Sonntag, März 26, 2017

Forty Second Street - Part 2

42nd Street, ca 1912, from the collection of the museum of the city of New York


Nachdem seit dem ersten Teil von "Forty Second Street" schon fast wieder ein Monat ins Land gezogen ist, scheint es an der Zeit, den nächsten Teil hinzuzufügen.

Für die, die Teil 1 nicht mehr auf dem Schirm haben:
http://nygeschichte.blogspot.de/2017/02/forty-second-street-part-1.html

Ansonsten will ich dieses Mal nicht lange schnacken, sondern direkt wieder in die bunte Vergangenheit der zweiundvierzigsten Straße in Manhattan abtauchen.

Byron Company, Broadway and 42nd Street, 1909, from the collection of the museum of the city of New York


Zum Einstieg etwas einigermaßen Vertrautes: der ganz frühe Times Square im Jahr 1909, vom Süden her gesehen, mit hoher Wahrscheinlich vom Times Building aus fotografiert. Das langezogene X, wo sich Seventh Avenue und Broadway kreuzen, sieht man rechts. Der größte Teil des Bildes wird vom Hotel Astor eingenommen, das von 1904 bis 1967 an der Westseite des Times Squares auf Höhe der 44th Street stand.


Die Photographie ermöglicht auch einen schönen Blick auf den Dachgarten des Hotels, der zum Zeitpunkt der Aufnahme zumindest im vom Times Square abgewandten Teil ganz gut besucht gewesen zu sein scheint. Vielleicht gab es zu diesem Zeitpunkt auch irgendetwas interessantes auf dem Hudson River zu sehen, zu dem man vom Hotel aus als Aussichtspunkt sicherlich gut hinüberblicken konnte, vielleicht die Ankunft eines bekannten Schiffes. 







Die interessante Tradition der Rooftop Gardens hat sich in New York ja bis in die Gegenwart gehalten. Besonders viele dieser Exemplare hat man im frühen 20. Jahrhundert am Broadway und im Umfeld des Times Squares gefunden. 

Von der nachfolgenden Aufnahme, die von der 42nd aus den Broadway hoch in nördliche Richtung aufgenommen wurde und auf der man das Hotel Astor im Hintergrund sieht, ist der Entstehungszeitraum leider nicht bekannt, wegen der Anwesenheit des Hotels Astor ist sie aber wahrscheinlich nach 1903 entstanden. 

Broadway and 42nd Street, from the collection of the museum of the city of New York


Ich vermute, dass sie während des Baus der ersten New Yorker U-Bahn-Linie (IRT) entstand, die auch über die 42nd Street und den Times Square verlief. Das würde die nicht unerhebliche Baustellenpräsenz auf dem Broadway erklären, die man hier sieht. 

Wenn man zu jener Zeit statt den Times Square hinauf in die 42nd Street (westliche Richtung) hineinblickte, bot sich dieses Bild: 

Byron Company, New Amsterdam Theatre, 42nd Street, 1903, from the collection of the museum of the city of New York


Dass in der 42nd Street mal Fliesen verkauft wurden (Wood Mantels Tiles) oder sogar ein Gotteshaus stand, kann man sich angesichts der weiteren Entwicklung gerade dieses Straßenabschnitts heute kaum noch vorstellen, die Aufnahme ist andererseits aber auch schon 114 Jahre alt. 

Über das New Amsterdam Theatre, das man im Bildmittelpunkt findet, habe ich vor über drei Jahren mal recht ausführlich geschrieben: 

Diese Nachtaufnahme der 42nd Street von 1919 war damals noch nicht verfügbar, deshalb möchte ich sie ergänzen. Wie man sieht, ist die Kirche in den 16 Jahren seit der Aufnahme oben bereits verschwunden und durch ein Hochhaus ersetzt worden. 



Die hier festgehaltene Erscheinungsform der 42nd Street im Times Square-Umfeld mit üppiger Neonbeleuchtung hat sich im Prinzip bis heute gehalten, wenn sich auch die thematischen Schwerpunkte im Laufe der Zeit immer mal wieder verlagert haben. 

Links oben sieht man ganz hoch auf dem New Amsterdam Theatre noch eine Werbung für Ziegfeld Frolic, eine exklusive Tanzdarbietung im Dachgarten des Theaters. Und dort trat während des Ersten Weltkriegs Olive Thomas als Tänzerin auf, die 1920 auf tragische Weise ums Leben kam und bis zum heutigen Tag im New Amsterdam Theatre spuken soll. 



Wir bleiben noch mal kurz im Umfeld von 42nd Street und Times Square, springen aber in der Zeit weit nach vorne bis zum Beginn der 1980er, als diese Gegend unter dem Namen "The Deuce" bekannt und so etwas wie die Reeperbahn von Manhattan war. Dort entstanden die zwei nachfolgenden Aufnahmen des Starfotografen Andreas Feininger, der präzise festgehalten hat, mit was für Artefakten zu jener Zeit am Times Square gehandelt wurde. 


Andreas Feininger, West 42nd Street, 1981, from the collection of the museum of the city of New York


Verlassen wir nun den Times Square und die frühen 1980er und springen zurück in die späten 1930er, als zwischen Broadway und 6th Avenue an der Südseite der 42nd Street ein Hochhaus aufgenommen wurde.

Byron Company, Bush Terminal Building, 130 West 42nd Street, 1938, from the collection of the museum of the city of New York


Eine großartige Aufnahme oder?  Es geht hier um das Bush Terminal Building an der Hausnummer 130 West 42nd Street, das 1938 in das Zentrum der Aufnahme gerückt, aber schon von 1916 bis 1918 gebaut wurde. 


Die hinter den Kulissen des Blogs für den Schreiber verfügbare Suchmaschine hat mir verraten, dass ich über das Bush Terminal Building bisher noch nichts geschrieben habe. Deshalb erlaube ich mir mal einen kleinen Exkurs, der andererseits ja an der 42nd Street und damit beim Thema bleibt. 

Vernon Howe Bailey, Bush Tower under Construction form 5th Avenue and 42nd Street, 
1917, from the collection of the museum of the city of New York

Auf der Zeichnung oben sieht man das Bush Terminal Building während der Bauphase im Jahr 1917. Der Zeichner Vernon Howe Baily scheint auch am fertigen Hochhaus seinen Spaß gehabt zu haben, denn 1924 hat er es noch dreimal von unterschiedlichen Standorten aus gezeichnet. 

Vernon Howe Bailey, Bush Tower from Broadway and 40th Street, 1924 from the collection of the museum of the city of New York


Vernon Howe Bailey, Bush Tower from 6th Avenue and 48th Street, 1924, from the collection of the museum of the city of New York


Vernon Howe Bailey, Bush Tower from West 40th Street over Bryant Park, 1924, from the collection of the museum of the city of New York


Aber es gibt natürlich nicht nur Zeichnungen, sondern auch Photographien vom historischen Bush Terminal Building. Wie zum Beispiel diese zwei Postkarten: 

Success Postal Card Co, The Bush Terminal Sales Building, ca 1915, from the collection of the museum of the city of New York


Haberman's, The Bush Terminal Sales Building, 1920s, from the collection of the museum of the city of New York


Diese Aufnahme ähnelt dem Ausgangsfoto, ist aber bereits 1920 aufgenommen worden, also 18 Jahre vor dem anderen, welches ich noch mal zum Vergleich darunter setze. 

Byron Company, Bush Terminal Building, from the collection of the museum of the city of New York



Bereits auf dem 1938er-Foto war mir das kleine Gebäude mit dem Uhrenturm zwei Häuser links neben dem Bush Terminal Building aufgefallen. Auf dem 1920er-Foto ist es noch etwas besser zu erkennen. 



Wunderschön oder? Da das Bild in der Sammlung in hoher Auflösung hinterlegt ist, lohnt sich auch hier, noch näher heranzugehen: 









Hier nochmal eine Vergrößerung aus der Aufnahme von 1938:



Leider habe ich auf die Schnelle nicht mehr über das Uhrenturmgebäude herausfinden können. Aber vielleicht begegnet es uns ja später auf der Reise nochmal. Eins kann ich aber sagen: im Gegensatz zum Bush Terminal Building ist das kleine Uhrenturmgebäude nicht mehr existent.

google street view


Diese Fotografien neueren unbekannten Datums verraten zumindest, dass vor dem Glaskasten auch schon eine Ersatzbebauung gestanden hat und nicht mehr das Uhrenturmgebäude:




Gehen wir mal weiter zu einem anderen Blickfang. Auf der 1920er-Aufnahme (und auch auf der 1938er) fällt am rechten Rand ein großzügig ausgestattetes Hochhaus auf. 



Man sieht auf dem Dach eine noch nicht angeschaltete Leuchtreklame mit dem Namen des Gebäudes, mal schauen, ob ich die noch näher heranbekomme....



... na bitte, wenn das mal nicht das HOTEL KNICKERBOCKER ist. Mal schauen, ob das passt...



Passt, würde ich sagen und steht heute noch. 



Das Knickerbocker wurde 1906 eröffnet und blickt auch schon auf eine 110jährige Geschichte zurück. 

Hier haben wir noch zwei historische Aufnahmen vom Bush Terminal Building, bei denen der Photograph seinen Standort am Bryant Park hatte. 


 John Wallace Gillies, View of Bryant Park and Bush Tower, from the collection of the museum of the city of New York


Und noch ein alternativer Blick auf die historische 42nd Street rund um den Bush Tower, aufgenommen in den 1930ern:

http://vintagemanhattanskyline.tumblr.com/page/18


Das Bush Terminal Building - auch Bush Tower genannt - steht bis in die Gegenwart an der 42nd Street und wird demnächst seinen 100. Geburtstag feiern. 



Die Spitze des Gebäudes kann man hier quasi "aus der Nähe" bewundern:



Sehr viele Gebäudeklassiker sind in der direkten Umgebung wohl nicht stehen geblieben, man gewinnt den Eindruck, dass dieser Bereich vor allem von Glaspalästen geprägt ist. 



Einen Blick in das Innere möchte ich nicht vorenthalten, es geht per Video in das 20. und das 22. Stockwerk des 29 Stockwerke hohen Gebäudes. Leider kann man die Videos nicht einbetten, deshalb folgen hier die Links: 




Ich könnte noch ein zwei Stunden weitermachen, aber leider drängt die Zeit, in einer halben Stunde bin ich zum Essen eingeladen. Deshalb schließe ich diese Folge mit den nachfolgenden zwei Photos des Croton Reservoirs, das wir auch schon in der ersten Folge kennengelernt haben und die ich bisher noch nicht kannte. Heute steht an dieser Stelle die New York Public Library, an der Kreuzung 42nd Street / Fifth Avenue. 



Da das Croton Reservoir bereits 1899 abgerissen wurde, sollte man davon ausgehen, dass die Photographien in den Jahr(zehnt)en davor entstanden sind. 











- F O R T S E T Z U N G   F O L G T -


P.S. Auf die Antworten zu den Rätseln in der ersten Folge wollte ich eigentlich auch noch hier eingehen, aber dazu fehlt wie gesagt die Zeit. Dann eben beim nächsten Mal...

Sonntag, März 19, 2017

Steubenhöft



Das hier ist das erste Mitbringsel aus meinem unlängst geendeten Urlaub in Cuxhaven. Als ich dorthin gefahren bin, war mir noch nicht klar, dass es eine bedeutende Verbindung zwischen Cuxhaven und New York City gibt. Und die heißt Steubenhöft. 

Steuben kommt natürlich von General Friedrich Wilhelm von Steuben, zu dessen Ehren die New Yorker noch jedes Jahr die Steubenparade durch ihre Straßenschluchten ziehen lassen. Und Höft ist wohl ein altertümliches norddeutsches Wort für Halbinsel. 

google maps

Für alle Feinde der Erdkunde und Orientierungswunder hier die Position von Cuxhaven auf der Karte, nämlich am äußersten Südrand der Elbemündung.



Der rote Pfeil weist bereits auf die Halbinsel Steubenhöft und da, wo oben Kugelbake steht, befindet sich der nördlichste Punkt des Bundeslandes Niedersachsen.



Und hier haben wir Steubenhöft in seiner ganzen gegenwärtigen Pracht. Wer heute einen Flughafen betritt, um die Vereinigten Staaten zu fliegen, wird diese undefinierbare Kribbeln kennen, das einen befällt, wenn man davor ist, den heimischen Kontinent zu verlassen und die Ferne zu verreisen. 

Und ein ähnliches Gefühl hat früher sicherlich auch von den Menschen Besitz ergriffen, die auf dieser Halbinsel angekommen sind, um dann genau das Gleiche zu machen: den heimischen Kontinent verlassen, häufig für immer. 

Denn Cuxhaven war einst ein Auswandererhafen, über den 5,5 Millionen Menschen Europa verlassen haben, viele davon in Richtung New York City und Steubenhöft der Kai, an dem die großen Pötte anlegten, die die Menschen in die Neue Welt brachten. 



Ursprünglich sind die Menschen natürlich von der großen Stadt an der Elbe, Hamburg, ausgewandert. Doch irgendwann wurden aus den Segelschiffen Dampfschiffe und aus den Dampfschiffen große Passagierdampfer und das wurde wohl irgendwann zu schwierig, diese Teile noch in den Hamburger Hafen zu manövrieren. 

Doch da gab es ja noch Cuxhaven und Cuxhaven war nicht immer eine eigenständige Stadt, so wie heute, sondern bis 1937 ein Stadtteil von Hamburg. Und deshalb fiel es den Hamburgern nicht sonderlich schwer, ihr Problem mit den großen Pötten im Hafen zu lösen, die legten einfach zukünftig im Stadtteilhafen an der Elbemündung an. 



Die Hapag-Hallen waren bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden, um Passagierschiffe angemessen abfertigen zu können und diese Anlage wurde dann ab 1911 um einen Anleger erweitert, an dem die riesigen Schiffe der transatlantischen Linien anlegen konnten.



Und der transatlantische Verkehr an der voll ausgebauten Anlage von Steubenhöft begann am 11.03.1914, als sich die "Imperator" auf den Weg nach New York City machte. 



Tatsächlich hatte der Schiffverkehr der Hapag zwischen Cuxhaven und New York aber bereits im Jahr 1889 mit der Ankunft der "Hammonia" aus New York begonnen.






Der Dampfer Resolute, etwa im Jahr 1924:




Hier sehen wir den Anleger in den 1950ern, als der Transatlantikverkehr sich langsam von den Schiffen auf die Flugzeuge zu verlagern begann. Beide Bilder zeigen die Hanseatic. 




Anfang der 1970er wurde der Linienverkehr nach Übersee eingestellt. Die Anlage wird aber bis in die Gegenwart weitergenutzt für Kreuzfahrtschiffe und Fährschiffe.


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