Donnerstag, Mai 30, 2013

Lower Manhattan 1933



Bei Shorpy wurde wieder eine schöne alte Schwarz-Weiß-Aufnahme des klassischen New Yorks veröffentlicht. Hier gibt es die Photographie in voller Pracht zu bestaunen:
http://www.shorpy.com/node/15381?size=_original#caption

Der Photograph, der das Bild komponierte, war Samuel H. Gottscho. Leider kann man das Singer Building hier nur als unauffällige Silhouette sehen, die Sicht wird von jenem Wolkenkratzer mit dem Namen 70 Pine Street verdeckt. Das ist jenes Gebäude, das quasi als Markenzeichen auf jeder Seite dieses Blogs ganz links oben die Sidebar einleitet.


Mittwoch, Mai 29, 2013

All in the Family


Das wird mir zwar jetzt keiner glauben, dass dieser Beitrag nicht durch aktuelle Ereignisse motiviert ist, tatsächlich bin ich aber am vorletzten Wochenende auf Material gestoßen, was ich eigentlich auch schon vor zwei Wochen zu einem Beitrag verarbeiten wollte. Ich fange mal so an, wie ich eigentlich anfangen wollte.



Diese Fernsehfamilie wird wahrscheinlich ein Großteil der Blogleser kennen, es handelt sich natürlich um die Tetzlaffs aus dem Ruhrgebiet, die ab Januar 1973 quasi Pioniere der Situationskomödie im deutschsprachigen Fernsehen waren. Es hatte zwar vorher schon abgefilmte Theatervorstellungen gegeben, aber wohl keine ausschließlich für das Fernsehen produzierte und vor Livepublikum aufgezeichnete Komödien.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Herz_und_eine_Seele




Obwohl die Serie durch Ausstattung und Schauspieler eigentlich einen urdeutschen Eindruck hinterlässt, so stammte diese Idee jedoch nicht aus der jungen Bundesrepublik, sondern aus Großbritannien. Dort war 1965 eine Serie namens "Till Death Us Do Part" (Bis das der Tod uns scheidet) gestartet, die beim englischen Publikum sehr beliebt war und von der in verschiedenen Ländern Ableger produziert wurden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Till_Death_Us_Do_Part


Hier eine noch aus der Urserie erhaltene Weihnachtsfolge, die 1972 ausgestrahlt wurde.






Glaubt man der deutschsprachigen Wikipedia, so war "Ein Herz und eine Seele" aber nicht in direkter Linie auf "Till Death Us Do Part" zurückzuführen, sondern auf den amerikanischen Ableger der britischen Urserie.




Und da kommen wir dann endlich zu dem Rechtfertigungsgrund, der es zulässt, dass in diesem Blog über die Geschichte von New York City auch "Ein Herz und eine Seele" Erwähnung finden darf. Denn "All in the Family", gestartet im Januar 1971, zeigte das Leben einer Familie im New Yorker Stadtteil Queens.
http://de.wikipedia.org/wiki/All_in_the_Family


Allerdings handelt es sich bei dem, was man auf dem Fernsehschirm sah, leider nicht wirklich um New York. Tatsächlich wurde die Serie im Studio 41 der CBS Television City am Beverly Boulevard in Los Angeles produziert, wie man dieser hochinteressanten Seite entnehmen kann:
http://www.retroweb.com/tv_studios_and_ranches.html


Schauen wir auch mal in diese Serie hinein, ebenfalls das Jahr 1972, die Folge heißt "No Smoking":






Und jetzt kommen wir zurück in die Gegenwart. Am vergangenen Wochenende musste man leider lesen, dass Hildegard Krekel verstorben ist.



In Erinnerung an Hilde Krekel schließe ich den Beitrag mit einer lange verschollenen Folge von "Ein Herz und eine Seele", deren Wiederentdeckung selbst eine spannende Geschichte darstellt: die Farbversion von "Der Sittenstrolch", ausgestrahlt im November 1974.
http://www.digital-movie.de/dvd-news/newsinfo.asp?ArtNr=9476





Sonntag, Mai 26, 2013

Dynamite Explosion above Subway Station (1915)


 Street in ruins after a dynamite explosion above the 7th  Avenue subway station between 23rd and 25th Street, 1915,
from the collection of the museum of the city of New York


Bei den Recherchen zum Utah House bin ich auf ein historisches Unglück gestoßen, das sich 1915 im Umfeld und beim Bau der U-Bahn-Station an der 7th Avenue zwischen der 23rd und der 25th Street ereignete.
 
Street in ruins after a dynamite explosion above the 7th Avenue subway station between 23rd and 25th Street, 1915,
from the collection of the museum of the city of New York
 
 
Street in ruins after a dynamite explosion above the 7th Avenue subway station between 23rd and 25th Street, 1915,
from the collection of the museum of the city of New York
 
 
New York subway cave-in September 22 1915, from the collection of the museum of the city of New York


Subway cave-in after a dynamite explosion above the 7th Avenue subway station between 23rd and 25th Street, 1915,
from the collection of the museum of the city of New York
 
 
Was war passiert? Am 22. September 1915 verursachte eine Dynamitexplosion in einem Tunnel unterhalb der 7th Avenue zwischen der 23rd Street und der 25th Street einen Einbruch des unterirdischen Gewölbes. Eine Straßenbahn stürzte in das Loch, das sich beim Kollaps des Tunnels auftat. Bei dem Unglück wurden 7 Personen getötet und fast 100 verletzt. Es ereignete sich während Erweiterungsarbeiten an der U-Bahn.
Bild NYPL
 
 
 
Weitere Bilder vom Unglück findet man im Flickr-Set des Fire Departments of New York (FDNY).
 
 



 
 
Auch die GenDisasters berichten über das Unglück:
 
Bei dem Straßeneinbruch verschwand ein Bürgersteig über die volle Länge eines Straßenblocks in dem Loch, zusammen mit einem vollbesetzten Straßenbahnwaggon, einem schweren LKW und zahlreichen Fußgängern. Die Arbeiter, die die Ausschachtungsarbeiten zur Erweiterung der U-Bahn unter der Straße durchführten, wurden unter Tonnen von Trümmern begraben. 78 Personen, darunter viele Frauen und Mädchen, befanden sich in dem Straßenbahnwagen, der ungefähr 10 Meter in die Tiefe stürzte und von nachrutschendem Geröll, Betonplatten, schweren Balken und Erde teilweise verschüttet wurde. Bei der Explosion war ein schwerer Fels von unten gegen die Straßenkonstruktion geflogen und hatte diese durchschlagen und durch die Wucht zum Einsturz gebracht. Während des Unglücks hielten sich zwischen 70 und 80 Arbeiter in der Baustelle auf. Die Verschütteten und Hinabgestürzten wurden zusätzlich durch den Umstand bedroht, dass bei der Explosion sowohl Gas- als auch Wasserleitungen beschädigt worden waren, deren Inhalt in das entstandene Loch strömten. Durch promptes Handeln von städtischen Bediensteten konnten diese beiden Lecks aber zeitnah verschlossen werden, so dass diese Gefahr für die mehr als 100 Verunglückten gebannt wurde.
 
 

Utah House


(Google Street View)


Ich komme nochmal auf einen Beitrag bei Ephemeral New York zurück, dieses Mal einer, der sich mit einem historischen Gebäude an der Kreuzung 8th Avenue / 25th Street befasst. Das sieht man dem Gebäude in der Bildmitte gar nicht direkt an, aber dort, wo sich 2011 noch "Kyung's GOURMET FOODS" im Erdgeschoss befanden, blicken vermutlich schon 160 Jahre auf einen herab.
 
 
 
 
Und hier setzt der Beitrag bei Ephemeral New York ein, denn die Gourmet Foods sind Geschichte und der Bau wird wohl gerade renoviert.
 
 
 
Und als man die Markise abgenommen hat und den modernen Fassadenklimbim, da ist eine historische Beschriftung zum Vorschein gekommen und noch erhaltene Pfeiler von dem ursprünglichen Bauwerk, die wahrscheinlich lange Jahre verschwunden waren. Faszinierend oder?
 
 
 
Laut Ephemeral NY handelt es sich bei dem Utah House um ein ehemaliges Hotel, wahrscheinlich in den 1850ern erbaut, das als Durchführungsort für politische Versammlungen und Handelskonferenzen genutzt wurde.
 
Es gibt eine historische Abbildung des Utah Houses aus dem Jahr 1871, die während der sogenannten "Orange Riots" entstanden ist, gewaltätige Auseinandersetzungen zwischen irischen Katholiken und irischen Protestanten in New York am 12. Juli 1871, in die auch die New Yorker Polizei und die Nationalgarde involviert waren und nach denen mehr als 60 Tote zu beklagen waren.
 
 
 
 
 
Ok, wegen der engen Manövriermöglichkeiten beim Street View konnte ich die Perspektive nicht ganz nachahmen, aber ich finde es erstaunlich, wieviele Häuser möglicherweise die mehr als 140 Jahre seit den Riots überdauert haben könnten.
 
Hier noch ein alternativer Blick an der gleichen Kreuzung, dieses Mal ohne das Utah House, aber wieder mit dem Appel's Hotel, Blick in südliche Richtung die 8th Avenue hinab. Es ist nicht zu übersehen, dass damals mächtig was los war.
 
 
 
 
 
Im Stadtatlas von Bromley aus dem Jahr 1879 hat das Gebäude keinen besonderen Eindruck hinterlassen, lediglich die Hausnummer 300 Eigth Avenue ist notiert. Auf dem zweiten historischen Bild sieht man im Hintergrund rechts ein markantes Gebäude. Dabei dürfte es sich um die "Grand Opera" handeln, die in der Karte zwei Blocks weiter südlich eingezeichnet ist.
 
 



 
 
Im 1891er Stadtatlas von Bromley wird es noch schwieriger, weil sich die Ansicht dieser Kreuzung auf drei Karten verteilt, von denen ich jetzt nur zwei zeige, die Südansicht mit der "Grand Opera" und die Nordostansicht, auf der an der Hausnummer 300 8th Ave wiederum nichts Aufregendes zu finden ist.
 

 
 
Eine Suche mit NYCityMap ergab, dass man dort die Entstehungszeit des Hauses Nummer 300 in den 1920ern vermutet (estimated), was definitiv nicht zutrifft.
 
Der Macher der NY Songlines hat die oben gezeigten Abbildungen auch schon gesehen, wie man hier feststellen kann:
 
 
 
 
Damit hören die Spuren aber noch nicht auf. Wie man in der NYPL Digital Gallery feststellen kann, war das Gebäude Nummer 300 8th Ave im Jahr 1938 fest in griechischer Hand:
 
 


 
 
Auf ein Foto des "Miners 8th Avenue Theatre", das man vier Gebäude weiter nördlich vom Utah House auf der 1891er-Karte finden konnte, bin ich auch noch gestoßen, die Aufnahme ist auf 1910 datiert.
 

 
 
 
Der Blog "Jeremiah's Vanishing New York" berichtete im letzten Jahr über das bevorstehende Ende von Kyung's Gourmet Food. Offenbar plant die Einzelhandelskette 7-Eleven dort mit einer Filiale einzuziehen.


Nachtrag:

Ich habe noch ein wenig Material im Archiv der New York Times gefunden. Die älteste Erwähnung dort stammt vom 15. September 1854, als die Whig Party eine Bezirksversammlung im Utah House abhielt.
http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=F10810F73E5C1B7B93C7A81782D85F408584F9



Am 23. Juni 1855 trafen sich die Alkoholhändler im Utah House:
http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=F30D1EFE3D55167493C1AB178DD85F418584F9



Und wieder die schon lange aus der amerikanischen Politiklandschaft verschwundene Whig-Partei, dieses Mal ein Bericht über eine Versammlung in der Ausgabe der New York Times vom 03. Oktober 1855:
http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=FA0811FC3D55167493C1A9178BD95F418584F9


 
Einen Tag nach den Orange Riots von 1871 findet man das Utah House auch in der Berichterstattung der New York Times, demnach haben die Kugeln der Musketen Spuren in der Fassade hinterlassen.
http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=F30A16F63B5A1B7493C1A8178CD85F458784F9



Weitere Berichterstattung über Versammlungen und Treffen ziehen sich weiter bis 1910. 1896 wurde ein Verdächtiger von einem Polizisten beim Utah House erschossen, als er sich der Verhaftung widersetzte. (Nachtrag Ende)
http://query.nytimes.com/search/sitesearch/#/%22Utah+House%22/since1851/allresults/3/allauthors/oldest/



 
Zwei Dinge noch, bevor der Beitrag schließt.
 
Nummer 1: Ephemeral New York hat sich noch ein weiteres Mal mit den Orange Riots befasst. Hier ist der Link zu dem Beitrag:
 
 
Nummer 2: Als ich den Street View vom Block, an dem das einstige Utah House steht, gesehen habe, kam mir das irgendwie bekannt vor. Und tatsächlich, im Oktober 2011 habe ich einen der persönlichsten Beiträge im Blog verfasst, in dem dieser Block auch kurz Thema war. Und da bin ich im September 2010 bei meinem letzten New York-Besuch wohl auch persönlich vorbeimarschiert.
 
 
 

The Warriors - Locations




Scout von Scouting NY hat mal wieder ganze Arbeit geleistet und ist minutiös auf Schauplatzsuche zu Walter Hills Film "The Warriors" von 1979 gegangen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Warriors

Den ersten und den zweiten Teil findest Du hier:
http://www.scoutingny.com/?p=6629
http://www.scoutingny.com/?p=6633

Ein dritter Teil wird in Kürze folgen. Warten hat sich gelohnt. Hier ist Teil 3 und noch eine Karte mit allen Drehorten:
http://www.scoutingny.com/?p=6667
http://www.scoutingny.com/?p=6679


Die erste Überquerung der Brooklyn Bridge


Die erste Überquerung des East Rivers, bei der auf das Bauwerk "Brooklyn Bridge" zurückgegriffen wurde, fand nicht etwa vor ziemlich genau 130 Jahren am 24. Mai 1883 statt, dem Tag der Brückeneröffnung. Der Macher von "Ephemeral New York" hat einen interessanten Beitrag veröffentlicht, der stattdessen den 25. August 1876 ausmacht.
 

 
 
Damals nutzte E.F. Farrington, der "Master Mechanic" oder "Chief Carpenter" beim Brückenbau, eine an einem Seil befestigte Schaukel, um mit einer Art primitiver Seilbahn in 22 Minuten die Distanz zwischen den beiden Pfeilern der Brücke zu überwinden und so von Brooklyn nach New York zu gelangen.
 
 
 
 
Von dieser Überquerung sind noch zwei weitere Abbildungen zu finden:
 

 
 
Allerdings war dieses Verfahren ziemlich mühsam und es konnte immer nur einer queren. Wahrscheinlich war man mit einer Fähre mindestens genauso schnell auf der anderen Seite und vermutlich noch sicherer.
 
Später dann wurde die Seilbahn zwischen den Türmen durch einen (auch nicht gerade vertrauenserweckenden) hölzernen Steg ersetzt, der das Queren von Brooklyn nach New York erleichterte. Laut nachfolgender Quelle waren viele der damaligen Brückenbauer ehemalige Seeleute, die einen solchen Steg wahrscheinlich nicht als Belastung, sondern als Luxus empfunden haben.
 
 
 
 
Man beachte auch den eindrucksvollen Blick auf das damalige Lower Manhattan. Auch wenn die Auflösung nicht optimal ist, gehen wir noch mal ein Stück näher dran:
 
 
 
Ich hinterlasse hier mal meine Vermutungen zur Bebauung, wer nicht einverstanden ist oder noch was zu ergänzen hat, hinterlasse bitte einen Kommentar.
 
1 = Trinity Church; 2 = Equitable Building; 3 = 140 Broadway; 4 = Gilsey Building; 5 = Western Union Building; 6 = St. Paul's Chapel; 7 = Evening Post Building; 8 = City Hall Post Office; 9 = Tribune Building
 
 
 
 
 
 


Seymour Stein




Einen ganz kurzen Beitrag widme ich diesem Herrn, der 1942 (schon wieder 1942!) in Brooklyn geboren wurde und der seine Karriere in der Schallplattenindustrie machte. Obwohl er sonst eher im alternativen Bereich tätig war, so ist seine bedeutendste Entdeckung dann doch eine Göttin des Mainstreams gewesen: Madonna Louise Ciccone.
 
Über Seymour Stein:
 
über das erste Madonna-Album, das von Seymour Steins Sire Records 1982 veröffentlicht wurde (unten in der Liste, "Debutalbum von Madonna"):
 
 
 
Das nachfolgende Bild aus dem Jahr 1977 finde ich musikalhistorisch auch hochinteressant, da sieht man die Ramones und Elton John auf einem Bild. Bemerkenswert.
 
 
 
Bei der Dame rechts neben Elton John handelt es sich um Linda Stein, die Exfrau von Seymour Stein und damalige Managerin der Ramones. Sie starb 2007 in ihrem Apartment in Manhattan, die Umstände ihres Todes sind nicht unkompliziert:
 
 
 
 
Und hier haben wir noch den Grund, wie ich erst darauf gekommen bin: durch den Song "Seymour Stein" von der schottischen Band "Belle and Sebastian", veröffentlicht auf dem Album "The Boy with the Arab Strap" aus dem Jahr 1998.