Samstag, April 30, 2011

The Curb Market 1905


Ein weiteres Mal führt uns der Shorpy-Fundus in das Südmanhattan zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dieses Mal in das Herz des Financial Districts. Und wieder gilt der Tipp: geht auch mal rüber nach Shorpy und seht Euch das Bild dort an, die Präsentation ist dort noch imposanter als hier bei Blogger.
http://www.shorpy.com/node/9889?size=_original

Der Fotograf steht hier in bzw. ein Stück oberhalb der Broad Street vor der Kreuzung mit Exchange Place und fotografiert grob in nordöstliche Richtung. Dank der geringen Größe der Federal Hall an der Ecke Wall Street / Nassau Street (das Gebäude mit dem Aussehen eines griechischen Tempels) kann man trotz des Straßenknicks noch sehr weit in die Straßenschlucht der Nassau Street hineinblicken.


Wir starten in der Broad Street auf der linken Straßenseite. Das dritte Gebäude von links (dunkel und schmal) ist das Commercial Cable Building, dem wir erst unlängst hier begegnet sind.
http://nygeschichte.blogspot.com/2011/03/commercial-cable-building.html


Daneben niedriger und ebenfalls mit einer klassischen Tempelfassade das Gebäude der New York Stock Exchange, bei uns bis heute unter dem Namen New Yorker Börse bekannt. Dann erreichen wir die Kreuzung der Wall Street mit der Broad Street. Auf der rechten Seite die Federal Hall, von der ich eben schon einmal gesprochen habe, und die man immer noch an dieser Stelle findet. Bei Touristen wie mir immer gerne genommen für eine kleine Sitzrast auf der ausladenden Treppe, um das Getümmel  in der Wall Street aus leicht erhöhter Positionin Augenschein zu nehmen.  


Auf der Westseite der Kreuzung eines meiner absoluten Lieblingsgebäude unter den Gone Buildings: das Gillender Building (1897-1910), das zum Zeitpunkt der Aufnahme auch schon die längste Zeit gestanden hatte. Hier noch einmal in seiner ganzen ranken und schlanken Pracht zu bewundern. Direkt daneben ganz mickrig und duster und sechstöcking in die Ecke geknuffelt das Stevens Buiding, mit dem das Gillender Building zeitlebens eine Art Symbiose eingegangen war und mit dem es auch gemeinsam von der Bildfläche verschwand, um Platz für das Bankers Trust Building zu schaffen.


Rechts daneben und bei weiterm nicht so filigran wie das Gillender Building, das war das Hanover Bank Building von 1901-02, das das Gillender Building auch nur um einige Jahre überlebt hat, um dann Platz für einen Erweitungsbau des Bankers Trust Buildings zu liefern. Zuerst die beiden auf dem Shorpy Bild und dann nochmal auf einer separaten Aufnahme aus östlicher Richtung.




Wir kommen jetzt zu einer kleinen Rarität. Denn auf dem nächsten Straßenblock befand sich das alte Equitable Building, das 1912 niederbrannte. Die bekannten Aufnahmen zeigen es immer die Broadway-Front des Gebäudes. Was wir hier aber sehen, scheint mir die Rückseite des alten Equitable Buildings zu sein, so wie es an die Nassau Street grenzte. Und solche Aufnahmen sind nicht gerade reichlich gesäht.


Dahinter sieht man noch weitere Gebäude, deren Namen mir aber nicht bekannt sind, der Blick reicht aber die Nassau Street hinunter bis hin zum Straßenblock zwischen Liberty Street und Maiden Lane. Das "Namen nicht bekannt" gilt auch für die Gebäude, die sich an der rechten Straßenseite der Broad Street im Vordergrund befinden. Stattdessen mal wieder ein Blick aufs Volk am Boden. Aktienhandel macht hungrig. 1905 schien Obst ein beliebtes Fast Food zu sein, man kann den einen oder anderen Händler in der Menge ausmachen:



Äpfel und Bananen scheinen vor 106 Jahren das Trendobst im Financial District gewesen zu sein, wahrscheinlich wegen der relativ problemfreien Handhabung. Was mir beim Betrachten des Bildes noch aufgefallen ist, war die hohe Präsenz an Fahrzeugen mit einer Pferdestärke. Wir befinden uns wohl an einem Zeitpunkt, an dem das Automobil zwar bereits das Straßenbild mitprägt, aber noch nicht die Vorherrschaft übernommen hat.


Das hier scheint eine Art Taxi zu sein, die Zeit der gelben pferdelosen Kutschen liegt noch um die 60 Jahre in der Zukunft.


Ob das hier auch ein Taxi ist, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall ist da einiges an Gepäck im Kofferraum (oder ist das hier eine Ladefläche?).


Dieses Fahrzeug hat offenbar eine paar Fahrgäste eingefangen. Jetzt aber die Preisfrage: Drei Fahrgäste auf der Kutschbank oder zwei Fahrgäste und ein Kutscher? Und wenn: Kutscher ja, dann wer von den dreien? Der in der Mitte mit dem langen dünnen Gegenstand, der mit der Zeitung links oder der rechts mit den Händen auf den Knien. Gar nicht so einfach oder?


Rätsel wirft auch dieses Fahrzeug hier auf. Was macht denn das Klavier auf der Ladefläche? Meine Theorie: Das ist so eine Art mobile Musikbox, möglicherweise mit Sängerin, die den pausierenden Händlern ein wenig Unterhaltung bietet.


Dann haben wir hier noch einen Schuhputzer links oben, der die Schuhe seines Kunden wienert, während der es sich auf dem eisernen Geländer "gemütlich" gemacht hat. Aber wem gilt die Aufmerksamkeit der drei Herren im Hauseingang? Doch wohl nicht dem Schuhputzer und seinem Kunden.


In dem Gebäude, vor dem die drei Herren standen, waren 1905 übrigens noch Büros zu vermieten:


Und ein paar Stockwerke höher wird jemand von der Neugier überwältigt.


Dann möchte ich die Aufmerksamkeit noch auf diese schöne alte Lampe im Vordergrund lenken, die da recht elegant vor sich hin schnörkelt.


Nicht wirklich durchschaut habe ich dagegen jene Standuhr. Man kann zwar mit etwas Mühe ein Ziffernblatt und ein paar Zeiger erkennen, aber was ist das für ein Durcheinander hinter den Zeigern. Oder sind das nur Spiegelungen der Umgebung auf dem Uhrglas?


Ok, die nächsten Bilder sind nur für mich, ich habe in Anbetracht der vorhandenen Detailfülle das Gillender Building noch mal etwas näher herangeholt.





Und ganz zum Ende noch ein kurzer Blick in die Gegenwart. Ich weiss nicht, ob es sich hier um einen Street View handelt oder um ein ganz normales Foto, das ungefähr an der gleichen Stelle geschossen wurde.



80 Blocks from Tiffany's

Für alle, denen der vorausgegangene Beitrag über das New York der Siebziger gefallen hat, gibt es hier noch einen ausgiebigen Nachschlag. Es handelt sich um einen Dokumentarfilm aus dem Jahr 1979, der sich schwerpunktmäßig mit den Jugendbanden in der Südbronx befasst. Danke an Leser Chris für den interessanten Tipp. Eine weitere Gelegenheit, in ein New York zurückzukehren, das mehr als 30 Jahre in der Vergangenheit liegt.

"This 1979 documentary film focuses on gangs such as the savage skulls & nomads who occupied areas of the South Bronx. Perhaps even more compelling is considering that the backdrop and social conditions in this film are a 'far cry' from the lifestyle being promoted through disco music and film. Perhaps this answers questions to why many people took preference over the funk records which arguably pathed the way for Hip Hop culture."













TEIL 7 LEIDER OHNE TON


GRAFFITI OLD SCHOOL 1970'S NEW YORK CITY TRAINS

Einen interessanten Blick zurück in das New York der 1970er kann man in diesem Film über graffitibesprühte Züge werfen, eine "Mode", die später auch hier nach Europa herübergeschwappt ist.



Als kleine Bonustrack gibts noch eine Sammlung von Filmclips, die die New Yorker U-Bahn / Hochbahn in den 1970ern zeigen.

"Putting together some New York City Subway Trains of the 1970s.Movie clips from THE EXORCIST,DEATH WISH,KING KONG,SATURDAY NIGHT FEVER & THE WARRIORS.Footage by WARNER BROS.& PARAMOUNT PICTURES."

Mittwoch, April 27, 2011

Lower Manhattan 1910


Wieder Bildmaterial aus dem Shorpy-Fundus, dieses Mal quasi ein Geschwisterpaar, zwei mit einander verwandte Fotos, die sich der Gegend im Süden von Manhattan widmen, dort wo 1910 sicherlich noch die interessantesten Bauwerke aus der Skyline wucherten.
http://www.shorpy.com/node/8946?size=_original
http://www.shorpy.com/node/8363?size=_original

Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole, sucht unbedingt auch die Original-Shorpy-Seite auf, sie ist allein wegen der Größe des dort präsentierten Bildmaterials und wegen der oft hochwertigen Kommentare immer ein Erlebnis.

Im Mittelpunkt des oberen Fotos steht sicherlich das Hudson Terminal, jener riesige Bürogebäudekomplex, der einst auf dem östlichen Teil des heutigen Ground Zero - Geländes stand, quasi ein Vorgänger des späteren World Trade Center-Komplexes.

Die Kirchturmspitze im Vordergrund gehört zur St. Paul's Chapel, dem vermutlich ältesten erhaltenen Gebäude auf Manhattan. So ganz sicher bin ich nicht, wo der Fotograf der beiden Gebäude gestanden hat, aber es hat den Anschein, dass er sich auf der östlichen Broadwayseite befand. Mein heißester Tip wäre das Gebäude, das ich gestern in ganzer Shorpy-Pracht hier präsentiert habe: das alte Postamt. Der Blickwinkel / die Perspektive / der Standort am südlichen City Hall Park könnten passen. Zudem sieht man auf beiden Bildern im Vordergrund Teile eines Gebäudes, hinter dem ich das Astor House vermuten möchte. Auf dem zweiten Bild sieht man außerdem am äußeren linken Bildrand das St. Paul's Building. Beides sind Gebäude, die sich etwa in der Nähe zum Postamt befunden haben, wie es die Bilder vermuten lassen.

Auf dem unteren Bild sehen wir links den Broadway und in mittlerer Entfernung das Singer Building und den City Investing Tower. Dahinter im Halbdunst kann man noch recht gut anhand des kuppelgeschmückten Türmchens das Trinity Building identifizieren. Michal Juroska, der das untere Bild ebenfalls entdeckt hat, wies außerdem auf das seltsame Gerüst hin, welches man bei beiden Bildern auf dem Dach eines Gebäudes gegenüber vom Hudson Terminal sieht und bei dem es sich vermutlich um eine Wetterstation handelte, die gerne auf Hochhäusern platziert wurden.

Auf Detailsuche müsst Ihr dieses Mal mal selber gehen, es gibt sicherlich auch bei diesen beiden Fotos das eine oder andere zu entdecken.

Die Leiche im Koffer


Es ist mal an der Zeit, offenzulegen, wie ich in der letzten Woche eigentlich auf die Idee für den "Neuyork"-Artikel gekommen bin.
http://nygeschichte.blogspot.com/2011/04/neuyork.html

Auslöser war eine nahezu vergessene Geschichte, die ich auf der hochinteressanten Seite "Erichs Kriminalarchiv" entdeckt habe. Sie stammt aus dem 1910 erschienenen Buch "Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 1". Darin verwendete der Autor Hugo Friedländer mehrmals die altertümlich anmutende Bezeichnung "Neuyork" anstelle von New York. Er nimmt Bezug auf eine Geschichte, die sich teilweise im Jahr 1906, teilweise in weiter zurückliegenden Jahren zutrug und die auch in der Stadtgeschichte von New York mehrfach Spuren hinterlassen hat:

"Schnöde Habsucht, die Haupttriebfeder aller Leidenschaften, ist zumeist die Ursache der größten Verbrechen. Schnödeste Habsucht war es auch, die den noch jugendlichen, bis dahin vollständig unbescholtenen Möbelhändler Wilhelm Meyer aus dem idyllisch gelegenen Badeort Wildungen vor das Schwurgericht des Landgerichts Kassel wegen Mordes führte.

Ende April 1906 kam, bahnlagernd Frankfurt a. M., ein großer Koffer aus Wildungen an. Nach einigen Tagen entströmte dem Koffer ein ekelhafter Geruch. Der Koffer wurde geöffnet. Er barg eine stark in Verwesung übergegangene, von Maden und Würmern bereits angefressene, anscheinend weibliche Leiche, die mit Chlorkalk vollständig überschüttet war. Es wurde sofort festgestellt, daß ein Mord begangen worden und die Ermordete die 76jährige Rentiere Marie Vogel geborene Lange aus Wildungen war.

Der Verdacht der Täterschaft lenkte sich sogleich auf den Möbelhändler Wilhelm Meyer aus Wildungen. Meyer, 1875 geboren, war gelernter Dekorateur und kam als blutjunger Mensch nach Newyork. Dort ist es ihm zunächst sehr schlecht ergangen. Er hat sich als Flaschenspüler, später als Hausdiener und Kellner notdürftig durchs Leben geschlagen. Eines Tages lernte er auf der Straße in Newyork die alte Vogel kennen. Obwohl diese fast seine Urgroßmutter hätte sein können, so entspann sich zwischen der Vogel und Meyer sehr bald ein intimes Verhältnis. Nach einigen Jahren ist Meyer mit der Vogel nach Europa zurückgekehrt. Hier haben sie zunächst einige größere Reisen unternommen. Schließlich zogen sie nach Bad Wildungen und eröffneten dort ein Möbelgeschäft. [58] In Wildungen lernte Meyer ein hübsches, junges Mädchen Namens Sophie Christiani kennen. Aus diesem Anlaß wurde die alte Vogel ungemein eifersüchtig. Es kam fast allabendlich zwischen der alten Frau und Meyer zu sehr heftigen Auftritten.

Eines Tages erzählte Meyer seinen Bekannten: „Tante Vogel ist auf längere Zeit verreist.“ Meyer nannte die alte Vogel „Tante“. Sie soll ihm, sogleich nachdem sie sich in Newyork kennen gelernt hatten, vorgeredet haben, daß sie seine Tante sei. In dem idyllischen Badeort munkelte man wohl allerlei, zumal von der Abreise der alten Frau niemand etwas wahrgenommen hatte. Auch war es aufgefallen, daß Meyer plötzlich mit sehr wertvollen Brillantringen prahlte und solche zum Kauf anbot. Man wußte auch, daß die alte Vogel viele kostbare Brillantringe sowie überhaupt ein großes Vermögen besaß. In dem Hause, in dem die alte Vogel mit Meyer wohnte, war nach einiger Zeit ein ekelhafter Geruch wahrzunehmen. Es kam aber niemand auf den furchtbaren Gedanken, Meyer könnte die alte Frau ermordet haben. Etwa 9 Monate nach der angeblichen Abreise der alten Vogel sandte Meyer einen sehr schweren Koffer bahnlagernd nach Frankfurt a. M. Er hatte schon vorher das Möbelgeschäft, das ihm Frau Vogel eingerichtet hatte, verkauft und war, sobald er den Koffer abgesandt hatte, mit der Christiani aus Wildungen verschwunden. Nachdem der Inhalt des Koffers in Frankfurt festgestellt war, wurde hinter Meyer ein Steckbrief erlassen. Er wurde in Newyork, wohin er sich mit der Christiani gewandt hatte, kurze Zeit nach seiner Ankunft ergriffen und nach Deutschland zurücktransportiert. Er bestritt, die Vogel ermordet zu haben, sondern gab an: Aus Anlaß seines Liebesverhältnisses mit der Christiani sei es allabendlich zwischen ihm und der Vogel zu heftigen Auftritten gekommen. Als er eines Abends nach Hause kam, war alles still. Er zündete Licht an und als er in das Schlafzimmer der Vogel trat, saß diese leblos auf dem Stuhl. Sie hatte sich, während sie auf [59] dem Stuhle saß, mit einem Strick erdrosselt. Er machte zunächst, aber ohne Erfolg, Wiederbelebungsversuche. Alsdann wollte er polizeiliche Anzeige erstatten. Er nahm aber davon Abstand, da er befürchtete, er werde in den Verdacht kommen, die alte Frau ermordet zu haben. Er entkleidete daher die Leiche und legte sie ins Bett. Da aber die Leiche nach einigen Tagen zu riechen begann, packte er sie in einen großen Koffer, d. h. er zwängte sie hinein, indem er ihr die einzelnen Glieder zerbrach. Zwecks Dämpfung des Leichengeruchs überschüttete er die Leiche mit Chlorkalk. Der Koffer, in dem die Leiche lag, stand vor seinem Bett, er habe also neun volle Monate neben der Leiche geschlafen. Diese Erzählung hielt auch Meyer vor dem Schwurgericht in Kassel, vor dem er sich vom 5.–11. Dezember 1906 wegen Mordes zu verantworten hatte, aufrecht. Der Angeklagte behauptete außerdem: er habe mit der alten Vogel keinen intimen Verkehr unterhalten. Die Vogel habe wenige Tage vor ihrem Tode mehrere goldene Brillantringe ins Klosett geworfen, wahrscheinlich aus Haß gegen ihn. Die Aufstellung der Möbel in der Vogelschen Wohnung ließen jedoch keinen Zweifel, daß Meyer und die Vogel wie ein Ehepaar verkehrt haben. Außerdem wurde auf Gerichtsbeschluß das Vogelsche Klosett und die gesamten Abflüsse aufs genaueste untersucht, es war jedoch kein Brillantring zu finden.

Der entleerte und desinfizierte Koffer wurde den Geschworenen gezeigt. Letztere forderten jedoch die sofortige Entfernung des Koffers aus dem Gerichtssaal, da er noch immer einen Leichengeruch von sich gab. Die medizinischen Sachverständigen hielten es für im höchsten Grade wahrscheinlich, daß Meyer die alte Frau erwürgt habe. Die Geschworenen erklärten ihn des schweren Raubes im Sinne des § 251 des Strafgesetzbuches für schuldig. Der Gerichtshof verurteilte daraufhin Meyer zu 15 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und Zulässigkeit von Polizeiaufsicht."

Quellen:
http://erichs-kriminalarchiv.npage.de/1_seite_mit_25_fällen_9437055.html
http://de.wikisource.org/wiki/Die_Leiche_im_Koffer

Über den Autor und Gerichtsreporter Hugo Friedländer (ca 1854 - 1918):
http://de.wikisource.org/wiki/Hugo_Friedl%C3%A4nder

Das Buch in der Online-Version:
http://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1910).djvu&page=1

Son of Sam


Auch mit dem nächsten Kurzbeitrag bleibe ich in den 1970ern. Dieses Mal gilt die Aufmerksamkeit einem Serienmörder aus Brooklyn namens David Berkowitz, der zwischen 1975 und 1977 im New Yorker Stadtgebiet aktiv war. Seit seiner Festnahme am 10.08.1977 befindet sich Berkowitz im Gefängnis, wo er immer noch eine 365jährige Haftstrafe absitzt.

Mehr über den Son of Sam hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/David_Berkowitz

und hier eine sehr ausführliche englischsprachige Seite, die sich in 26 Kapiteln mit dem Fall Berkowitz beschäftigt:
http://www.trutv.com/library/crime/serial_killers/notorious/berkowitz/letter_1.html

und für alle, die nicht lesen möchten, hier noch ein deutschsprachiger Fernsehbeitrag









Theo Kojak


Der deutsche Titel sagt wohl alles: Einsatz in Manhattan. Zeit, dieser erfolgreichen amerikanischenFernsehserie einen kleinen Beitrag zu widmen, die mitten im New York der 1970er entstand. Im Mittelpunkt ein Polizist mit griechischer Abstammung: Theodoros Kojak, gespielt von Telly Savalas.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kojak_%E2%80%93_Einsatz_in_Manhattan

Hier ist das Intro, mit dem die Serie in den Jahren 1973 bis 1976 begann.



Und hier der Titelsong gesungen von Sammy Davis Jr.



Für die letzten zwei Staffeln 1977-1978 gab es dann noch eine andere Titelmusik und ein neu gestaltetes Intro:



Und zum Abschluss für alle Interessierten noch eine vollständige Serienfolge: "Out of the Shadow" aus dem Jahr 1976.
http://www.imdb.com/title/tt0621361/



Kleine Anekdote am Rande: Der Herr mit der Glatze ist der Patenonkel von Jennifer Aniston, die einen Vater mit griechischer Abstammung hat.

Dienstag, April 26, 2011

Mullett's Monstrosity

Ein kleiner Sprung ins Jahr 1905 zum alten Postamt am City Hall Park. Das Bauwerk aus den Jahren 1867-1880 stieß bei der zeitgenössischen Architekturkritik nicht nur auf ungeteilte Zustimmung. Hier zu bewundern in einer hochauflösenden Aufnahme aus dem Shorpy-Fundus:
http://www.shorpy.com/node/9252



Neben der großartigen Aufnahme von diesem A-Promi unter den Gone Buildings hat der Fotograf im Nebeneffekt wieder einige grandiose Momentaufnahmen aus dem New Yorker Alltagsleben vor 106 Jahren gerettet.










mehr über das alte Postamt erfährt man bei NY-Architecture

The Playpen


Ich habe noch ein interessantes Gebäude gefunden, welches in die Kategorie "Gone not forgotten" einzusortieren ist. Diese Kategorie von Gebäuden hat bisher im Blog noch nicht allzu viel Aufmerksamkeit erhalten, deshalb ist es mal an der Zeit, das zu ändern. Das "Playpen" war ein Pornokino, das an der 8th Avenue zwischen 43rd und 44th Street lag.


Die Geschichte des Gebäudes, das im Beaux Arts - Stil erbaut wurde, begann 1916. Ursprünglich handelte es sich wohl um ein Kino mit dem Namen "Ideal Theatre".

"The Ideal Theatre was built for Consolidated Amusements Enterprises, one of the largest of the early movie theater circuits in the east. The trade journal The Music Trade Review of November 6, 1915, published an encomium penned by Consolidated's head, Lawrence Bolognino, in praise of the instruments of the American Photo Player Co., which had been installed in a number of the circuit's houses.

The Ideal was then under construction, and a $5,000 Fotoplayer had been ordered for it. Other theaters being operated by Consolidated (each with a Fotoplayer among its accouterments) included the Drury Lane Theatre, the Regent Theatre, the Seventy-Second Street Playhouse, and the Morningside Theatre."

In den 1930ern trug das Kino den Namen "Cinecitta" (nach der Filmstadt in Rom), in den 1940ern änderte sich der Name in "Squire". Diese Anzeige aus dem Jahr 1943 bewirbt ein Doppel-Feature anlässlich der großen Neueröffnung nach einer kompletten Renovierung.


In den 1950ern wurde aus dem "Squire" das "Cameo" und das Theater entwickelte sich langsam aber sicher zu einem Ort für Erwachsenenunterhaltung. Ein Kino mit 598 Sitzen und einer einzigen Leinwand.



Mittlerweile sind wir im Jahr 1970 angekommen und es wird folgendes Programm gespielt:


Spätestens in den 1970ern wird aus dem Kino ein Pornokino, in dem nur noch Filme der Kategorie XXX-rated auf dem Programm sind. In diesem Zusammenhang muss man sich erinnern, dass wir uns nur einen Straßenblock westlich vom Times Square befinden und der Times Square, insbesondere die 42nd Street,  war zu dieser Zeit eine große Ansammlung von Theatern mit Erwachsenenshows und von Pornokinos. Mit der Hochglanz-Touristenmeile von heute ist das damalige Erscheinungsbild dieses Viertels nicht zu vergleichen. Einen guten Eindruck vermittelt sicherlich der Film Taxi Driver aus dem Jahr 1976, in dem man Robert de Niro wiederholt als Besucher von Pornokinos begleitet.  Hier das Cameo im Jahr 1983:


Nachschlag 1:
Intuitiv habe ich nachträglich mal Forgotten NY zum Playpen befragt und siehe da, es gibt einen Streifzug durch genau die Gegend mit den ganzen Ferkelfilm-Buden und einen interessanten kleinen Essay über das Cameo.


"Bill Landis and Michelle Clifford's Deuce primer, "Sleazoid Express," described the Cameo-Playpen thusly:

The Cameo was located down-and-dirty right on what was known in the mid-1970s as the "Minnesota strip." The boulevards of sexual and financial needs collided here, attracting underage runaways like moths to a flame. It was a block so deep-fried in its own gristle that it was held up nationwide as a pinnacle of American degeneracy, a sexual Bermuda triangle where porn, exploitation filmmaking, and prostitution were likned together. It was a point of infamy in American archeology.

The Cameo was owned by Chelly Wilson, the ipsissimus of Times Square's pyramid of pornographic film producers, exhibitors, and directors. She had an illustrious pedigree in the history of bottom-drawer exploitation film, bringing the world everything from black-and-white softcore straight movies to gay hardcore movies. a Greek emigré, Chelly named her theatres after love-characters from Hellenic mythology, such as Venus, Eros and Adonis....

During the 1972-1977 porno-chic era, the Cameo's kinky fare drew elbow-to-elbow crowds of voyeur film lovers, who ran to the theatre before any loathsome hack censor's scissors could whittle down their kicks. Despite the chaotic atmosphere inside the theatre and outside on the street, appreciative crowds always packed in for premieres of films like Alex de Renzy's sado-scatalogical "Femmes de Sade"..."



Wir machen einen Sprung voran in der Zeit und erreichen die frühen 1990er. Aus dem "Cameo" ist jetzt das "Adonis" geworden und der Name verrät, auf was sich das Kino mittlerweile spezialisiert hat: Schwulenpornos (gay porn).



Irgendwann nach 1994 schließlich erreichte das Gebäude seine letzte Inkarnation und aus dem "Adonis" wird das "Playpen". Das Viertel um die 42nd Street und den Times Square hat man in der Zwischenzeit gesäubert und touristengerecht als Anziehungspunkt gestaltet. Die Schmuddelecken dagegen sind fast verschwunden. Das Playpen ist im neuen Millenium einer der letzten verbliebenen Schuppen in der Umgebung, in der der geneigte Besucher sich noch Live Peepshows ansehen kann.








2007 schließt das Playpen nach 91jähriger wechselhafter Geschichte für immer seine Pforten, 2008 folgt der Abriß und damit das Ende.





Bleibt nur noch die Frage nach der Gegenwart. Und die sieht laut Street View so aus:



Hier gibt es noch einen ganz kurzen Film mit bewegten Bildern vom Playpen, leider nicht einzubetten:
http://youtu.be/rE8He9tG78Q

hier ist noch ein bisschen Bildmaterial vom "alten" Times Square:





Quellen: Google, Songlines und weitere:

Auf das Thema gestoßen bin ich dank der Songlines, ich war eigentlich auf der Suche nach ganz etwas anderem:
http://www.nysonglines.com/8av.htm

"693: A 1916 Beaux Arts building housed the Ideal Theater, which later became the X-rated Cameo (becoming the gay-oriented Adonis after 1990), and then was one of Times Square's last remaining live peep shows--closed in 2007, demolished 2008."

Über das Playpen und Details aus seinem Programm:
http://gawker.com/#!299570/the-last-live-nude-peepshow-girls-in-manhattan

Cinema Treasures über das Playpen, interessant ist vor allem der Kommentarbereich, das Kino scheint noch vielen Besuchern in Erinnerung geblieben zu sein
http://cinematreasures.org/theater/7531/

Über den Film "Erotic Salad", der 1970 im Cameo gespielt wurde:
http://www.eroticsalad.com/home.html

Porn under a bad sign. Kevin Walsh von Forgotten NY unternimmt einen interessanten Streifzug durch das sündige Viertel
http://www.forgotten-ny.com/STREET%20SCENES/8thavenue/8ave.html

Nachschlag 2:

Hier gibt es noch einen interessanten englischsprachigen Artikel, der sich mit den bekanntesten Pornokinos in New York befasst, darunter auch das Playpen. Neu ist vor allem der Bericht über ein Unglück mit 19 Verletzten, welches sich 1946 ereignete.
http://www.brightlightsfilm.com/70/70stevenson.php

"But The Adonis lived on, its name transferred to another theatre owned by Chelly Wilson further south on Eighth Avenue, almost to 44th Street, on the west side of the avenue. This venue had most recently been known as The Cameo before its closure in 1989, but Wilson had in all probability been running it as far back as 1964 when she programmed the infamous Olga movies there. This was also an architecturally significant structure. As a poster marvelled, it possessed one of the most "distinctive facades of any surviving theatre from the early 20th century, a kind of heroic Palladian composition . . . with a breathtaking interior. Stone fixtures made almost 100 years ago could still be seen in the back."16


This became the new home of The Adonis and was quickly outfitted with campy Greek statues and the like. The black velvet photo display of stills from A Night at the Adonis was reinstalled here, and some nostalgic staffer had also put up clippings about the old Tivoli/Adonis. Bertha the cashier and other employees who had sworn allegiance to Ms. Wilson could now be found toiling in this new location. But at this late stage in the game there seemed to be a mummy's curse laid upon all adult theatres, and the new Adonis also gradually succumbed, evidencing increasing blight. In 1994 it was closed by the City's health department after a raid revealed high-risk sexual activities taking place among patrons. The neon sign that adorned the new Adonis was unceremoniously blowtorched to pieces, the chunks tossed into a dumpster.

The theatre later reopened as The Playpen, and a new sign that traced the NYC city skyline in red neon behind the reclining outline of a nude female was installed on the marquee. But its revival as a functioning theatre was short-lived. It was simply pointless in this day and age for a sex emporium to show movies on a single screen, and, like so many venues that had once served that function, it was gutted, the seats taken out and booths installed. Here girls performed for a fee, while the balcony was transformed into a male section with "buddy booths." A brief description of The Playpen surfaces in Sasha Cagen's '90s fanzine Cupsize, dedicated to riot grrrl politics and bisexuality. She describes the lobby of the Play Pen as "a house of love, a mirrored, bejewelled carnivalesque hallway," where a woman sold tokens from behind a yellow booth.

The Playpen was closed in September 2007. It was the end of another slab of movie lore that had stretched back to 1916 when it had opened as The Ideal Theater, later to go through numerous name changes and booking policy shifts that saw it screen Italian and Russian films and "girlie" sexploiters in the '50s. In 1970 it became the city's showcase venue for John Lamb's Sexual Freedom in Denmark, which laid the groundwork for the exhibition of hardcore porn.


Perhaps the theater's most dramatic moment occurred in 1946 when the 1943 film Dr. Terror's House of Horrors was playing. The New York Times reports that "during a tense moment on screen one evening a 10 x 20 foot section of the theater's ceiling fell down, injuring 19 patrons. Those in the front seats were unruffled, thinking they were hearing sound effects."17

By the time the old movie house checked out at 91 years of age, the only sound effects were paid dancers faking moans of pleasure."