Sonntag, Mai 29, 2011

Candy Factory Fire 1877



Es ist Zeit, mal einen sehr alten Faden aufzunehmen. Dieses Thema habe ich schon in der Anfangszeit des Blogs entdeckt, damals aber zunächst nicht weiter verfolgt. Jetzt nach viereinhalb Jahren Bloggerei ist es doch mal an der Zeit, das Thema in Angriff zu nehmen. Bilder habe ich von dem Unglück keine gefunden, hier ist dieses Mal jeder selbst gefordert, sich das Szenario in seinem Kopf auszumalen. Dafür gibt es sehr detaillierte Beschreibungen von den betroffenen Menschen.

Süßigkeitenfabrik - das ist eigentlich ein Synonym für Zufriedenheit, für fast paradisische Zustände, eine Art Vorstufe vom Schlaraffenland. Wenn man sich allerdings die Zeitungsartikel aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ansieht, dann offenbart sich eine unbekannte dunkle Seite der Candy Factories.


CANDY FACTORY FIRE
21. Dezember 1877

EINE SCHRECKLICHE EXPLOSION GESTERN ABEND IN NEW YORK
Erhebliche Verluste an Menschenleben und viele Verletzte - Ein verheerender Brand und ein Trümmerfeld - Die Geschichte ist noch nicht abschließend erzählt.

Ungefähr 10 Minuten nach fünf gestern Nachmittag wurden die Menschen in der Umgebung von Barclay Street und College Place, New York, durch eine laute Explosion aufgeschreckt, während gleichzeitig die Mauer von Haus Nummer 63. Barclay Street auf die Durchgangsstraße fiel.  Kurz danach kamen Flammen unter den Ruinen hervor. Ein defekter Heizkessel war im Keller der Süßigkeitenfabrik von "E.Greenfield & Son" explodiert, die sich an der Adresse 63 Barclay Street / 1 College Place befindet und deren Grundriss ein L formt. Die Wände dieses Gebäudes und auch die zweiter angrenzender Häuser wurden zertrümmert. Es ertönten drei Feueralarme, aber obwohl die Reaktion schnell erfolgte, standen die Häuser Nummer 61, 65 und 67 schon in Flammen, als die Feuerwehr eintraf.

DIE VERMISSTEN:
Die folgende Liste enhält die Namen aller jener Personen, die gestern bei den Polizeistationen als vermisst gemeldet wurden. Die Mehrheit von ihnen war in der Fabrik der Greenfield's beschäftigt. Vermutlich wurden jene, die nicht in der Fabrik arbeiteten, unter den einstürzenden Wänden begraben.
(achtet mal auf das Alter!)
William BENNETT, Alter 13, 170 Hancock avenue, Jersey City
Annie CONNELLY
Agnes DROXIER, Alter 13, 515 Fifth street
John FARLEY, Eleventh street, between First and Second avenue
Robert HANNA, Alter13, 96 Pitt street
Mary HANNA, Alter 11, Schwester von Robert
Charles HAYWARD, Alter 25, Fourth and Macdougal streets
Frederick JONES, Alter 15
John KOEBER, Alter 34, 95 Orchard street
Albert KRUMERY, Alter 13, 84 Avenue B
George KRUMERY, Alter 16, Bruder von Albert
Charles LININGER, Alter 37, Third avenue and One Hundered and Twentieth street
Augusta LINTNER, Alter 11, this city, E.D.
William MCCLELLAN, 129 Webster avenue, Jersey City
Emma MULHOLLAND, Pitt street near Grand
Elizabeth O'Brien, Alter 14, 87 Greenwich street
Mrs. Mary RODMER
Andrew STARK, 529 Fifth street
William STARK, Alter 28, 317 Fifth street
Francis YOLDT, Alter 16, 329 East Fourteenth street
Josephine, eines der Mädchen, die Süßigkeiten verkauften

DIE VERLETZTEN:
Nachfolgend eine Liste der Verletzten, die an der Chambers Street, New York und im Bellevue Hospital eintrafen. Es gibt noch mehr Verletzte, die nicht auftauchen, weil ihre Verletzungen zu gering waren und sie daher zuhause von ihren Freunden oder Verwandten behandelt werden.
George F. ADAMS, Alter38, 83 St. Mark's place
Francis BOLDT, Alter 15, 339 E. Fourteenth street
John BOMM, Alter 13, 134 Seventh street
Edward COLLINS, Alter18, 110 E. Seventeenth street
Martin CONNERS, Alter 24, 274 Pearl street
Peter GERMANN, Alter 14, 213 Third street
Joseph GLUCKEN, Alter 15, 219 Third street
George HAUSER, Alter 17, 506 E. Twelfth street
Henry HINCK,  Alter 15, 80 Avenue B
Thomas KELLY, ein Feuerwehrmann, Engine No. 16
Bernard LINTNER, Alter 18, 103 Orchard street
George MEIB, Alter 18, 113 Avenue A
Otto MEIB, Alter 17, 113 Avenue A
Gustave MEISIER, Alter 14, 529, Fifth street
J.T. MURRAY, ein Feuerwehrmann von der Versicherungspatrouille
Philip RIDEL, Alter 21, 385 E. Ninth street
John RODECKER, Alter 15, 727 Sixth avenue
Lucy ROONEY
Francis SCHATZLAIN, Alter 17, 791 Washington street
George SCHNEIDER, Alter 30, 415 Fifth street
Joseph SCHANNEWALD, Alter 43, 513 E. Twelfth street
Antonio STARK, Alter 27, 529 Fifth street
Peter STARK, Alter 32, 529 Fifth street
Henry SUNDAY, Alter 19, 543 E. Twelfth street
William THOMPSON, Alter 14, 127 E. Ninth street
James T. WRIGHT, Alter 64, Glashändler, 225 Greenwich street; gebrochenes Bein
An unknown man
Mr. D.B. HASBROUK, Angestellter des New Yorker Wahlbüros, von dem mehrere Morgenzeitungen berichteten, dass er in New Jersey lebt und der ernsthafte Verletzungen erlitten hat.

Bevor es weitergeht mit dem nachfolgenden Tag, möchte ich mich auf die Suche nach dem Schauplatz begeben. Die Explosion in der Süßwarenfabrik ereignete sich an der Ecke Barclay Street / College Place. Die Barclay Street ist eine der von West nach Ost führenden Querstraßen in Südmanhattan, man findet sie einen Straßenblock oberhalb des Gebiets, das heute Ground Zero genannt wird.


Von College Place weit und breit aber keine Spur. Ok - das Ereignis liegt bereits 134 Jahre in der Vergangenheit, da ist es möglich, dass in der Zwischenzeit eine Umbenennung stattgefunden hat oder dass die Straße einfach verschwunden ist. Mal schauen, ob man bei Google etwas findet. Ja - wieder mal Forgotten-NY mit der "Street-Necrologie von Lower Manhattan".
http://www.forgotten-ny.com/streetnecrology/lowermanhattannecrology/necro1.html

Und dort findet sich neben vielen anderen auch eine Straße mit dem Namen College Place:


Bei der Straße mit dem Namen College Place handelt es sich also um diejenige, die heute West Broadway heißt. Damit ist zumindest klar, an welcher Straßenkreuzung die Candy Factory der Greenfields sich befand. Die genaue Lage an der Kreuzung vermag ich nicht nachzuvollziehen. Fest steht jetzt aber, dass sie einen Straßenblock westlich vom heutigen Woolworth Building gelegen haben muss.


CANDY FACTORY FIRE

22. Dezember 1877

SCHRECKEN IN NEW YORK - DIE SZENERIE IN DER BARCLAY STREET HEUTE MORGEN
Gruppen von Arbeitern auf der Suche nach den Toten - Bisher nur zwei Leichen entdeckt - 24 Personen vermisst und 42 verletzt - Die Ursache des Unglücks ist ein Rätsel

Der Schauplatz des Barclay Street-Unglücks in New York war der zentrale Anziehungspunkt für Faulenzer und Geschäftsleute mit der krankhaften Lust, ihre Schaulust an morbiden Ereignissen zu befriedigen. Die Barclay und Greenwich Street sowie College Place waren verstopft und Polizeikapitän Sanders vom 27. Revier war zusammen mit 100 Polizisten damit beschäftigt, die Ordnung aufrechtzuerhalten und Tausende von Gaffern in sicherer Entfernung von den Ruinen zurückzuhalten. Eine Armada von 150 Feuerwehrleuten und Arbeitern sind damit beschäftigt, die Trümmer wegzuräumen, was vermutlich nicht vor morgen abgeschlossen sein wird. Die Leichenfunde begannen heute morgen, aber bis zwölf Uhr waren nur zwei gefunden worden, wobei aber noch zehnmal soviele unter den Ruinen vermutet werden.

Diese beiden Leichen waren diejenigen von
William BENNETT, 13 Jahre,  ein Zeitungsjunge wohnhaft 170 Hancock street, Jersey City Heights, und von John W. BRADLEY.

BENNETT, dessen Mutter einen Zeitungsstand an der Fähre nach Hoboken betreibt,  war nicht schrecklich entstellt. Seine Leiche wurde vor dem zerstörten Gebäude gebunden, bedeckt mit Ziegeln und Holz, letztere waren so gefallen, dass sein Körper teilweise unversehrt blieb.

Die Leiche von BRADLEY, von dem man sagt, dass er in einem angrenzenden Geschäft gearbeitet haben soll, wurde auf dem Bürgersteig direkt vor der Fabrik gefunden. Sie befand sich unter einem riesigen Haufen aus Ziegelschutt und anderen Trümmern und sein Kopf war durch einen großen Stein schrecklich zertrümmert. Es waren mehrere Männer nötig, um diesen wegzutragen.

Beide Leichen wurden ins Leichenschauhaus überführt, wo eine Besichtigung von Coroner Woltmann und seiner Jury um drei Uhr am heutigen Nachmittag zusammen mit anderen, die in der Zwischenzeit noch gefunden werden, vorgesehen ist. Bis heute Mittag gab es keine verbindlichen Informationen über weitere verlorene Leben.


DIE AKTUELLE LISTE MIT ENTDECKTEN LEICHEN:
BENNETT, William, Alter 12, Zeitungsjunge, Jersey City
BRADLEY, John F., unbekannter Wohnort

DIE VERMISSTEN:
BARKE, Herman, Alter 34, 98 Lewis street.
CONNOLLY, Annie, verkaufte Süßigkeiten am Ladentisch.
DOLIEN, E., Seventeenth street.
DUNHAM, Thomas, Alter 40, ein Witwer, wohnhaft North Second & Eighth sts, Brooklyn, E.D.
DRIXKER, August, Alter 13, 515 Fifth st., arbeitete im dritten Stock der Süßigkeitenfabrik und vermutlich ums Leben gekommen, denn er ist nicht nach Hause zurückgekehrt.
FARLEY, John, Eleventh street, zwischen First and Second avenues
HANNA, Robert, Alter 23, Arbeiter in der Fabrik, wohnhaft 96 Pitt street.
HANNA, Mary, Alter 11, Schwester von Robert and ebenfalls in der Fabrik beschäftigt.
HOCKENBERG, Isaac, 310 W. Thirty-eighth street.
HAYWARD, Charles, Alter 26, Fourth and Mcdougal streets, Angestellter in der Fabrik.
JONES, Frederick, Alter 15, 689 Sixth avenue.
KOEBER, John, Alter 34, 96 Orchard street.
KRUMERY, John, Alter 13, 84 Avenue B, vermutlich ums Leben gekommen
KRUMERY, George, Alter 16, Bruder von John und vermutlich ums Leben gekommen.
LEUTNER, Bernard, 103 Orchard street.
LININGER, Charles, Alter 37, Third avenue and One Hundred and Twentieth street.
LISTUER, Augusta, Alter 14, aus Williamsburgh, Arbeiterin in der Fabrik.
McCLELLAN, Wm., 129 Webster avenue, Jersey City, Schwager von Mr. Greenfield und Vorarbeiter
MULHOLLAND, Emma, Pitt street near Grand.
NODVERSY, C., 174 Second avenue.
O'BRIEN, Elizabeth, Alter 14, 87 Greenwich st, arbeitete im dritten Stock der Fabrik.
RODMAN, Mrs, Mary, verkaufte Süßigkeiten hinter der Ladentheke
SHEPARD, Josephine, 16 Franklin street.
STARK, Andrew, 529 Fifth street, beschäftigt in der Fabrik.
STARK, William, Alter 28, 529 Fifth street, Bruder von Peter STARK, einem Vorarbeiter in der Fabrik.
NOLDT, Francis, Alter 16,, 329 E. Fourteenth street; fertigte Weingummis in der Fabrik.
WILSON Charles, Alter 22, Brooklyn.


VERLETZTE IM CHAMBERS STREET HOSPITAL
BOLDT, Francis,Alter 15, 339 E. Fourteenth street; schwere Verbrennungen an Kopf, im Gesicht, auf beiden Armen und Unterarmen; beschäftigt in der Fabrik, keine lebensgefährlichen Verletzungen
BOMM, John, Alter13, 134 Seventh st., Kopf, Gesicht und beide Arme sind leicht verbrannt
CONNERS, Martin, Alter 24, 274 Pearl st., schwer verbrüht am Kopf, im Gesicht, an den Armen und am Körper.
GERMANN, Peter, Alter 14, 210 Third street, leichte Verbrennungen an Gesicht, Körper und beiden Armen; Leiter (!) der Sahnebonbons-Abteilung im dritten Stock der Fabrik
HINCK, Henry, Alter 15, 80 Avenue B, leichte Verbrennungen im Gesicht, aber schwere Verbrennungen an beiden Armen und am Körper
MEISTER, Gustave, Alter 14, 529 Fifth street, Gesicht und beide Arme verbrüht.
MURRAY, J.T., ein Feuerwehrmann der Versicherungspatrouille; verletzte Schulter.
RODECKER, John, Alter 15, 737 Sixth ave; am Kopf, im Gesicht und an beiden Armen und Unterarmen verbrannt.
ROONEY, Lucy, Schnitt in der Hand, keine schwere Verletzung.
THOMPSON, William, Alter 14, 127 E. Ninth street; leichte Verbrennungen im Gesicht und an den Füßen, aber schwere Quetschungen am Kopf; außerdem schwere Gehirnerschütterung; Laufbursche in Westervelt's Hutfabrik an der Adresse 237 Greenwich street.


DIE VERLETZTEN IM NEW YORK HOSPITAL:
BROUGHT, Thomas E.
COLLINS, Edward, Alter 13, 410 E. Seventeenth street.
GLUCKER, Joseph, Alter 15, 219 Fifth street; verbrannt an Kopf, im Gesicht und an den Händen.
HAUSEN, George, Alter 17, 506 E. Twelfth street; leicht verbrannt an der Brust und im Gesicht.
MEIB, Otto, Alter 19, 113 Avenue A; böse verbrannt im Gesicht und an den Armen.
MEIB, George, Alter 18, Bruder von Otto, schwer verbrannt im Gesicht und an den Armen.
SCHENEWALD, Joseph, Alter 43, 513 E. Twelfth street.
STARK, Peter, Alter 32, 529 Fifth street; schwere Verbrühungen an den Händen, im Gesicht und an der Brust; Vorarbeiter im ersten Stock, der am schwersten Verletzte unter denjenigen, die zum New York Hospital gebracht wurden.
WARE, Joseph, Wohnort nicht bekannt.


DIE VERLETZTEN IM BELLEVUE HOSPITAL:

ADAMS, George F., Alter 38, 83 St. Mark's place, ein Deutscher mit schweren Verbrennungen an Armen, Beinen und Rücken; ein Vorarbeiter in der Cremeabteilung.
BRADY, William, 3 Mott street.
HAGEMILLOR, George, Alter 36, 135 Pitt street, Bonbongießer, schrecklich verbrannt an Händen, Nacken und im Gesicht
LINTNER, Bernard, Alter 18, 103 Orchard street, böse verbrannt im Gesicht, an den Armen und Händen; er arbeitete in der Nähe des Heizkessels, als dieser explodierte.
RIDEL, Philip, Alter 21, 338 E. Ninth street, verbrannt an den Armen und am Körper.
STARK, Antonio, Alter 27, 529 Fifth street; böse verbrannt im Gesicht, an den Händen und Beinen. Er arbeitete im zweiten Stock der Süßigkeitenfabrik zusammen mit drei Männern und vier Jungen, von denen nur ein Mann und zwei Jungen entkamen.
SUNDAY, Henry, Alter 19, 513 E. Twelfth street; leicht verbrannt an Händen, Armen und im Gesicht.
Ein unbekannter Mann, der freiwillig seine Hilfe bei der Suche nach den Toten anbot, wurde von einem herabfallenden Balken in der Kapelle getroffen und verlor dabei das Bewusstsein. Er wurde in das Bellevue Hospital verbracht, aber es scheint keine Hoffnung auf Wiederherstellung seiner Gesundheit, denn bei dem Unfall erlitt er einen Schädelbruch.

NACH HAUSE GESCHICKT:
BOMM, John, Alter 13, 134 Seventh avenue; Körper und Arme verbrannt.

Bevor es mit der Berichterstattung weitergeht, möchte ich noch ein paar Fundstücke aus der Vergangenheit der Süßigkeitenfabrick von Greenfield und Sohn vorstellen, die ich im Netz entdeckt habe. Allerdings ist davon auszugehen, dass sie alle aus der Zeit nach dem Unglück stammen.


Im Wesentlichen findet man dort mehrere Auktionen mit Büchsen von Dr. White's Cough Drops, Hustenbonbons, die von Greenfield and Son in New York hergestellt wurden. Für dieses Produkt wirbt auch das Plakat aus der viktorianischen Zeit.


Bevor es weitergeht, vielleicht noch eine Erinnerung an den Umstand, dass New York und Brooklyn 1877 noch zwei unterschiedliche Großstädte waren, was erklärt, warum in den Texten aus der Brooklyner Tageszeitung "Union Argus" so häufig New York als Ortsangabe erwähnt wird. Die Vereinigung von Brooklyn und Manhattan bei der Schaffung von "Greater New York" fand erst 22 Jahre später im Jahr 1898 statt.

CANDY FACTORY FIRE
23. Dezember 1877

SCHRECKEN IN NEW YORK - WEITERE EINZELHEITEN ÜBER DAS UNGLÜCK
Die tatsächliche Anzahl an verlorenen Menschenleben und die Ursache für das Unglück sind immer noch unbekannt - Ein Opfer aus dieser Stadt erzählt über das Entkommen - Arbeiter suchen immer noch in den Ruinen

Der (Brooklyn Daily) Union Argus hat bereits Einzelheiten über das Unglück an der Barclay Street in New York veröffentlicht, so weit, wie sie bis gestern um drei Uhr am Nachmittag bekannt waren, als man davon ausging, dass sich noch zwischen zehn und fünfundzwanzig Leichen unter den Ruinen befinden mussten.

Mr. Nelson GREENFIELD von "GREENFIELD and SON", der Besitzer der zerstörten Fabrik, betonte, dass alle seine Beschäftigten erfasst wurden mit Ausnahme von
Philip HERTZBERGER, dem Ingenieur und
Josephine SHEPHERD, einem der Fabrikmädchen, deren Leichen unter den Ruinen vermutet werden.

Sollte sich dieses als zutreffend erweisen, wären aktuell bis jetzt maximal vier Menschenleben zu beklagen, zwei Leichen wurden - wie berichtet - bereits gestern gefunden. Unter den 42 verletzten Personen befinden sich allerdings einige, von denen nicht erwartet wird, dass sie sich von ihren Verletzungen wieder erholen, und es ist immer noch zweifelhaft, ob nicht noch mehr Leichen unter den Trümmern begraben liegen, es ist nicht auszuschließen, dass die Opferzahl noch bis auf 10 oder mehr steigt. Die Grabungen und die Suche an den Ruinen wurde während der Nacht fortgesetzt, ebenso jetzt, aber sie werden möglicherweise heute Nacht beendet werden. Ein Bewohner dieser Stadt starb und zwei konnten dem Unglück entkommen:

William H. BRADLEY, wohnhaft 110 Eckford street, Greenpoint, der beim Unglück ums Leben kam, wurde zunächst als John W. BRADLEY mit unbekanntem Wohnsitz genannt. Seine Leiche, die als erste gestern Morgen entdeckt worden war, wurde unter den Trümmern auf der Straße gefunden, quer über den Bordstein liegend, mit einem Stein aus der Mauerkrone hinter seinem Kopf und einem Körper, der generell stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Er konnte anhand von Papieren identifiziert werden, die er bei sich führte. Er war ein junger Mann, 26 Jahre alt, schlank und während seines ganzen Lebens mit Schreib- und Bürotätigkeiten beschäftigt. Er hinterlässt eine Ehefrau und ein Kleinkind im Alter von drei Jahren.  

Das Begräbnis von William H. BRADLEY, einem der Opfer der Barclay Street Explosion, findet morgen Nachmittag an der "Church of the Evangel" an der Leonard Street statt. Reverent Martyn SUMMERBELL wird die Beerdigungsmesse lesen.

Thomas STUDAM, 40 Jahre alt und wohnhaft 304 North Second street, Brooklyn E.D., befand sich unter den Vermissten unter dem Namen John DUNHAM. Mr. STUDAM war Vorarbeiter in der Pastillen-Abteilung und zum Zeitpunkt der Explosion stand er vor Eingang zur Manufaktur am College Place und sprach dort mit einem der Arbeiter. Er rannte danach die Treppenb hinauf, um seinen Mantel und seine Weste zu holen, in denen sich seine Uhr und sein Geld befanden. Auf dem Rückweg zur Straße etwa auf dem halben Weg die Treppen hinunter traf er einige der Mädchen, die im fünften Stock beschäftigt waren, aber der Rauch war so dicht, dass er nur einem erfolgreich bei der Flucht helfen konnte. Hinsichtlich des vermissten Ingenieurs sagte er, dass die über ihn veröffentlichten Berichte völlig falsch wären. STUDAM sei mit den Haus von GREENFIELD und SOHN schon von Kindestagen an verbunden und er habe den Ingenieur niemals berauscht gesehen, er gehe auch nicht davon aus, dass es sich um einen Trinker handele. In Bezug auf die Heizkesselexplosion, führte Mr. STUDAM fort, sei Mr. GREENFIELD kein Mann, der es zulasse, dass Teile der Maschinen in seinem Betrieb nicht ordentlich wiederhergestellt würden. Seiner Meinung nach wurde die Explosion durch das Platzen des großen zentralen Schornsteins verursacht, der den Rauch aus der Küche von den Öfen zum Dach transportiert. Der Heizkessel befände sich unter dem Bürgersteig und wenn er explodiert wäre, hätte auch der Bürgersteig vor dem Gebäude wegfliegen müssen. Aber wie es aussieht, gibt es keinen Hinweis auf eine Explosion in der Nähe des Bürgersteigs und er denke, wenn die Feuerwehrleute den Heizkessel finden, werde sich seine Theorie als richtig erweisen.

Damit endet die Berichterstattung, die dem Union Argus entnommen wurde. Ausführlich wird auch hier bei den GenDisasters über das Unglück in der Candy Factory von Greenfield and Son berichtet:
http://www3.gendisasters.com/new-york/12825/new-york-ny-greenfield-sons-candy-factory-explosion-amp-fire-dec-1877

Es kamen bei dem Unglück doch mehr als die oben erwähnten 2 Menschen um, die spätere Berichterstattung enhält weitere Leichen- und Leichenteilfunde, so dass man schließlich bei 13 Todesopfern landet.

CANDY FACTORY EXPLOSION 1879

http://www3.gendisasters.com/new-york/12435/new-york-ny-candy-factory-explosion-aug-1879

Bereits zwei Jahre später ereignete sich ein weiteres schweres Unglück in einer New Yorker Süßwarenfabrik. Dieses Mal handelte es sich um die Manufaktur von Battais und Ode in einem Fabrikgebäude an der Elm Street. Und schon wieder die Frage: Wo war die? Es gibt eine Elm Street auf Staten Island, aber die scheint nicht gemeint zu sein, denn im ganzen Text ist kein Hinweis auf Staten Island zu finden. Und vermutlich liefert auch hier die Street-Nekrologie von Forgotten-NY die Antwort:


Und die Elk Street wiederum ist nicht so schwer zu finden, die liegt nicht weit hinter dem New Yorker Rathaus.


Im August 1879 werden im Trockenraum dieser Candy Factory drei Arbeiter bei der Herstellung von Weingummidrops schwer verbrannt, als sich eine Wolke aus versehentlich verschüttetem Stärkepulver an einem rotglühenden überhitzten Trockenofen entzündet und in einer mächtigen Staubexplosion verpufft. Vor allem die brennenden Kleider hinterlassen böse Verwundungen bei den Betroffenden, deren Köpfe, Gesichter und Körper arg in Mitleidenschaft gezogen werden.


Candy Factory Explosion 1895


Und bevor das 19. Jahrhundert sich seinem Ende zuneigte, knallte es noch ein drittes Mal in einer Süßwarenfabrik, dieses Mal eine in der Stadt Brooklyn, die an der Ecke Henry Street / Middagh Street lag, unweit der Zufahrt zur Brooklyn Bridge.


Ein Rohr gefüllt mit heißer Glasur explodierte am 29. Juni 1895 um zwei Uhr am Nachmittag im dritten Stock der Süßwarenfabrik von Mason, Au, & Magenheimer in Brooklyn, setzte die Umgebung in Brand und ebenso die Kleidung von Louis Magenheimer, einem der Inhaber, der sich gerade zu dieser Zeit im Raum befand. Mr. Magenheimer erlitt schwere Verbrennungen und wurde ins Brooklyn City Hospital gebracht, sein Zustand war kritisch. Die Explosion erschütterte das Gebäude und verängstigte Arbeiter rannten hinaus auf die Straße. Der Schaden am Gebäude beträgt nur 500 Dollars.

Zum Abschluss noch einige alte Fotografien, die im frühen 20. Jahrhundert in einer New Yorker Candy Factory entstanden sind und die ich bei der NYPL Digital Gallery aufgetrieben habe (Old Huyler Factory, NYC). Das Bild, das zu Beginn des Beitrags zu finden ist, entstammt ebenfalls dieser Reihe.




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