Sonntag, August 31, 2014

A. G. Spalding Building, Broadway




Zum Abschluss noch ein eher unbekanntes Gebäude auf einer New Yorker Postkarte aus dem Jahr 1907. Das Gebäude der Spalding Bros ist auf der linken Seite des Fotos zu sehen, am Südbroadway gegenüber vom City Hall Park. 



Mehr über Albert Goodwill Spalding, den Namensgeber, erfährst Du hier:
Wiki dt: http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Goodwill_Spalding
Wiki en: http://en.wikipedia.org/wiki/Albert_Spalding



Nochmal zurück zum Ausgangsfoto von 1907:



In der Sammlung des Museums der Stadt New York habe ich dieses Foto hier gefunden, gegen 1880 entstanden, also gut 25 Jahre zuvor, das ungefähr das gleiche Szenario abbildet:

Adolph Wittemann, Broadway at City Hall, 1880, from the collection of the museum of the city of New York


Es sieht so aus, dass damals noch die "Mutual Life Insurance Company" in dem späteren Spalding Building ansässig war, wie man am linken Bildrand unschwer erkennen kann. Das Gebäude auf der Südwestecke Broadway / Murray Street war die "Importers and Traders Bank".

Wurts Bros Murray Street and Broadway, Importers and Traders Bank, 1907, from the collection of the museum of the city of New York


Anderer Fotograf, gleiches Jahr. Zwischen dem A.G. Spalding Building und der Importers and Traders Bank befand sich das Gebäude von Cook's Tours. Ich gehe mal stark davon aus, dass es sich um eine Niederlassung jener Firma handelt, die heute noch unter "Thomas Cook Reisen" bekannt ist. 
http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Cook_Group

Irving Underhill, Broadway and Murray Street, 1907, from the collection of the museum of the city of New York


Schauen wir nochmal vom Ausgangsfoto aus in die andere Richtung.



Von 1907 geht der Sprung jetzt 13 Jahre in die Zukunft hin zum Jahr 1920:

Arthur Hoskins, Broadway, May 22 1920, from the collection of the museum of the city of New York


Die nördliche Hälfte des Spalding Buildings scheint inzwischen abgerissen worden und durch ein dreistöckiges Gebäude ersetzt worden zu sein, in dem ein Joseph Hilton residiert. Auch im südlichen Gebäudeteil ist nichts mehr von den Gebrüdern Spalding zu erkennen. Dort residieren jetzt "Weber und Heilbroner". 

Irving Underhill, der offenbar im Haus links außen an der Nordwestecke Broadway / Park Place residiert, hat 1925 das nachfolgende Foto geschossen, das in etwa das gleiche Szenario abbildet. Cook's Tours scheinen die einzige verlässliche Größe auf diesem Block zu sein.

Irving Underhill, Broadway Murray to Park Place, 1925, from the collection of the museum of the city of New York


Bis heute hat sich diese Häuserkonstellation aber nicht halten können. Irgendwann nach 1925 kamen die Abrissbagger und ersetzten die sechs Gebäude durch ein neues, das die gesamte Broadway-Front zwischen Park Place und Murray Street einnimmt:

google street view / google maps



New York and the Swastikas - Teil 2



Im vergangenen März habe ich in einem Beitrag mal ein Eisen angerührt, das zumindest hier in Deutschland regelmäßig sehr heiß geschmiedet wird. Zu diesem Thema möchte ich heute wieder zurückkehren: Hakenkreuze in New York. 


Die schlaue Wikipedia sagt zu dem Thema folgendes:

"Die politische Verwendung hakenkreuzförmiger Symbole ist in DeutschlandÖsterreich und weiteren Staaten seit 1945 verboten. Erlaubt ist in Deutschland eine Hakenkreuzdarstellung nach § 86 Abs. 3 StGB nur, wenn sie „der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dient."

Dieser Beitrag gehört in die zum Schluss beschriebene Kategorie: die Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte.



1. Metropolitan Museum of Art



In dem berühmten New Yorker Kunsttempel hängt ein Wandteppich, dessen Bildmotiv von Hakenkreuzornamenten umrahmt ist. Das Original ist um das Jahr 1520 entstanden, die hier fotografierte Reproduktion aus dem Metropolitan Museum of Art wurde im 17. Jahrhundert geschaffen. 




2. Eudora and 19th Century 


Mit einer Fliese aus dem 19. Jahrhundert, präziser aus den 1870ern, scheinen wir es hier zu tun zu haben. 

MINTON TURQUOISE /BLACK TILE WITH GREEK KEY SWASTIKA

MINTON TURQUOISE AND BLACK TILE WITH A GREEK KEY OR SWASTIKA AND STYLIZED BLOSSOMS This six inch square tile has a Greek key or swastika design. C. 1870s. The deep turquoise on black is very dramatic. It is in excellent condition. The tile is marked MINTON HOLLINS & CO, PATENT, STOKE ON TRENT, No. 2


Das Schmuckstück wird an der Adresse 70 East 10th Street in Manhattan gehandelt. Das ist irgendwo hier in dem Gebäude mit der weißen Fassade. 
http://www.trocadero.com/eudora/



google maps



3. American Surety Building


Ja, auch dieser klassische New Yorker Wolkenkratzer aus der ersten Generation, der bis heute erhalten geblieben ist, wurde mit Hakenkreuzen geschmückt. Und das an gar nicht so unauffälliger Stelle. Das "American Surety Building" wurde von 1894 - 1996 an der Adresse 100 Broadway, Ecke Broadway / Pine Street gebaut. 




So fotografiert sieht der Eingangsbereich des American Surety Buildings ziemlich harmlos aus. Mit dem Google Street View taste ich mich mal aus einer anderen Perspektive an das Gebäude heran. Dann kann man die Ornamente besser erkennen, die den Eingangsbereich des ASB an der Innenseite des Türrahmens schmücken. 








Dieses und zahlreiche weitere Gebäude in den USA, die mit Hakenkreuzen geschmückt wurden, findet man auf der nachfolgend verlinkten Seite:
http://www.mallstuffs.com/Blogs/BlogDetails.aspx?BlogId=329&BlogType=Spiritual&Topic=Swastika%20in%20american%20government%20buildings%20and%20historical%20monuments


4. Green Car Sightseeing Service



Dieses vermutlich mehr als hundert Jahre alte Foto eines Fahrzeugs des "Green Car Sight-Seeing Service", der für Gäste des Hotels Bartholdi in New York Stadtrundfahrten durchführte, erscheint erst mal "harmlos". In der Bildbeschreibung wird aber erwähnt, dass die "Green Car Company" das Hakenkreuzsymbol im Logo führte:

New York tour bus c1910
Green Car Sight-Seeing Service
Broadway and 23rd St.
Hotel Bartholdi
New York City


The back of the photo says this is 1926 but this is much older. The Hotel Bartholdi was closed in 1912. The clothing also confirms the picture's age.


The Green Car company's logo was the swastika. At the time it was still recognized as a symbol of good fortune. It can be seen on the sleeve of the driver and very faintly on the side of the vehicle.



Das hat mich dann doch neugierig gemacht. Deshalb bin ich mal auf die Suche nach Fotos des "Green Car Sight-Seeing Service" gegangen. Hier sehen wir ein Exemplar von 1901:



Und wenn man etwas genauer zwischen Broadway 8 und 23rd Street hinsieht, dann erkennt man auch das Firmenlogo. 



Ein weiteres Foto ist 1915 datiert, wurde aber vermutlich eher aufgenommen:



Weitere Bilder der Green Car Sight Seeing-Fahrzeuge kann man hier finden:
http://blog.hemmings.com/index.php/2009/01/06/new-yorks-21-passenger-electric-duallies-of-the-oughts/


Ein interessantes Bild habe ich aber noch bei den Spezialisten für hochauflösende Bilder entdeckt: Shorpy.



Auf der hochauflösenden Aufnahme aus dem Jahr 1901 findet man direkt zwei Hakenkreuze. Zum einen an gewohnter Stelle zwischen Broadway und 23rd Street:



Aber auch die Kappe des Herrn auf dem Fahrzeug hinter dem Fahrer ist gut sichtbar mit einem Hakenkreuz geschmückt. Ich denke, dass der die Fahrgäste mit den notwendigen Informationen bei der Stadtrundfahrt versorgt hat. 




5. Haier Building

https://de.foursquare.com/v/haier-building/4afa046df964a5200d1622e3/photos


Auf der Seite proswastika.org habe ich ein weiteres Beispiel entdeckt. Es handelt sich um das "Haier Building", da man an den Hausnummern 1352-1362 Broadway findet. Es wurde von 1922-24 als "Greenwich Savings Bank Building" gebaut. 



Haier Building heißt das Gebäude erst seit der Jahrtausendwende, als es von "Haier American" erworben wurde. Ein alternativ verwendeter Name für dieses Gebäude ist "Gotham Hall".

Wiki: http://en.wikipedia.org/wiki/Greenwich_Savings_Bank



Die Adresse 1352-62 Broadway befindet sich an der Ecke 36th Street / Broadway, irgendwo auf der Hälfte zwischen Herald Square im Süden und Times Square im Norden. Wir stehen hier auf der gegenüberliegenden Seite des Broadways und blicken entlang des Haier Buildings die 36th Street hinunter in östliche Richtung. 



Um die Hakenkreuze zu finden, muss man sich die Fensterornamente an der 36th Street etwas genauer ansehen: 







6. Town Hall


Noch ein dank proswastika.org entdecktes Fundstück: Die "Town Hall" wurde zwischen 1919 und 1921 an der 123 West 43rd Street gebaut. Hier ein historischer Blick in den Innenraum:




Um die Hakenkreuzornamente zu sehen, muss man sich in das Innere der Halle begeben:



Dort am "Proscenium Arch" sind die Ornamente angebracht:




Wer den Beitrag aufmerksam verfolgt hat, wird festgestellt haben, dass die Hakenkreuzornamente in allen präsentierten Fällen schon (weit) vor den 1930ern angebracht, aufgemalt oder getragen wurden. 




Durch die besondere Bedeutung des Hakenkreuzes in der deutschen Geschichte ist hier in Vergessenheit geraten, dass das Hakenkreuz bzw. die Swastika zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch ein Glückssymbol war, auf einer Ebene mit dem Kleeblatt und dem Hufeisen. Aufgrund dieser Bedeutung als Glücks- und Gesundheitsbringer sowie als Friedenssymbol wurde es einst gerne als Ornament verwendet. 

Ausführlich befasst sich mit dem Thema dieser Wikipediabeitrag in englischer Sprache:


7. Proswastika

Die Seite http://de.proswastika.org/ habe ich jetzt schon einige Male in diesem Beitrag erwähnt. Ob die dort repräsentierte Bewegung von ehrbaren Motiven angetrieben wird, ob es sich um versteckte Rechtsfundamentalisten oder einfach nur um Spinner handelt (Stichwort UFO Group), vermag ich nicht zu sagen oder zu bewerten. Interessant ist aber das Marketing dieser Gruppe. 


So hat man - um auf sich aufmerksam zu machen - schon mal ein Flugzeug mit einem riesigen Werbebanner über die New Yorker Strände von Brighton Beach und Coney Island fliegen lassen. Die dort präsentierte symbolische Gleichung war beleibe nicht unumstritten, wie man hier nachlesen kann: 




An anderer Stelle formen leicht bekleidete Damen (mehrerer Hautfarben?) ein Hakenkreuz.



Laut swastika.org wurde dieses Bild schon einmal als Werbebanner am Times Square in New York präsentiert. Da ich aber sonst keine Bilder oder Videos von der Aktion auftreiben konnte, stellt sich die Frage, ob das wirklich dort gehangen hat oder ob hier ein bisschen gefotoschoppt wurde.



Auf jeden Fall benutzt proswastika.org gerne junge und schöne Menschen, um Werbung für die eigene Sache zu machen, eine seltsame Parallele zu derjenigen Bewegung, die sich ab 1922 das Hakenkreuz auf die Fahne gemalt hat. Was man im folgenden sieht, macht es nicht leichter, die tatsächlichen Motive dieser Bewegung zu durchschauen (Bilder von proswastika.org und rael.org)












Es fällt auf, dass die Rassenlehre der alten Hakenkreuzbenutzer offensichtlich kein Thema ist, die Protagonisten stammen aus aller Herren Länder wie es scheint und sämtliche Hautfarben scheinen im Dienst von proswastika.org unterwegs zu sein, wie zum Beispiel in Miami, Los Angeles und Las Vegas. 

Aber auch in Burkina Faso wurden Aktivitäten dokumentiert: 




Mehr zum Thema:
http://www.theguardian.com/world/shortcuts/2013/aug/11/ufo-religion-raelians-reclaim-swastika
http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4416765,00.html
http://www.independent.co.uk/news/weird-news/proswastika-group-flies-offensive-symbol-over-new-york-in-bid-to-change-its-meaning-9607247.html


8. Gabriel Diaz




Zum Abschluss besuchen wir die Gegenwart von New York. Dort ist in diesem Jahr der 26-jährige Taxifahrer Gabriel Diaz aus der Dominikanischen Republik aufgefallen. Weil er beim Taxifahren Anfang Mai dieses Jahres eine Hakenkreuzbinde getragen hat.
http://nypost.com/2014/05/16/nazi-taxi-driver-who-wore-swastika-suspended/
http://nymag.com/daily/intelligencer/2014/05/swastika-wearing-cabbie-doesnt-hate-jews.html




Und die Moral von der Geschicht: auch eine multikulturelle Gesellschaft hat offenbar Nischen für Menschen mit brauner Gesinnung.