Sonntag, Mai 07, 2017

Deutsches Auswandererhaus in Bremerhaven



Vor einigen Wochen habe ich hier im Blog schon über Stübenhöft berichtet, den einstigen Amerika-Pier im Hafen von Cuxhaven. Cuxhaven ist als Auswandererhaven außerhalb von Norddeutschland aber eher unbekannt und was das Ablegen von Auswandererschiffen aus Kontinentaleuropa angeht, kennt man neben Rotterdam vor allem eine andere norddeutsche Stadt: Bremerhaven

Vor etwa zwei bis drei Jahren erhielt ich durch Thomas R. aus der Stammtischrunde, an der ich jeden Sonntagmorgen teilnehme, das erste Mal einen Hinweis auf das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven. So nach dem Motto: "Du schreibst doch ständig über New York. Kennst Du eigentlich das Deutsche Auswandererhaus? Das musst Du Dir unbedingt mal ansehen, wenn Du mal nach da oben kommst, das passt total gut zu dem, was Du immer so veröffentlichst."

Später habe ich den Tipp noch ein paar Mal bekommen, und zuletzt hat mir auch Dirk Stichweh das Auswandererhaus nochmals wärmstens ans Herz gelegt. 



Also habe ich die räumliche Nähe während meines Urlaubs in Cuxhaven genutzt und dem Deutschen Auswandererhaus tatsächlich einen Besuch abgestattet. Und die Besuchsempfehlung kann ich ohne Bedenken weitergeben an alle, die sich hier im Blog gerne mit der Vergangenheit von New York beschäftigen, denn in diesem Museum in Bremerhaven wird durchaus etwas präsentiert, was auch mehr oder weniger eng mit der Stadtgeschichte von New York City verknüpft ist. Und die auf deutschem Boden erleben zu können, ist für eine Anhänger der New Yorker Stadtgeschichte ja durchaus praktisch. 



Man hat sich einige Mühe gegeben, um für den Museumsbesucher die historischen Bedingungen einer Auswandererfahrt von Europa nach Amerika nachvollziehbar zu machen. Neben den museumsüblichen Schaukästen und -tafeln gibt es deshalb auch immer wieder Geschichte in Lebensgröße zu erleben. 

Zum Beispiel das Betreten des Passagierdampfers zu später Abendstunde...





... oder die harten Bedingungen für die Auswanderer während der mehrwöchigen Überfahrt mit einem Segelschiff in den 1850ern.




Der Fußboden der Ausstellung ist auch nicht ganz wasserwagengerecht, so dass man sich als Museumsbesucher ähnlich wie die Landratte auf hoher See fühlt.



Neben der Segelschiffüberfahrt gibt es auch noch die Bedingungen der Überfahrt mit einem Schnelldampfer etwa um das Jahr 1880...



https://www.bremerhaven.de/de/tourismus/museen-erlebniswelten/deutsches-auswandererhaus-bremerhaven.16123.html


... und mit einem Passagierdampfer 1929 (3. Klasse) anzusehen.


Von Jürgen Howaldt - Eigenes Werk (selbst erstelltes Foto), CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=738714


Das Erleben setzt sich auch nach Ankunft in der neuen Welt fort, als weitere Stationen durchläuft man Ellis Island und die Befragung durch einen Einwanderungsbeamten vor Ort...



...bis schließlich in einem Nachbau der Grand Central Station die simulierte Auswanderung und Einreise endet, dem Tor zum kontinentalen Nordamerika. 



Auch wenn der Schwerpunkt der Informationen bei der Ausreise nach Nordamerika gesetzt wurde, erfährt man auch einiges Interessantes über anderer Auswandererziele wie zum Beispiel Südamerika oder Australien. Desweiteren gibt es in einem Anbau noch eine weitere Ausstellung, die sich anhand der Geschichten von Angehörigen verschiedener Nationen mit der Einwanderung nach Deutschland befasst. Die Lösung, dieses über eine nachgebaute Einkaufspassage der frühen 1970er aufzubereiten, halte ich aber nicht für so gelungen wie die Präsentation der Auswandererthematik. 

Wer sich über den Beitrag hinaus noch weiter informieren möchte, kann das hier tun: 


Zum Abschluss habe ich noch einen schönen Kurzfilm gefunden, der das alles noch einmal zusammenfasst:




BONUSTRACK:

http://melusines-welt.blogspot.de/2016/01/deutsches-auswandererhaus-bremerhaven.html


Eine Verbindung zur eigenen Familiengeschichte kann man im Raum für Familienrecherche herstellen. Über die Terminals hat man Zugriff auf zwei große Datenbanken und kann beispielsweise die Daten derjenigen, die über Bremerhaven Europa verlassen haben auf Personen mit dem gleichen Nachnamen abklopfen oder auf solche, die aus dem gleichen Ort stammen wie man selbst. 

Mir ist es nach zwei Anläufen gelungen, die Daten derjenigen aus dem Computer zu kitzeln, die den nordamerikanischen Ast meiner Familie begründet haben. Im September 1933 ist nämlich eine Schwester meiner Großmutter mütterlicherseits zusammen mit ihrem belgischen Ehemann auf der "Bremen" über Bremerhaven nach New York City ausgewandert. Dieser war gelernter Orgelbauer, ein in Nordamerika sehr nachgefragter Beruf, was eine gute Ausgangsposition für den Neustart in den Vereinigten Staaten bedeutete. Nach der Ankunft in der neuen Welt ließen sich die zwei in Waynesboro, einer Kleinstadt im Staat Virginia nieder und gründeten dort eine Familie, die sich im Laufe der Jahre zunächst auf sechs Köpfe vergrößerte. Einer der Cousins meiner Mutter studierte Mitte der 1960er an der Universität in Darmstadt Physik und war bei der Hochzeit meiner Eltern 1966 als Trauzeuge eingespannt. Heute bewegt sich die Zahl der Köpfe dank einiger Ehepartner, Enkel und Urenkel schon lange im zweistelligen Bereich, dafür ist aber die Generation der Auswanderer von 1933 nicht mehr unter den Lebenden. Der bekannteste Spross der dortigen Familie ist John Wetzel, auch ein Cousin meiner Mutter: https://en.wikipedia.org/wiki/John_Wetzel






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