Wer diesen Blog schon länger mitverfolgt, der erinnert sich vielleicht, dass ich gerne auch mal absolute Randbereiche der New Yorker Stadtgeschichte auslote. Heute ist es mal wieder soweit, denn auf den ersten Blick sollte mal nicht meinen, dass es einen Zusammenhang zwischen New York City und einem historischen Eisenbahnunglück geben könnte, das sich einst auf halber Strecke zwischen Bielefeld und Gütersloh ereignete.
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Am 21. Januar 1851 verunglückte auf der immer noch vorhandenen Eisenbahnverbindung, die hier zwischen Isselhorst und Avenwedde hindurchführt, ein Personenzug. Es war mit drei Toten der bis dahin schwerste Eisenbahnunfall in Deutschland.
Zum Hergang werde ich ein paar Abschnitte aus der Wikipedia zitieren, den vollen Text findet ihr dort.
"Der Schnellzug wurde von einer Dampflokomotive der Achsfolge 1A1 mit verlängertem Kessel und dem Namen Gütersloh gezogen. Er war an diesem Tag sehr lang. Die genaue Anzahl der Wagen findet sich explizit in keiner Quelle, aber vermutlich waren es zehn, ein Gepäckwagen und neun Personenwagen. Der Zug war gut besetzt, da in Bielefeld eine große Pferdeauktion stattgefunden hatte. Hier sollte der Zug planmäßig um 13:36 Uhr abfahren und am nächsten Bahnhof, Gütersloh, um 14:05 Uhr eintreffen. Er fuhr über die vier Jahre zuvor eröffneten Stammstrecke der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft." (Wikipedia)
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"Der Unfall ereignete sich um 13:44 Uhr im Bereich des heutigen Bahnhofs Isselhorst-Avenwedde, der allerdings erst 1891 eingerichtet wurde, unmittelbar westlich der Stelle, an der die heutige Kreisstraße 35 die Bahnstrecke kreuzt. Bahnseitig ist das heute der Streckenkilometer 121,9 der Bahnstrecke Hamm–Minden. Die Dampflokomotive kam bei etwa 60-80 km/h ins Schleudern, entgleiste und stürzte den etwa 5 Meter hohen Bahndamm hinab. Ihr Schlepptender stürzte auf die Lokomotive, wobei der Lokomotivführer zerquetscht wurde und sofort tot war. Der Heizer starb an den erlittenen Verbrennungen noch an der Unfallstelle. Die entgleisende Lokomotive riss die folgenden vier Wagen mit sich, die ebenfalls entgleisten, wobei deren Kupplungen und die zum übrigen Zug rissen. Die drei der Lokomotive nächst folgenden Wagen stürzten ebenfalls den Bahndamm hinab. Der erste auf Lokomotive und Tender folgende Wagen, der Gepäckwagen, wurde dabei völlig zertrümmert." (Wikipedia)
Und jetzt kommen wir zu dem Abschnitt, der dafür verantwortlich ist, dass dieses Ereignis hier im Blog Erwähnung findet. Leider habe ich im englischsprachigen Bereich bisher keinen entsprechenden Text gefunden, der das Zugunglück erwähnt:
"Im dritten Wagen reiste der US-amerikanische Gesandtschaftssekretär, John B. Andre, aus New York, der sich durch Abspringen zu retten versucht, aber von dem umstürzenden Fahrzeug erschlagen wurde. Er befand sich auf der Reise zu seiner Hochzeit in New York." (Wikipedia)
Das dritte Todesopfer dieses Unglücks - neben dem Lokführer und dem Heizer - war also ein Amerikaner aus New York City.
Aufmerksamkeit erhielt das Zugunglück vor allem deshalb, weil im vierten Wagen ein hochprominenter Fahrgast saß, der bei der Havarie auch leichte Verletzungen davontrug: Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der später als Kaiser Friedrich III für 99 Tage den Thron des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen innehatte. Er war der zweite Kaiser des Deutschen Reichs, nach Wilhelm I. und vor Wilhelm II.
Mehr über das Unglück, insbesondere mit Blick auf den prominenten Fahrgast, über die Ermittlung der Unglücksursache und über ein Denkmal und ein Taufbecken erfahrt ihr auf der Wikipediaseite zum Unglück:
Wiki über Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen:
Eine Auflistung schwerer Unglücke im Schienenverkehr:
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