Sonntag, Januar 15, 2017

Beatrice and Rose



Einen kurzen Blick möchte ich auf die junge Dame auf dem Photo oben lenken. Dabei handelt es sich um die amerikanische Künstlerin Beatrice Wood, deren Leben zwar nicht schwerpunktmäßig, aber durchaus auf mehreren Wegen mit der Hudsonmetropole verknüpft war.

Beatrice wurde im März 1893 in San Francisco geboren und zog 1898 mit ihrer Familie nach New York City, wo sie in der Folgezeit aufwuchs. Die Eltern waren wohlhabend und bereisten im frühen 20. Jahrhundert zusammen mit Beatrice mehrfach Europa. Nach ihrem Schulabschluss lebte Beatrice bis zum Beginn des ersten Weltkriegs in Paris, wo sie ab 1912 Kunstgeschichte studierte. 



1914 reiste die Studentin kurz vor Kriegsbeginn in ihre Heimatstadt New York City und kehrte von diesem Heimaturlaub nicht wieder zurück. Stattdessen tauchte sie tief in die heimische Kunstszene in Greenwich Village ein und war zusammen mit dem Künster Marcel Duchamp und dem Schriftsteller Henri-Pierre Roche war als Mitherausgeberin des Kunstmagazins "The Blind Man" eine Schlüsselfigur der New Yorker Dada-Bewegung, was ihr später den Namen "Mama of Dada" einbrachte. 



Später verließ sie New York City und landete nach einer Zwischenstation als Variete-Schauspielerin in Montreal Anfang der 1930er schließlich in Los Angeles, wo sie das Töpfern lernte, um ihren Lebensunterhalt selber zu verdienen und sowohl finanzielle als auch künstlerische Unabhängigkeit zu erhalten. 



In Kalifornien blieb sie dann dauerhaft und ließ sich dauerhaft in Ojai nieder, einer Kleinstadt nordwestlich von Los Angeles, etwa auf der Hälfte zwischen L.A. und Santa Barbara, allerdings nicht direkt an der Küste gelegen.



Anlässlich ihres hundertsten Geburtstags wurde Beatrice mit einem Dokumentarfilm geehrt: "Beatrice Wood: Mama of Dada" aus dem Jahr 1993. 

Das rüstige Geburtstagskind nahm übrigens an der Premierenfeier des Films teil und begrüßte alle Gäste mit Handschlag, darunter auch den amerikanischen Songschreiber Will Jennings, der vor allem im Bereich der Filmmusik tätig ist. 



Drei Jahr später erhielt Will Jennings einen Anruf von seinem ebenfalls im Bereich Filmmusik tätigen James Horner. Dieser bittet ihn, für einen Filmsong einen Text zu schreiben. Auch wenn er der Geschichte des Films zunächst eher skeptisch gegenübersteht, erinnert er sich an Beatrice Wood und ihre Lebensgeschichte und verarbeitet diese in dem Text für den Filmsong.

Zeitzeugen, die die Jahre 1997 und 1998 aktiv erlebt haben, können sich bestimmt noch daran erinnern, dass man diesem extrem erfolgreichen Song kaum entkommen konnte, der damals bis an die Grenze der Übelkeit in den Radios rauf und runtergespielt wurde. Da ich selber auch einen dauerhaften und irreparablen Hörschaden davongetragen habe, verzichte ich darauf, den Titel und die Interpretin zu nennen. 




Auf der Feier rund um die Golden Globes 1998 trafen der Regisseur des Films, James Cameron, und der Songschreiber des Titelsongs, Will Jennings, zusammen und erst hier erfuhr Jennings, dass die Künstlerin Beatrice Wood nicht nur ihn beim Inhalt des Titelsongs inspiriert hatte, sondern auch den Regisseur Cameron, als er die fiktive weibliche Hauptrolle des Films, Rose DeWitt Bukater, schuf. Und hier schließt sich dann der Kreis des echten und des erfundenen Lebenslaufs und der Geschichte von der Töpferin, die einst mittels Dampfschifffahrt zwischen New York City und Europa pendelte, die gegen die sie einengenden Lebensbedingungen in den 1910er-Jahren aufbegehrte und ihren eigenen Weg ging und die man im dem Spielfilm durchaus wiedererkennen kann, wenn man den Hintergrund kennt. 







Beatrice Wood starb kurz nach ihrem 105. Geburtstag im März 1998. 

Danke an das Buch pop-splits (Volume 1 und 2) für die Idee zu diesem Beitrag. Wer an Hintergrundgeschichten von bekannten Songs interessiert ist, sollte mal einen Blick riskieren!



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