Dienstag, Juli 31, 2007

Dreamland Fire

Kapitel 79
Die Existenz von Coney Island war mir lange Zeit nicht wirklich bewusst, bis ich vor ungefähr 10 Jahren zufällig eine Dokumentation über die große und längst vergangene Zeit der legendären Ur-Freizeitparks auf Bayern 3 gesehen habe, die mich kalt erwischt, tief berührt und mit großen staunenden Augen vor dem Fernseher hinterlassen hat.

Einige Eindrücke, die ich bis heute nicht mehr losgeworden bin, habe ich bereits in früheren Kapiteln abgearbeitet, so z.B. die Geschichte von Topsy, dem mit elektrischem Strom hingerichteten Elefanten oder auch die überwältigende Schönheit des Luna Parks bei Nacht. Einem weiteren nicht vergessenen Eindruck möchte ich dieses Kapitel widmen.

In der ersten Jahreshälfte des Kalenderjahres 1911 ereigneten sich zwei große Brände auf dem Stadtgebiet von New York City. Bis heute unvergessen ist der Brand vom 25.03.1911, der als "Triangle Shirtwaist Factory Fire" (TSFF) in die Geschichte einging. Sicherlich ist der Nachhall hier durch die gesellschaftspolitische Brisanz mitverursacht, gilt der Fall doch als ein Parade-Negativbeispiel für den rücksichtslosen Umgang der damaligen Unternehmer mit ihren Beschäftigten. Diesem tragischen Ereignis werde ich später noch ein oder mehrere Kapitel widmen.

Nicht so bekannt ist dagegen die Geschichte vom "Dreamland Fire". Der 1904 eröffnete und damals wohl größte Freizeitpark auf Coney Island namens Dreamland fiel nur zwei Monate nach dem TSFF am Freitag, dem 26.05.1911 einem weiteren Großbrand zum Opfer. Diese Geschichte hat mich aber - aus welchen Gründen auch immer - so berührt, dass ich mir einmal mehr die Mühe machen werde, einen umfangreicheren englischen Originaltext zu übersetzen. Dieser wurde von Jeffrey Stanton 1997 verfasst und kann über den Link am Ende des Textes eingesehen werden:


"Arbeiter im Dreamland Park waren am Freitag, dem 26. Mai 1911 damit beschäftigt, die letzten Verrichtungen abzuschließen, damit der Vergnügungspark bereit wurde für die am nächsten Tag vorgesehene (Wieder)Eröffnung zum "Memorial Day"-Wochenende. Falls das milde Wetter sich halten würde, versprach es, die bis dahin beste Sommer-Saison auf Coney Island zu werden. Dieses war allerdings eine optimistische Prognose, weil zum ersten Mal in den letzten 25 Jahren die Situation eintrat, dass die Attraktionen der Vergnügungsparks die Menschenmassen ohne die Unterstützung der drei (Pferde)Rennbahnen anziehen mussten. Reformer in Albany hatten durchsetzen können, dass strenge Gesetze gegen Glücksspiele an Rennbahnen verabschiedet wurden und nach einem zweijährigem (Überlebens)Kampf waren die Rennbahnen auf Coney Island mit Abschluss der vorausgegangenen Saison geschlossen worden. Die Attraktionen in Coney Islands Vergnügungsparks hatten stets davon profitiert, dass die Besucher der Rennbahnen sich häufig im Anschluss an die Pferderennen am Abend noch einen Besuch in den Vergnügungsparks gönnten.

Die Besitzer des Dreamland-Parks hatten $60,000 investiert, um ihren Park umzubauen und neu zu dekorieren, natürlich in der Hoffnung, die Attraktivität zu erhöhen. Samuel W. Gumpertz wurde vom Manager des Lilliputaner-Dorfes zum höchsten verantwortlichen Manager für ganz Dreamland befördert. Der Park erhielt einen neuen Anstrich in Creme und Feuerrot, eine etwas aufregendere Kombination als die durchgehend weiße Dekoration der Saison von 1910.


Zum Sonnenuntergang schienen alle Umbauarbeiten abgeschlossen zu sein, mit Ausnahme einer Attraktion. William Ellis's Hellgate (Höllentor) war eine aufregende Bootsfahrt durch diffus beleuchtete Höhlen, durch Stromschnellen in einen gigantischen Whirlpool, bevor die Gäste schließlich wieder sicher den Ausgang erreichten. Drei Tage zuvor hatte sich bei einer Probefahrt ein Leck aufgetan. Ellis beauftragte den Eisenschmied Samuel Englestein mit den notwendigen Reparaturarbeiten. Er und seine Arbeiter versuchten nun, das Leck unter Zurhilfenahme von Eimern mit heißem Teer wieder abzudichten.

Gegen 01:30 in der Nacht platzten im Inneren der Hellgate-Anlage mehrere Glühbirnen. Ursache könnte die Hitze des Teers gewesen sein oder ein Kurzschluss. Daraufhin flackerten plötzlich alle Lichter und danach waren die Männer von Dunkelheit umgeben. Einer der Arbeiter stieß versehentlich einen Eimer mit kochendem Teer um und einen Moment später stand Hellgate bereits in Flammen.

Zuerst brach eine Panik aus. Zwei oder drei Arbeiter rannten die Treppen hoch und fanden einen sicheren Ausweg, während die anderen Arbeiter schrien und ziellos umherannten. Englestein konnte sich erinnern, dass einige Handfeuerlöscher und ein aufgerollter Löschschlauch irgendwo in der Nähe aufbewahrt wurden. Er und seine Arbeiter verloren aber wertvolle Minuten, als sie zunächst die Gegend nach dem Aufbewahrungsort absuchten. Als sie sie dann endlich fanden und damit zurückkehrten, mussten sie feststellen, dass die Flammen bereits an den Dachsparren züngelten. Ihre Bemühungen, das Feuer noch zu löschen, stellten sich schnell als vergeblich heraus und bald mussten sie bereits um ihr Leben laufen.

Der Nachtwächter James Lillis hörte die rennenden Männer und nahm auch die orange Glut an der Hellgates-Anlage wahr. Er lief zum Verwaltungsgebäude des Dreamland-Parks und rief "Feuer!". Als Feueralarm ausgelöst wurde, war es 1:58 Uhr in der Nacht.

Die Alarmglocken schrillten in der nächstgelegenen Feuerwache. Die nächste war an der West Eighth Street, nur 100 Yards von Dreamland entfernt. Innerhalb von wenigen Augenblicken rasten die von Pferden gezogenen Löschfahrzeuge, Motoren und Leiterwagen durch die Straßen. Der Alarm wurde auch an der Hochdruck-Pump-Statin ausgelöst und die dortigen Ingenieure erhöhten den Wasserdruck in den Leitungen auf 160 Pfund. Die Station an der Ecke Twelfth Street and Neptune Avenue war erbaut worden, um den Kampf gegen die immer wiederkehrenden Feuer auf Coney Island zu unterstützen. Sie verfügte über fünf Pumpen, die insgesamt 4500 Gallonen pro Minute befördern konnte, genug um zwölf Leistungen mit einem Wasserdruck von 125 Pfund zu betreifen. Das war gerade mal einen Monat zuvor in einer Ernstfallübung erprobt worden.

Nach seiner Ankunft warf der Kommandeur des Feuerwehrbatallions Chief William Rogers nur einen kurzen Blick auf das brennende Hellgate-Gebäude und ordnete direkt einen zweiten Feueralarm an. Danach befahl er, dass drei Löschmannschaften ihre Schläuche an die Hochdruckhydranten anschlossen. Als die Hydranten geöffnet wurden, konnten die Feuerwehrleute zunächst ihre Wasserstrahlen gegen die Flammen richten. Aber bereits nach kurzer Zeit wurden die Strahlen kürzer und kürzer. Irgendetwas musste furchtbar schiefgegangen sein. Dafür hatte aber der Wind zwischenzeitlich zugenommen und die Flammen zur anderen Seite von Hellsgate getragen, so dass Chief Rogers einen dritten Feueralarm um 02:06 nachts anordnete.


Angefacht durch den Wind, wurden die Flammen immer höher und große Wolken von Funken stoben auf das nahegelegene Baby Incubator Building, das Dreamland Kraftwerk und den Flugzeugturm zu. In der erstgenannten Attraktion wurden dem staunenden Publikum Brutkästen als Möglichkeit vorgeführt, zu früh geborene Kinder vor dem sonst sicheren Tod zu bewahren.


Allerdings handelte es sich bei den damaligen Inkubatoren um ein sehr frühes und noch experimentelles Stadium, da die Medizin zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch nicht so weit fortgeschritten war, wie wir es heute kennen.


Rogers war verzweifelt und befahl, die Löschfahrzeuge nunmehr an die Niederdruckleitungen anzuschließen. Dann befahl er, erneut ein Signal an die Pumpstation zu senden, damit sie für mehr Druck auf den Leitungen sorgte. Seine frustrierten Männer mussten aber bereits vor der enormen Hitze der Feuersglut zurückweichen.

Dr. Fischel begab sich sofort zu seinem Baby Incubator Building, das nun von den Flammen bedroht wurde. Rauchschwaden drangen bereits aus dem Eingang, als er und einige Krankenschwestern sechs zu früh geborene Säuglinge in Decken wickelten und sie aus dem Gebäude heraus in die Sicherheit der Nacht trugen.

Feuerwehrleute aus ganz Brooklyn rasten nun zum Feuer im Dreamland-Park. Vier Löschfahrzeuge und ein Truck kamen nach dem ersten Alarm; vier weitere Löschfahrzeuge und zwei weitere Trucks folgten beim zweiten Alarm; drei Löschfahrzeuge und noch ein weiterer Truck kamen schließlich nach dem dritten Alarm. Andere von Pferden gezogene Feuerbekämpfungsmittel waren unterwegs und wurden Feuerwachen zugewiesen, die wegen des Brandes komplett leergeräumt waren.

Nachtwächter und Polizeileute eilten durch Dreamland und die anliegenden Straßen. Sie klopften an Türen und riefen hinauf zu den oben gelegenen Wohnungen, dass diese aus Sicherheitsgründen zu evakuieren seien. Der Park hallte wieder von den Geräuschen explodierender Munition in den brennenden Schießbuden und von mehreren hunderttausend Glühbirnen, die wegen der Hitze platzten.

Die Tierarena war auf der Ostseite von Dreamland, mehrere hundert Yards vom Hellgate entfernt. Zu diesem Zeitpunkt holten Nachtwächter Ferrari und Bonavita (Besitzer und Trainer) und acht Pfleger aus dem Bett, die Tiere waren hellwach und rannten rastlos in ihren Käfigen hin und her. Ferrari war überzeugt, dass das Feuer auf der anderen Seite der Lagune gestoppt werden könnte, aber um die 80 wilden Tiere nicht unnötig zu erschrecken, war es sein Idee, sie aus ihren Käfigen heraus auf das Hauptgelände zu lassen. Unter unablässigem Peitschengeknall hielten sie die Löwen, Pumas, Bären, Wölfe, Leoparden, Hyänen und Antilopen auf einer ständigen Parade im Kreis herum. Dieses funktionierte so lange, bis die Hauptbeleuchtung flackerte und dann ganz ausfiel.


Die wilden Tiere reagierten auf den Anblick des rot flackernden 275 Fuß hohen Dreamland Towers, der nun in Flammen stand, und steckten mit ihrer Panik auch die Raubtiere an. Dennoch gelang es Ferrari und Bonavita, nur noch ausgestattet mit dem Licht von acht Laternen, fünf Leoparden und fünf Löwen, darunter die schwangere Victoria, in fahrbare Käfige zu verfrachten und sie zu einem in der nähe gelegenen Gelände zu bringen. Sechs Shetland-Ponys konnten ebenfalls dorthin gebracht werden, nachdem man ihnen die Augen zugebunden hatte. Little Hip, der beliebte Elefant, aber wühlte im Grund vor dem Block, an den er gekettet war. Er gehorchte nur Captain Andre, seinem Elefantendompteur (Elephant's bull man), der allerdings nicht von einer Party in Manhattan zurückgekehrt war.

Das Feuer wütete unkontrolliert und die frustrierten Feuerleute suchten das Pumpwerk auf, um den Grund herauszufinden, warum das Hochdruck-Feuerbekämpfungs-System versagt hatte. Das Überwachungsgerät, welches die Veränderungen auf einer Papiertrommel aufzeichnete, zeigte, dass der Druck in den Leistungen von 160 Pfund auf nur noch 20 Pfund abgefallen war. Als Grund hierfür stellte sich schließlich heraus, dass zu viele Anschlüsse an das System gekoppelt waren, bei denen es sich nicht um reine Feuerwehranschlüsse handelte. Als nun das Feuer ausbrach und die Bevölkerung der Umgebung die drohende Gefahr wahrnahm, begannen die Anwohner, die eigenen Holzhäuser mit Wasser aus dem Hochdrucksystem zu besprengen, um sie vor dem Funkenflug zu schützen. Die Feuerwehrleute hatten keine andere Chance, als drei Feuerbekämpfungsboote anzufordern und den Brand von der Seeseite her zu bekämpfen.

Als die Feuerwehrmänner mitbekamen, dass der Seewind möglicherweise dafür sorgte, dass das Feuer über die Surf Avenue springen könnte, benutzen sie das wenige Wasser, was ihnen geblieben war, um die Gebäudefassaden an der Nordseite der Straße zu nass zu machen. Arbeiter des Luna Parks waren inzwischen ebenfalls eifrig dabei, die Pappmachee-Paläste des Parks mit Hilfe eines separaten Systems, welches mit Meerwasser gespeist wurde, zu besprengen. Chief Kenlon löste nun einen Doppel-Neun-Alarm aus, was bedeutete, dass jede Feuerwehrmannschaft in Brooklyn, die normalerweise erst auf einen dritten Alarm antworten würde, aufgefordert war, nach Coney Island rauszukommen. 33 Mannschaften reagierten auf diesen Alarm, manche aus mehr als acht Meilen Entfernung. Die Anreise war für viele so lang, dass die Teams zwischendurch ihre Geschwindigkeit wegen der Pferde, die das Equipment zogen, herabsenken mussten, so dass sie während ihrem langem Weg zur See mehrere Male auf Marschgeschwindigkeit heruntergehen mussten.


Große Menschenmengen, die von der unheimlichen roten Glut und dem riesigen in Flammen stehenden Finger, der einmal der Dreamland Tower war, angezogen wurden, eilten von überall her aus Brooklyn und Manhattan herbei. Sie wurden am Rand der Feuerzone von Polizeiketten aufgehalten, eine Meile von Dreamland entfernt. Da sie sonst nichts zu tun hatten, applaudierten sie den eintreffenden, von Pferden gezogenen Feuerwehrwagen.

Es war gegen 03:10 Uhr in der Nacht, als der Dreamland Tower, der bereits seit dreißig Minuten wie eine Kerze über der Feuerhölle brannte, in einem spektakulären Feuerinferno einstürzte. Zum Glück verhinderten die Eisenkabel, welche zur Durchführung einer Hochseil-Fahrrad-Show am Turm befestigt waren, dass dieser auf die nahegelegene Tierarena stürzte. Dennoch begannen die panischen Tiere wild um ihr Leben zu kämpfen, als die Arena selbst anfing zu brennen. Die Tierpfleger flohen und Ferrari versuchte sie zurückholen, damit sie möglichst viele der Kreaturen erschossen, bevor sie dem Feuertod zum Opfer fielen.


Er selbst musste aber ebenfalls vor den Flammen fliehen, nachdem lediglich ein paar Schüsse abgegeben worden waren. Als er aus dem brennenden Eingang auf die Surf Avenue gelangte, traf er auf Captain Andre, den Elefantendompteur, der gerade aus Manhattan zurückgekehrt war. Er konnte den armen Elefanten noch ein paar Mal angstvoll trompeten hören, als die Hitze ihn einschloss, aber es war bereits zu spät. Einem glücklichen Bärenjungen dagegen gelang es, auszubrechen und auf die Surf Avenue hinaus zu rennen. Ein junger Mann, der mit seinem Auto in der Nähe des Eingangs zum Luna Park stand, schnappte sich das Junge, packte es in sein Auto und fuhr eilig davon.

Währenddessen nahm im Park das Midget City Fire Department (Miniaturstadt Feuerwehr) seinen Dienst auf. Nachdem sie in den vergangenen Jahren auf hunderte von Fehlalarmen reagiert hatten, sahen sie sich nun mit der Realität konfrontiert. Tapfer kämpften sie mit ihren Miniatur-Löschfahrzeugen gegen das Feuer, um Old Nuremberg zu retten, allerdings ohne Erfolg. Old Nuremberg war eine Liliputanerstadt, die nach dem Vorbild der deutschen Stadt Nürnberg zur Zeit des 15. Jahrhunderts errichtet worden war.

Glücklicherweise hatte der Wind gedreht und blies nun in die entgegengesetzte Richtung. Die Feuerwehrleute sammelten sich, um zu versuchen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen und es auszulöschen. Ein Polizeiboot, welches am Dreamlandpier auf der Ozeanseite angedockt war, versuchte dort, diejenigen zu retten, die von den Flammen eingeschlossen worden waren. Es musste sich aber ebenso wie die in der Nähe liegenden Feuerbekämpfungsboote zurückziehen, als die intensive Hitze des Feuers dieses undurchführbar machte.

Die gaffende Menge, die sich das Flammenmeer über die Surf Avenue hinweg ansah, wurde plötzlich von einer Kreatur abgelenkt, die umgeben von Flammen durch den Dreamland-Eingang geschossen kam. Das Ding schrie in Todesqualen, als es sich über die Straße auf die Menge zugewegte, welche vor Angst erstarrt war. Der drei Jahre alter schwarzgescheckter Nubischer Löwe namens Black Prince war mit brennender Mähne, blutunterlaufenen Augen und mit versengten und blutenden Flanken aufgetaucht. Die Polizei näherte sich vorsichtig mit Gewehren. Sie feuerten und Black Prince, der wieder vor Schmerzen brüllte, sprang über die Straße und verschwand im Eingang der "Rocky Road to Dublin", einer Indoor-Eisenbahn.

Der Löwe klettere die Kulisse der Eisenbahn hoch, während zwei Trainer in fast vollständiger Dunkelheit den blutigen Fußabdrücken der Raubkatze folgten. Ihnen wiederum folgten Ferrari, Bonavita und zwei bewaffnete Polizeimänner. Sie konnten die große Katze über sich brüllen hören und die Trainer bemühten sich, die Katze in Bewegung zu halten. Als sie schließlich die Sptze und die offene Luft erreichten, stand dort Black Prince und seine Silluette zeichnete sich gegen den Himmel ab. Er gab ein wunderbares Ziel ab und Ferrari gab den Cops die Erlaubnis zu schießen. Sie leerten daraufhin ihre Gewehre, während tausende von unten her zusahen. Er fiel nieder und zuckte noch. Daraufhin warf jemand eine Axt hinauf und Polizeimann Coots spaltete ihm den Schädel. Allein im Löwenkopf wurden 24 Kugeln gefunden. Die Menge unten jubelte und Black Prince's Körper wurde hinuntergeworfen zum Anschauen gegen 3:25 Uhr in der Nacht.

Zu dieser Zeit begannen die Gebäude auf der anderen Seite von Dreamland zu brennen. Es war eine schwierige Aufgaben, die noch verbliebenen mit so wenig Wasserdruck vor den Flammen zu beschützen. Innerhalb von dreißig Minuten verloren sie Attraktionen "Pike's Peak Railroad", "L.A. Thompson's Oriental Scenic Railroad", "Johnson's Carousel", "The Whirlwind Ride", "Taunton's Bathing Pavilion", "Steubenbord's Restaurant", "Lentz's bathing Pavilion", "Stratton's", "Jolly's" und "Frosin's hotels". Als "Balmer's Baths" zu brennen begannen, war bereits alles entlang dem New Iron Pier Walk zerstört. Der große Observation Tower fing in der starken Hitze Feuer und verwandelte sich schnell in eine brennende Fackel. Wenige Minuten später kollabierte der Turm und fiel in sich zusammen.

Um 4 Uhr nachts hatte sich das Feuer zwischen der West 5th und West 10th Street ausgebreitet. Die aus Stahl gebaute "Giant Razer"-Achterbahn an der West 10th Street erwies sich als Feuersperre und verhinderte die Zerstörung von "Feltman's" und der Bowery. Mehr als 400 Feuerwehrleute hatten gegen die Feuersbrunst gekämpft. Bei Tagesanbruch offenbarte sich eine Szenerie der Verwüstung. Nur noch ein oder zwei der gespreizten Bögen der Brücke, die die Dreamland-Lagune überspannt hatten, waren übriggeblieben. Auch der Stahlpier und der Eiserne Pier von Dreamland bestanden nur noch aus rauchenden Trümmern. Der Verlust wurde auf mehr als 5 Millionen Dollar geschätzt. Mehr als 2.500 Menschen (alleine im Dreamland-Park 1.600) hatten ihre Arbeit verloren.

Die Besitzer von Dreamland mussten einen Verlust von dreieinhalb Millionen Dollars hinnehmen und entschieden sich, den Park nicht wieder aufzubauen. Er war nicht so erfolgreich gewesen, wie sie es erwartet hatten. Weil sie Politiker waren, hatten sie wenig Probleme, das Gelände für 1,8 Millionen Dollar an die Stadt zu verkaufen.

Mit dem "Dreamland Feuer" endete eine Ära zusammen mit ihren höchst spektakulären und kostspieligen Attraktionen. Sie gab Tausenden Arbeit und wurde von Hunderttausenden (als Zeitzeugen) erlebt. Leider geschah dieses nicht am Ende der Saison, sondern an ihrem Anfang. Es wird nichts geben, was es jemals ersetzen kann.

Link zum Originaltext:
http://www.westland.net/coneyisland/articles/dreamlandfire.htm

Dienstag, Juli 24, 2007

Whitehall Building

Kapitel 78

Erst bei bzw. nach meiner dritten New York-Reise im letzten Herbst ist mir dieser gewaltige Gebäude-Komplex an der Südspitze so richtig aufgefallen. Es handelt sich dabei um das Whitehall Building. Der Bau dieses zweigeteilten Bürogebäudes fand im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in zwei Etappen statt.


Zunächst wurde der vordere Teil errichtet, das zwanzigstöckige Whitehall Building, welches nach Peter Stuyvesant's ehemaligen Haus aus dem 17. Jahrhundert benannt wurde, das sich in der Nähe befunden hatte.
Die Errichtung fand zwischen 1902 und 1904 statt, für das Design zeichnete der zur Jahrhunderwende prominente Architekt Henry J. Hardenbergh verantwortlich. Die Lage am südmöglichsten Punkt mit ungetrübtem Panoramablick auf den Battery Park, die vorgelagerten Inseln (Ellis Island, Hoboken (später Liberty) Island) und die New Yorker Hafenbucht im Allgemeinen verschaffte dem Bürogebäude eine enorme Beliebtheit und die Eigentümer sahen sich veranlasst, einen Anbau zu konzipieren.

Sie beauftragten die Architekturfirma Clinton & Russell mit dem Entwurf eines 30 Stockwerke hohen Anbaus an der West-Street, einem Turm, der das ursprüngliche Gebäude noch einemal deutlich überragte. Errichtet in den Jahren 1908 bis 1910 war der "Greater Whitehall" genannte Ergänzungsbau zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung das größte Bürogebäude in der Stadt.

Die beiden Teile des Gesamtkomplexes stellen auch heute noch einen eindrucksvollen und markanten Zugang zur Welt der Türme von Manhattan dar.

Den bekanntesten Auftritt in der Öffentlichkeit hatte das Whitehall-Building am 11.09.2001, als vor den Augen der Weltöffentlichkeit eine entführte Passagiermaschine von Süden her in den Luftraum von Manhattan eindrang und in den Südturm einschlug. Allerdings wird kaum jemand, der dieses bekannte Video vom zweiten Anschlag gesehen hat, dem am unteren linken Bildrand zu sehenden Gebäude Aufmerksamkeit geschenkt haben.

Und nun wieder zurück in die Vergangenheit. Meine Aufmerksamkeit wurde durch das interessante dunkle Gebäude mit der Kuppel auf dem Dach geweckt, welches man auf dem nachfolgenden Foto rechts sehen kann.

Dieses steht nämlich nicht mehr an diesem Platz, sondern musste einem anderen Gebäude weichen, wie man auch beim Vergleich mit meinem Touristenfoto oben vom letzten Herbst sehen kann. Damit haben wir hier ein Gebäude mehr, welches nur noch als Erinnerung an ein nicht mehr vorhandenes New York der Vergangenheit existiert.
Eine aktuelle Straßenansicht des Geländes mit Hilfe von Google-Maps:

Samstag, Juli 21, 2007

Coney Island in Musikvideos

Kapitel 77



Für dieses Kapitel kehre ich einmal mehr zu der Halbinsel im Süden von Brooklyn zurück. Und präsentiere heute mal zwei Musikvideos, die z.T. in Coney Island aufgenommen wurden und - weil das ja mittlerweile üblich ist - als Bonustrack noch Coney Island Baby von Tom Waits.



Devendra Banhart - "Heard Somebody Say"





Patrick Cleandenim - So You Think You're Gonna Live Forever




Coney Island Baby (music by Tom Waits)
(Das Originalbildmaterial, was in diesem Video verwendet wurde, habe ich zu einem früheren Zeitpunkt im Dezember schon mal gepostet.)


Donnerstag, Juli 19, 2007

Dampfleitung in New York explodiert

Kapitel 76



Aus gegebenen Anlass wieder ein zeitgeschichtlicher Beitrag: Am 18.07.2007 ist in New York ein große Dampfleitung explodiert und hat noch nicht überschaubare Schäden im unmittelbarer Nähe der Grand Central Station und des Chrysler Buildings angerichtet. Mindestens ein Mensch ist ums Leben gekommen, zahlreiche wurden verletzt. 5 U-Bahnlinien sind zurzeit gesperrt, weil das Gelände durch die geborstene Leitung vermutlich weiträumig unterspült wurde. Die Dampfleitung war 1924, also vor rund 83 Jahren installiert worden. Ähnlich wie den New Yorkern ergeht es auch dem Schreiber hier, wenn er die Bilder betrachtet, die unwillkürlich an den 11. September erinnern. Um einen Terroranschlag hat es sich aber vermutlich nicht gehandelt. Dennoch werden die New Yorker so auf ein anderes tickendes Problem in der Stadt gestoßen, nämlich die marode Infrastruktur. Und ähnlich wie beim 11.09. ist wieder eine große Menge Asbest freigesetzt und in die Luft geblasen worden, was der Gesundheit nicht zuträglich sein dürfte. Außerdem wird zu prüfen sein, ob die Hochhäuser in der Umgebung tatsächlich durch die Unterspülung mit Wasser so stark in Mitleidenschaft gezogen worden sind, dass ein Abriß wegen Einsturzgefahr droht.



Zu Abschluss noch ein Video vom Unglücksort nach der Explosion.



Eine aktuelle Straßenansicht über Google-Maps:


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Ich habe zwischenzeitlich noch einen umfangreichen und informativen Artikel entdeckt, der einen Tag nach dem Unglück veröffentlicht wurde und den ich nachträglich ergänzen möchte:

Nach Detonation Asbest gefunden
Der Energieversorger Consolidated Edison hat im Schutt der Dampfleitungsexplosion in New York Asbest gefunden. Die Polizei fürchtet, dass sich der Krater vergrößert.


Consolidated Edison (ConEd) teilte am Donnerstag mit, dass der Krebs erregende Stoff laut Messungen aber nicht in die Luft gelangt sei. Am Tag nach dem Unglück, das eine der belebtesten Gegenden der Stadt stundenlang in Angst und Schrecken versetzte, herrschte trotzdem Sorge um eine mögliche Asbestvergiftung, an der nach den Anschlägen vom 11. September Tausende Hilfskräfte erkrankten. Nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN ist jedoch lediglich im Schutt an einigen Stellen Asbest aus der Umhüllung der Rohre gefunden worden.Bei der Detonation der 83 Jahre alten Dampfleitung, die zunächst Erinnerungen an die Anschläge vom 11. September 2001 weckte, starb eine 57 Jahre alte Frau, die sich in der Nähe des Unfallortes aufgehalten hatte, nach Angaben der Polizei an Herzversagen. 30 Menschen, darunter auch Hilfskräfte, wurden verletzt, vier von ihnen schwer. Bürgermeister Michael Bloomberg hatte schon am Abend versichert, es gebe keinerlei Hinweise auf eine Terrorattacke oder einen kriminellen Hintergrund. „Es gibt keinen Grund zu glauben, dass das irgendetwas anderes ist als ein Versagen unserer Infrastruktur.“

Die Aufräumarbeiten erfolgten unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen, versicherte Bloomberg. „Wir wollen supervorsichtig sein.“ Anwohner wurden aufgefordert, ihre Kleidung gründlich zu reinigen und die Fenster geschlossen zu halten. Ursache des Unglücks war Bloomberg zufolge vermutlich kaltes Wasser, das in die Leitung gelangte. Ein Sprecher von ConEd erklärte, die Dampfleitung sei kurz vor 18 Uhr (Ortszeit) geborsten. Die Detonation ereignete sich an der Lexington Avenue Ecke 41. Straße nahe dem Bahnhof Grand Central. Im abendlichen Berufsverkehr hatte die Explosion der unterirdischen Dampfleitung einen riesigen Krater in eine Straßenkreuzung in unmittelbarer Nähe des belebten Bahnhofs Grand Central gerissen. Wie bei einem Vulkan schoss eine gewaltige Fontäne aus Dampf, Schlamm und Steinbrocken in die Luft – fast so hoch wie das nahe gelegene Chrysler-Gebäude. Feuerwehrleute und Techniker brauchten zwei Stunden, um die Dampfzufuhr zu stoppen und das Unglück in den Griff zu bekommen.Chaos im Stadtzentrum. Ein Abschleppwagen wurde in den Krater gerissen, zahlreiche Häuser mussten geräumt werden. Die Polizei sperrte das Gelände weiträumig ab, Tausende Menschen konnten nicht zurück in ihre Wohnungen. Es kam zu teils chaotischen Verkehrsverhältnissen im Stadtzentrum. Mehrere U-Bahnlinien konnten den Zentralbahnhof nicht anfahren, Busse fielen aus, Straßen blieben gesperrt. Die Behörden fürchteten, dass sich der Krater in der 41. Straße weiter vergrößern könnte. Die Polizei widersprach ersten Eindrücken, ein Gebäude sei zerstört. Es sei erschüttert worden, aber nicht eingestürzt, hieß es.Viele Menschen waren in Panik schreiend davon gelaufen, teilweise von Staub und Schlamm bedeckt. „Wir rannten 43 Etagen hinunter und dachten, jetzt müssen wir sterben“, berichtete die 35-jährige Megan Fletcher, die für eine australische Firma im Chrysler-Gebäude arbeitet. „Es war schrecklich“, fügte sie hinzu. „Ich sah Steine herunterkommen“, sagte Reggie Evans, „und als ich davonrannte fielen sie mir auf den Kopf. Dampf kam hoch und der Boden brach auf.“

Das mit Dampf betriebene Heizungssystem in New York ist seit langem sanierungsbedürftig und hat immer wieder Lecks. Mehr als ein Dutzend dieser Dampfleitungen sind in den vergangenen 20 Jahren explodiert. Den schlimmsten Unfall gab es 1989, als eine Explosion drei Menschen tötete und einen Millionenschaden anrichtete. (löh/dpa/Reuters)

Link:
http://www.focus.de/panorama/welt/new-york_aid_67133.html

Sonntag, Juli 15, 2007

70 Pine Street / AIG Building

Kapitel 75


Zum Schluss gibt es heute noch einen schicken Wolkenkratzer, der am östlichen Ende der Wall Street zu finden ist. 1932 als A.I.G. Building errichtet, heute eher unter 70 Pine Street bekannt.























Im obersten der 66 Stockwerke findet man ein Observationdeck, von dem eine herrliche Aussicht zu genießen sein soll.

aktuelle Ansicht von der Basis des Gebäudes


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Links:

The Cable Building

Kapitel 74

Cable Cars? Da fällt einem spontan San Francisco ein. Dass es auch in vielen anderen Städten in den USA, unter ihnen auch New York Cables Cars als öffentliches Verkehrsmittel gab, ist dagegen weniger bekannt und auch schon einige Jahre her.


Dem oben abgebildeten Gebäude sieht man nicht so ohne weiteres von außen an, dass es sich das Power Hous für den Betrieb der Cable Cars der Metropolitan Street Railway auf der Broadway Line handelte. Hinter dieser Kulisse standen die Maschinen, die die Kabel in Bewegung hielten, an denen sich wiederum die Cable Cars ankoppelten und sich die Strecke entlang ziehen ließen.



Das Gebäude steht auch noch heute an der Ecke Broadway / Houston Street / Mercer Street. KARTE

Das Cable Building wurde 1892 errichtet. Zuvor stand an dieser Stelle die St. Thomas Church, die 1824 gebaut wurde, 1851 abrannte, ein Jahr später wieder aufgebaut und schließlich um das Jahr 1890 herum abgerissen wurde, um Platz für das Cable Building zu schaffen.

Die Eröffnung der Broadway Line fand am 01.05.1893 statt, die Linie verlief ab Battery Place von der Whitehall Street zum Broadway, vom Broadway zur 7th Ave und von dort entlang zur 59th Street.


Ein zeitgenössischer Zeitungsartikel zur Eröffnung aus der "Brooklyn Daily Eagle" vom Donnerstag, 09.05.1893:

Dragging a new cable through the conduit was always hard work.
CABLE CARS IN BROADWAY
A Trial Trip to Be Made To-morrow Night.
The laying of the Broadway, New York, cable was completed late last night, when the last section was drawn through the conduit from the Houston street power house to the Battery. The great cable, the thickest in use for the purpose and weighing forty tons, was drawn through by means of a smaller or guy cable that had been stretched before. The splice of the two ropes parted in making the turn at Bowling green and several hours were consumed in repairing the break.
By to-morrow night a single car will be drawn over the downtown division as a test of the machinery and cables. There is still much to be done and it will be two weeks before cars are running regularly over the whole line.

Es wird berichtet, dass der Bau der Broadway line rund $1 million per mile kostete. Später wurden die Cable Cars auf elektrischen Strom umgestellt. Die Columbus Avenue line und die Lexington Avenue line wurden 1901 umgestellt, die letzten Wagen der Broadway Line liefen vermutlich am 25.05.1902.

Vor diesem Hintergrund ist das nachfolgende Videomaterial widersprüchlich, da es auf das Jahr 1903 datiert ist. Mehrfach findet sich aber die Aussage in den Quellen, das dort Cable Cars zu sehen sind. Entweder es handelt sich bereits um die elektrifizierte Railroad oder das Material wurde von der Mutoscope bereits 1902 aufgenommen und erst 1903 veröffentlicht. Wie dem auch sei, es handelt sich um hochinteressante Einblicke in das New York zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende.
Der erste Film wurde der der American Mutoscope an der Ecke Broadway /Wall Street gegenüber von der Trinity Church aufgenommen. Hinter der sichtbaren Häuserzeile liegt heute das Gebiet vom Ground Zero.




Der zweite, etwas kürzer Film stammt ebenfalls von der American Mutoscope und wurde an der Ecke Broadway / Union Square aufgenommen.




Der dritte wurde schließlich vor dem Flatiron Building aufgenommen.

Charles M. Schwab mansion

Kapitel 73


Dieses Kapitel widmet sich wieder einmal einem verschwundenden Gebäude New Yorks und zwar dem "Charles Schwab mansion" am Riverside Drive, "dem größten und verschwenderischsten Heim, das jemals auf Manhattan Island gebaut wurde."

Die Villa des Stahlbarons Charles M. Schwab, errichtet auf dem kompletten Block zwischen 73rd Street im Süden, 74th Street im Norden, Riverside Drive im Westen und West End Avenue im Osten, war die prunkvollste unter den zur vorletzten Jahrhundertwende am Riverside Drive errichteten Villen. Versteift auf den rivalisierenden Wettstreit mit Andrew Carnegie, seinem Partner in der United States Steel Corporation, erwarb Schwab den Block, auf dem zuvor einen Waisenhaus gestanden hatte, für 865.000,- Dollar, 1901 eine beispielslose Summe für einen Bauplatz. Die Errichtung begann 1901 und dauerte sechs Jahre an. Dazu entwarf der französische Architekt Maurice Hebert ein Chateau wie in der französischen Renaissance, welches mitten in dem zugehörigen Landschaftspark errichtet wurde. Die Villa entsprach dem Lebensstil Mansions, das von opulenten Parties, Glücksspielen und Affären geprägt war.


Der Abriß des Waisenhauses und die Errichtung der Schwab Villa gab zunächst einen wichtigen Impuls für die weitere bauliche Gestaltung der West Side bis hoch zur 106th Street, und der sie bewohnenden Bevölkerung. Zahlreiche weitere Prunkvillen wurden auf diesem Gebiet in den Folgejahren errichtet.

Aber bereits 1924 zeichnete sich ein neuer Wendepunkt und damit auch das Ende der Ära der gr0ßen Villen an der Westside ab. Melancholisch verfolgten alteingessene New Yorker, wie eine Villa nach der anderen wieder abgerissen wurde und Geschäfte und Bürohäuser begannen, das Bild der Umgebung zu prägen.

Bereits vor der großen Depression hatte Charles Schwab einen Großteil seines mehrere hundert Millionen Dollar umfassenden Vermögens durch seinen großzügigen Lebensstil ausgegeben. 1929 nach dem Börsencrash verschärfte sich seine Situation nochmals und er entschied, sein Chateau zu verkaufen. Obwohl er es weit unter Wert mit hohem Verlust anbot, fanden sich dennoch keine Käufer.

Dieses war zugleich quasi der letzte Nagel, der in den Sarg für die verschwenderischen Gebäude und Wahrzeichen des Metropolismus eingeschlagen wurde. Obwohl sie erst 32 Jahre alt war, erschien die Schwab Villa dennoch bereits als Anachronismus. 1948 wurde sie schließlich abgerissen. Auf dem Gelände befinden sich heute zahlreiche Apartmenthäuser. Schwab verbrachte seine letzten Jahre hochverschuldet in einem kleinen Apartment, bevor er 1939 starb.


Aktuelle Straßenansicht des Geländes mit Hilfe von Google-Maps:


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Links:

Samstag, Juli 14, 2007

Subway Power House Building

Kapitel 72

Wer sich mal gefragt hat, wo eigentlich der Strom erzeugt wird, der notwendig ist, um das U-Bahn-Netz von New York City zu betreiben - hier ist die Antwort.


Auf dem Gelände zwischen der 58th Street und der 59th Street sowie der 11th Ave und der 12th Ave befindet sich das Power House Building. Allerdings habe ich passen zum Blog nur historische Bilder gewählt.

Auch heute steht das Kraftwerk noch an dieser Stelle , wie die Straßenansicht von Google-Maps beweist:


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Link:
http://www.gutenberg.org/files/17569/17569-h/17569-h.htm#CHAPTER_III

Edisons Filmexperimente in den 1890ern

Kapitel 71

Da wir gerade mit dem letzten Kapitel bei sehr frühen Filmen aus der Zeit Ende des 19. Jahrhunderts angekommen sind, bleiben wir doch einfach in dieser Umgebung, gehen nochmal ein paar Jahre zurück und landen in den Labors / Studios von Thomas Alva Edison, der neben einigen weiteren Pionieren in Europa (Lumiere, Gebr. Skladanowski) daran arbeitete, vor der nächsten Jahrhundertwende noch schnell das Wunder der bewegten Photographie Wirklichkeit werden zu lassen.

Der Ort, an dem diese Arbeiten stattfanden, dürfte West Orange (New Jersey) gewesen sein. Die Black Maria, das frühe Filmstudio Edisons, wurde dort 1892 errichtet. 1901 kam noch ein in der Bronx gelegenes Studio auf dem Dach eines Hauses dazu.
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Monkeyshines (1890)

1888 begann der Erfinder William Dickson, sich im Auftrage Edisons mit den Arbeiten über die Aufnahme und Wiedergabe "bewegter Bilder" zu beschäftigen. Edison schwebte ein Gerät ähnlich seines Phonographen zur Aufzeichnung von Sprache und Musik vor. Daher entwickelte Dickson einen Prototypen des Kinetographen, bei dem die einzelnen Bilder auf einem Zylinder aufgenommen und von diesem wieder abgespielt werden konnten. Im November 1890 fertigte er seinen ersten Film, "Monkeyshines", in dem er seinen Assistenten Fred Ott filmte. Es dürfte sich bei diesem Streifen um einen der ersten Filme der Welt handeln. Zu erkennen ist allerdings noch recht wenig, heute würde man das avangardistisch nennen.


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Dickson Greeting (1891)


Der erste mit einem Kinematographen hergestellte Film war der nur wenige Sekunden dauernde Streifen "Dickson Greeting", in dem sich der Erfinder William Dickson verneigt und den Hut zieht. Die erste öffentliche Vorführung für eine Besuchergruppe in Edisons Laboratorien ist für den 20.05.1891 belegt.






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Newark Athlete (1891)

Ebenfalls im Jahr 1891 wurde dieser Turner aufgenommen, vermutlich in den Monaten Mai/Juni.







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The Dickson Experimental Sound Film (1895)

William Dickson hat bereits in diesem äußerst frühen Entwicklungsstadium des Films an der Synchronisation von Bild und Ton gearbeitet. Um 1894 experimentierte Dickson mit Filmaufnahmen und synchronisiertem Ton und produzierte so die ersten Tonfilmaufnahmen, die damals allerdings über das Experimentierstadium nicht hinauskamen (der Film wurde später von Walter Murch restauriert und als Dickson Experimental Sound Film veröffentlicht). Wenn man bedenkt, dass es noch 35 Jahre gedauert hat, bis der Tonfilm seinen Durchbruch hatte, ist dieses sehr bemerkenswert.


Weitere Infos jetzt im englischen Original: The Dickson Experimental Sound Film is a film made by William Dickson in late 1894 or early 1895. It is the first known film with live-recorded sound and appears to be the first example of a motion picture made for the Kinetophone, the proto-sound-film system developed by Dickson and Thomas Edison. (The Kinetophone—consisting of a Kinetoscope accompanied by a cylinder-playing phonograph—was not a true sound-film system as no attempt was made to synchronize image and audio throughout playback.) The film was produced at the "Black Maria," Edison's New Jersey film studio. There is no evidence that it was ever exhibited in its original format. Newly digitized and restored, it is the only surviving Kinetophone film.The movie features Dickson playing a violin into a recording cone for an off-camera wax cylinder. The melody is from a barcarolle, "Song of the Cabin Boy," from Les Cloches de Corneville (literally The Bells of Corneville; presented in English-speaking countries as The Chimes of Normandy), a light opera composed by Robert Planquette in 1877. In front of Dickson, two men dance to the music. In the final seconds, a fourth man briefly crosses from left to right behind the cone. The running time of the restored film is seventeen seconds; the accompanying cylinder contains approximately two minutes of sound, including twenty-three seconds of violin music, encompassing the film's soundtrack. After its restoration in 2000, the Dickson Experimental Sound Film was selected for inclusion in the United States National Film Registry.

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Die vermutlich ersten Filme der Welt haben zwar nichts mit New York zu tun, aber da wir gerade dabei sind, habe ich sie auch noch mal angehängt.

1888 - Roundhay Garden Scene

Der früheste bekannte Zelluloidfilm wurde von Louis Aimé Augustin Le Prince 1888 aufgenommen. Ort der Aufnahme war der Garten der Whitley Familie in Oakwood Grange Road, Roundhay, einem Vorort von Leeds in Großbritannien, möglicherweise am 14.10.1888.



1888 - Traffic Crossing Leeds Bridge

Dieses ist Louis Aime Augustin Le Prince's zweiter bekannter Film, abgefilmt auf Papierstreifen, ebenfalls im Oktober 1888 entstanden. Es haben nur photographische Kopien bis heute überlebt. Die Brücke von Leeds wurde wegen der dort mit Sicherheit vorhandener "Action" als Motiv gewählt.

Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/William_K._L._Dickson

http://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Le_Prince

http://www.acmi.net.au/AIC/MAGIC_MACHINES_4.html

104th Street curve, New York, elevated railway

Kapitel 70

Und weil es so schön war, gibt es gleich noch einen Film über die Hochbahnen von New York. Diese Rarität wurde 1899 von der Edison Company aufgenommen. Über den Ort der Aufnahmen herrscht aber Unklarheit. Folgt man dem Begleittext, müsste das auf Manhattan gewesen sein. Andere Quellen sprechen von Brooklyn. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Aufnahme noch aus einer Zeit stammt, in der die Hochbahnen nicht elektrifiziert waren, also mit Dampf-Lokomotiven bewegt wurden. Nach der Umstellung auf elektrischen Strom 1903 wurden viele der nicht mehr benötigten Dampfmaschinen in Alaska weiterverwendet. Hier noch der englischsprachige Begleittext von der YouTube-Seite:

Taken from the front platform of a special train run backward over the celebrated S curve. Not only are the passing trains and crowded platforms of great interest, but the view of up-town New York is an excellent one, showing acre upon acre of roofs, towers, steeples and towering apartment houses. As the "special" slows up at 92nd Street, a Harlem express dashes by, the engineer leaning out of his cab, and waving a good-bye.

Filmed ca. late March to mid-April 1899, in New York.

Rapid T. Rabbit "The Third Noel"

Kapitel 69

Ergänzend zu Kapitel 66, in dem ein zehnminütiger Film über die 3rd Ave El zu bestaunen war, gibt es hier noch eine musikalische Erinnerung: "A song paying tribute to the former Third Avenue ELevated railroad line that ran along the East Side of Manhattan in New York until 1955". Dass das Ganze etwas schräg klingt, hängt vermutlich damit zusammen, dass der Song von einer Hasenpuppe gesungen wird und nicht von einem Menschen.