnlich wirkt.
Auf den ersten Blick sieht man dem Haus nicht seine Vergangenheit an, die kommerzielle Nutzung verrät nicht, was das hier einst mal war.
Ein letzter Blick von Osten her zurück, das Gebäude ist jetzt rechts und im Hintergrund sehen wir das neue One World Trade Center im Bau.
Auch der 1909er-Stadtatlas von Bromley, den ich in dieser Folge sehr häufig gewälzt habe, kennt das Gebäude, das als "Whytes" beschriftet wurde, an der Hausnummer 147 Fulton Street.
Wer hätte gedacht, dass dieses 1909 gebaute Haus schon seit mehr als 100 Jahren die Nordseite der Fulton Street schmückt?
Ausgedacht wurde Whyte's Restaurant von den Architekten "Clinton and Russel", die unter anderem für das Hotel Astor am Times Square oder das Hudson Terminal an der Church Street verantwortlich zeichneten. Die Beschreibung auf der Wiki-Seite lautet wie folgt:
http://en.wikipedia.org/wiki/Clinton_and_Russell#cite_note-New_York_1900.2C_Robert_A.M._Stern-4
Whyte's Restaurant, Fulton Street, designed as a "half-timbered English village inn", 1910
Vor Beginn des ersten Weltkriegs sah das Gebäude dann so aus:
Von innen war es recht geräumig, denn wie man der Karte oben entnehmen kann, erstreckte es sich flächenmäßig vermutlich über die ganze Länge des Blocks bis zur Ann Street als nördliche Grenze.
Der Blick ins Innere zeigt, dass es sich bei dem Whyte's durchaus um ein Restaurant der gehobeneren Klasse handelte. Eine sehr ausführliche Beschreibung über die Geschichte des Restaurants findet man bei "Daytonian in Manhattan", wo ich auch die historischen Aufnahmen entdeckt habe.
http://daytoninmanhattan.blogspot.de/2012/05/barely-recognizable-shell-of-whytes.html
Die folgende Farbaufnahme (besser gesagt colorierte Schwarzweißaufnahme) habe ich noch hier auftreiben können:
http://www.worthpoint.com/worthopedia/whytes-restaurant-fulton-st-nyc-early-chrome
Ergänzend möchte ich auch noch den Beitrag von Christopher Gray aus der New York Times erwähnen, dessen Link Arnie mir geschickt hatte, um mich auf das Restaurant aufmerksam zu machen. Der Abschnitt, der sich mit dem Whyte's befasst, befindet sich in der zweiten Hälfte des Beitrags, also nicht wundern, wenn es erstmal mit dem Dakota losgeht.
http://www.nytimes.com/2012/06/03/realestate/the-dakotas-back-40.html?_r=1
Eine Anekdote aus der Geschichte des Restaurants noch zum Schluss, Arnie meinte, die würde die deutschen Leser dieses Blogs hier sicherlich auch interessieren. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs bekam der Betreiber des "Whyte's" empfindlich eins auf den Sack, nachdem er gegen die kriegsbedingten Lebensmittelrationierungsvorschriften verstoßen hatte, als dort Weizenmehl zu feinem Backwerk verarbeitet worden war. Nachzulesen in diesem Artikel aus der New York Times vom 08. Juni 1918:
http://query.nytimes.com/search/sitesearch/#/whyte's+restaurant/
Damit endet die dreizehnte Folge, ich hoffe, es hat wieder Spass gemacht. Die übrigen bisher veröffentlichten Folgen der Lower Manhattan Saga und artverwandte Beiträge findest Du, wenn Du diesen Link hier anklickst:
http://nygeschichterucksack.blogspot.de/2012/02/lower-manhattan-journey-through-time.html
South Ferry von Brooklyn nach Manhattan (1838)
Aprpopos Manjattan Live Insurance Building (es zählt auch bei mir zu den Lieblingen:-* ): über all wird geschrieben dass es 1963-65 einem Anbau des 1 Wall Street zum Opfer viel. Ich in der Ansicht dass es bereits 1930 zum Bau des 1WS abgerissen wurde weil ich es bei Meinen tiefgründigen Recherchen in den 30er Jahren nicht mekr zu entdecken fand. Kannst DZ mir da helfen? Danke.
AntwortenLöschenhallo - nein das MLIB ist 1930 noch nicht verschwunden, es war einfach nur dank wesentlich höherer Gebäude in direkter Umgebung als Fotomotiv nicht mehr spektakulär genug und wurde deshalb auch kaum noch direkt aufgenommen. Man kann aber die die ovale, eierähnliche längliche Kuppel oben auf dem Gebäude noch eine Zeit lang auf den Aufnahmen von Südmanhattan erkennen, die letzten Jahre war das Gebäude aber nur noch ganz schmucklos und ein unauffälliger "alter" Kasten. Schau mal hier, da habe ich vor einigen Jahren einiges in englischer Sprache zusammengestellt: http://manhattanlifeinsurancebuilding.blogspot.de/
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